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Göbel, Heinrich
Wandteppiche (III. Teil, Band 1): Die germanischen und slawischen Länder: Deutschland einschließlich Schweiz und Elsass (Mittelalter), Süddeutschland (16. bis 18. Jahrhundert) — Leipzig, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.13167#0093
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Bodenseegegend. Schweiz. Grenzgebiete Süddeutschlands

Da schließlich Teppiche in der gleichen Technik vorerst nicht bekannt sind, liegt die
starke Wahrscheinlichkeit, vielleicht sogar die Gewißheit, daß es sich in unserem Fall um
ein vereinzeltes Stück klösterlichen Fleißes (Villingen) handelt, naturgemäß sehr nahe.

4. Freiburg im Breisgau.

a) Urkundliche Belege.

Urkundlich findet sich bislang kein Beweis für das Bestehen einer Bildwirkermanufaktur
in Freiburg. Für die Annahme spricht einmal der ungewöhnlich reiche, in den zeitgenös-
sischen Münster-Inventaren niedergelegte Schatz an Heidnischwerktüchern, die zudem in
der Hauptsache als Schenkungen eingesessener Patrizierfamilien zu werten sind, zum zwei-
ten die enge Verbindung des Freiburger Klarissenklosters mit dem als alte Wirkerstätte
bekannten Basler St.-Klara-Kloster, alias Gnadental, die in den Wirren der Reformation,
um 1530, zur Abwanderung der Basler Priorin Anna Peyerin und vier ihrer Konvent-
frauen nach der noch nicht beunruhigten Freiburger Gottesstätte führte. Im übrigen sind
die politischen Beziehungen zwischen Basel und Freiburg von alters her besonders eng;
die Tatsache macht sich noch im 17. und 18. Jahrhundert geltend — markgräflich ba-
disches Schloß (sog. Margräfler Hof) in Basel, Verschwägerung Basler und Freiburger
Geschlechter usw. Selbstverständlich ist die Möglichkeit gegeben, daß das Freiburger Pa-
triziat seinen Bedarf an Heidnischwirkereien in Basel deckte; die Wahrscheinlichkeit liegt
bei dem mit den einfachsten Mitteln zu betreibenden Gewerbe nicht vor, sie findet zudem
weder technische noch stilistische Bestätigung in den uns überkommenen Wirkereien Frei-
burger Familien. Das Schatzverzeichnis des Freiburger Münsters53) vom 22. Mai 1483 nennt
unter den „tucher zu der gezird" an einheimischen, nicht niederländischen Bildwirkereien:
„Item ein heidniss werktuch, gab her Adam Loep selig ritter und stat sein schilt und der
von Feningen daran.

Item aber ein heidniss werktuch ist von den von Tuslingen hie.

Item aber ein heidniss werktuch mit 9 biden, daz gab herr Bernhart Schnebly ritter unserer
liben frauen.

Item aber ein alt heidniss werktuch und ist hie von den von Digesheim.
Item ein alt tuch (ob Wirkerei?) das man praucht zum heiigen grab.
Item 3 grosse tücher zur zird im kor zu beiden siten.
Item 3 heidniss werktücher zur clein gezird."

Der Bestand wird durch spätere Nachtragungen ergänzt: „item ein heidisch werk gren tuch
mit panter, lewen und wilden menner, gab der Iryssen von siner frouwen seligen wegen
uf den pfingsttag im 1500 und 13. jar." „Vom Jacob Heimenhoffer heidisch werk 1514:
Item ein grens banksergen (der Ausdruck serge scheint ähnlich wie in Paris mitunter auch
für Heidnischwirkereien gebraucht worden zu sein) mit pantertieren und mit bernen usw.
Item ein rote banksergen.
Item aber ein rote banksergen.
Item ein grene banksergen.

Item vier gren sergen, sint yberantwurt in die custrei uf sambstag nach corporis Christi
(12. Juni) im 1514."

„1515. Item 5 heidische tücher, vieren von bildwerk und das fünft mit grenen blomen, sint
mit zwilchin strichen undernet, hat geben junker Cunrat Stirtzel mit sampt sinem bruder
Maximilian und der anderen freintschaft unser lieben frauen bouw uf aller heiligen tag
im 1500 und 15. jar. etc. kostent 200 gülden."

„1517. Item ein heidisch altartuch uf Jacob Heimenhoffers altar, ist komen in die custrei
uf donerstag sancti Remigii (1. Oktober) im (15)17. jar."

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