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»Emporwachsens« im Gothischen, erschwerte oft einen harmonischen Zusammenhang
der Füllformen und deren glücklichen Anschluss an das Intrados des Fensterbogens.
Bei ungenügender Trennung 'der Theile entstanden öfters höchst widerwärtige, ssaue
Formen, wie hier und da an St.-Euftache zu Paris.
Auch in der Form der Umrahmung bot die Verbindung der alten und neuen
Formen ihre Schwierigkeiten und führte zuweilen zu ganz eigenthümlichen Lösungen.
An der Kirchenfagade zu St.-Calais (liehe Fig. 152) ist ein antikes Gebälk mit Giebel über ein
Masswerkfenster gesetzt und sehr wenig mit dessen Bogenform verbunden.
Eines der bestgebildeten Beispiele von guter Umrahmung und Masswerk zeigt 8°7-
Fenster zu
ein Fenster am Seitenschiff der Kirche von Bar-sur-Seine bei Troyes. Bar-sur-Seine.
Unterhalb des Kämpfers tragen drei schlanke Rundbogenarcaden, von sehr feinen Dreiviertel-Säulchen
und an den Seitenpfeilern von breiteren Pilastern begleitet, das Gebälk, welches in Kämpferhöhe das
Fenster durchschneidet und der Ueberhöhung des Bogens entspricht. Es ist zwar ziemlich hoch; aber der
Fries ist ebenso wie die Bogenzwickel durchbrochen, ersterer wie offengelassene Metopen. Ueber dem Gesims
steigen die zwei Pfosten bis zum Bogen. Oben sind die drei so entstehenden Felder durch Rundbogen
mit Nasen abgeschlossen, die sich an die Innenseite des Fensterbogens anschliessen, während im unteren
Theil der Felder eine Art Wimpergen-Form aus dem Gesims des Gebälks entspringt. Sie sind von der
Form des Eselsrückens abgeleitet, beginnen halbkreisförmig, setzen sich als zwei senkrechte Pföstchen fort
und endigen in convex gebogenen Spitzen. Einige Krabben, Nasen und abwärts hängende lilienartige
Mittelblumen bilden zu den fest gezeichneten, scharf profilirten Linien, die nichts vom faden Charakter
ineinander laufender Korbbogen haben, eine angenehme belebende Beigabe.
Die Rundbogenarchivolte des Fenslers ist gut profilirt und seitwärts von Bramantesken Pilastern
begleitet. Ihr Gebälk ist mit einem S-förmig geschwungenen Giebel bekrönt, dessen Mittelmotiv als
Tabernakel mit zwei Figürchen behandelt ist. Candelaber, Baldachine und andere Zierformen beleben das
Ganze im Einklang zur reichen Wirkung der durchbrochenen Gliederung des Masswerks.
An St.-Nicolas zu Troyes sind die breiten Rundbogenfenster des Mittelschiffs ziemlich befriedigend 8o8>
durch vier Stäbe und fünf Rundbogen getheilt, die den verlängerten Kämpferstab tragen. Ueber dem-Andere Fenster'
selben laufen die Pfosten fort und schliessen sich durch drei Rundbogen an das Intrados des Bogens an
und lassen zu beiden Seiten Bogendreiecke ossen. In La Ferte-Bernard sind die Fensterstäbe von Notre-
Dame aus verschiedenen Architekturmotiven gebildet, deren Formen nach Palußre sich an die Richtung
derer von St.-Pierre zu Caen anschliessen.
In St.-Eußache zu Paris kommt am Fenster über den Querschiffsthüren (um 1535) ein anderes
Motiv vor. Die Pfosten bilden eine hübsche Arcatur, über welcher ein zellenförmiges Netz gespannt ist
(siehe Fig. 29, S. 108).
Man begegnet nicht nur Rosenfenstern, sondern auch öfters dem Versuch, das F
Masswerk oberhalb der Bogenkämpfer als Halbrosen zu behandeln. Rosen-Formen.
An dem Fenster der Fagade der Capelle im Schlösse zu Usse hat man als Masswerk von Rund-
bogenfenstern die radianten Rippen von Muscheln genommen, zwischen denen der Raum durchbrochen iit.
Ueber dem Portal von St.-Andre-les-Troyes ist an den Rundbogenfenstern in der Laibung unten ein Rahmen
eingesetzt, dessen Sturz in Kämpferhöhe durchgeführt und in der Mitte von einem jonischen Pfeilerchen
auf Piedestal gestützt wird. Im Halbkreis darüber ruht ein halbes Radfenster. Es herrscht hier somit
kein Beslreben, eine Art Entwickelung der Motive nach oben zu erreichen , sondern bloss einen »Aufbau«
von glücklicher Form.
An der Fapade der Kathedrale von Blois ist, wohl um 1540, ein Fenster
von eigenthümlicher Bildung entstanden. Eine breite Rundbogenform wird rechteckig
umrahmt und von einem breiten Fries, zwei Consolen und einem Giebel gekrönt.
Innerhalb des Rundbogens bildet das Masswerk ein halbes Radfenster oder Rose, deren unterste
Eintheilung sich in einer Art gebrochenen Gebälks wiederholt. Unter diesem verbinden vier Rundbogen
die Pfosten, deren Verlängerung eine der concentrischen Eintheilungen der Halbrose bildet.
Man begegnet auch Rosenfenstern, in welchen die radiante Eintheilung natürlich
massgebend bleibt. Die Zeichnung des Stabwerks der Rose an der Fa^ade der
Kirche zu Brie-Comte-Robert hat etwas von einer doppelten »Marguerite«..
»Emporwachsens« im Gothischen, erschwerte oft einen harmonischen Zusammenhang
der Füllformen und deren glücklichen Anschluss an das Intrados des Fensterbogens.
Bei ungenügender Trennung 'der Theile entstanden öfters höchst widerwärtige, ssaue
Formen, wie hier und da an St.-Euftache zu Paris.
Auch in der Form der Umrahmung bot die Verbindung der alten und neuen
Formen ihre Schwierigkeiten und führte zuweilen zu ganz eigenthümlichen Lösungen.
An der Kirchenfagade zu St.-Calais (liehe Fig. 152) ist ein antikes Gebälk mit Giebel über ein
Masswerkfenster gesetzt und sehr wenig mit dessen Bogenform verbunden.
Eines der bestgebildeten Beispiele von guter Umrahmung und Masswerk zeigt 8°7-
Fenster zu
ein Fenster am Seitenschiff der Kirche von Bar-sur-Seine bei Troyes. Bar-sur-Seine.
Unterhalb des Kämpfers tragen drei schlanke Rundbogenarcaden, von sehr feinen Dreiviertel-Säulchen
und an den Seitenpfeilern von breiteren Pilastern begleitet, das Gebälk, welches in Kämpferhöhe das
Fenster durchschneidet und der Ueberhöhung des Bogens entspricht. Es ist zwar ziemlich hoch; aber der
Fries ist ebenso wie die Bogenzwickel durchbrochen, ersterer wie offengelassene Metopen. Ueber dem Gesims
steigen die zwei Pfosten bis zum Bogen. Oben sind die drei so entstehenden Felder durch Rundbogen
mit Nasen abgeschlossen, die sich an die Innenseite des Fensterbogens anschliessen, während im unteren
Theil der Felder eine Art Wimpergen-Form aus dem Gesims des Gebälks entspringt. Sie sind von der
Form des Eselsrückens abgeleitet, beginnen halbkreisförmig, setzen sich als zwei senkrechte Pföstchen fort
und endigen in convex gebogenen Spitzen. Einige Krabben, Nasen und abwärts hängende lilienartige
Mittelblumen bilden zu den fest gezeichneten, scharf profilirten Linien, die nichts vom faden Charakter
ineinander laufender Korbbogen haben, eine angenehme belebende Beigabe.
Die Rundbogenarchivolte des Fenslers ist gut profilirt und seitwärts von Bramantesken Pilastern
begleitet. Ihr Gebälk ist mit einem S-förmig geschwungenen Giebel bekrönt, dessen Mittelmotiv als
Tabernakel mit zwei Figürchen behandelt ist. Candelaber, Baldachine und andere Zierformen beleben das
Ganze im Einklang zur reichen Wirkung der durchbrochenen Gliederung des Masswerks.
An St.-Nicolas zu Troyes sind die breiten Rundbogenfenster des Mittelschiffs ziemlich befriedigend 8o8>
durch vier Stäbe und fünf Rundbogen getheilt, die den verlängerten Kämpferstab tragen. Ueber dem-Andere Fenster'
selben laufen die Pfosten fort und schliessen sich durch drei Rundbogen an das Intrados des Bogens an
und lassen zu beiden Seiten Bogendreiecke ossen. In La Ferte-Bernard sind die Fensterstäbe von Notre-
Dame aus verschiedenen Architekturmotiven gebildet, deren Formen nach Palußre sich an die Richtung
derer von St.-Pierre zu Caen anschliessen.
In St.-Eußache zu Paris kommt am Fenster über den Querschiffsthüren (um 1535) ein anderes
Motiv vor. Die Pfosten bilden eine hübsche Arcatur, über welcher ein zellenförmiges Netz gespannt ist
(siehe Fig. 29, S. 108).
Man begegnet nicht nur Rosenfenstern, sondern auch öfters dem Versuch, das F
Masswerk oberhalb der Bogenkämpfer als Halbrosen zu behandeln. Rosen-Formen.
An dem Fenster der Fagade der Capelle im Schlösse zu Usse hat man als Masswerk von Rund-
bogenfenstern die radianten Rippen von Muscheln genommen, zwischen denen der Raum durchbrochen iit.
Ueber dem Portal von St.-Andre-les-Troyes ist an den Rundbogenfenstern in der Laibung unten ein Rahmen
eingesetzt, dessen Sturz in Kämpferhöhe durchgeführt und in der Mitte von einem jonischen Pfeilerchen
auf Piedestal gestützt wird. Im Halbkreis darüber ruht ein halbes Radfenster. Es herrscht hier somit
kein Beslreben, eine Art Entwickelung der Motive nach oben zu erreichen , sondern bloss einen »Aufbau«
von glücklicher Form.
An der Fapade der Kathedrale von Blois ist, wohl um 1540, ein Fenster
von eigenthümlicher Bildung entstanden. Eine breite Rundbogenform wird rechteckig
umrahmt und von einem breiten Fries, zwei Consolen und einem Giebel gekrönt.
Innerhalb des Rundbogens bildet das Masswerk ein halbes Radfenster oder Rose, deren unterste
Eintheilung sich in einer Art gebrochenen Gebälks wiederholt. Unter diesem verbinden vier Rundbogen
die Pfosten, deren Verlängerung eine der concentrischen Eintheilungen der Halbrose bildet.
Man begegnet auch Rosenfenstern, in welchen die radiante Eintheilung natürlich
massgebend bleibt. Die Zeichnung des Stabwerks der Rose an der Fa^ade der
Kirche zu Brie-Comte-Robert hat etwas von einer doppelten »Marguerite«..