Eichstätt (16. Jahrhundert)
Als letzte Beiträge erwähnt B. Kurth62) zwei Fragmente im Bayerischen Nationalmuseum
zu München. Das eine (H. 0,78 m, L. 0,70 m) zeigt ein Granatapfelmuster — Gelb auf rotem
Grund —, dem zweimal das Wappen des englischen Königshauses — die drei schreitenden
gelben Löwen auf Rot — in kleinem Maßstabe etwas unvermittelt aufgelegt sind. Technik
und Farbengebung sprechen unzweifelhaft für die Eichstätter Werkstatt. Daß der sonst
übliche weiße Leinenfaden keine Verwendung fand, ist bei der Wahl der Farben — Rot und
Gelb —, die sich in Wolle unschwer einfärben ließen, nicht weiter verwunderlich. Nicht
gleichermaßen gesichert erscheint das zweite Fragment (II. 0,46 m, L. 0,38 m): Das Ein-
horn, vom Hunde gehetzt, flüchtet in den Schoß einer sitzenden, gekrönten Jungfrau im
rosa Brokatgewand. Die Episode steht gegen einen grünen Hintergrund mit gelb aufgeleg-
ter Granatapfelzeichnung, die im Muster dem vorbesprochenen Fragment stark ähnelt. Die
Tatsache allein kann m. E. kaum ausschlaggebend sein, eher schon das Gesicht der Jung-
frau mit dem leeren Ausdruck und den für die Eichstätter Wirkereien typischen Glotz-
augen. Im übrigen ist aber die Zeichnung des im Jagdeifer vorwärts stürzenden Hundes so
naturalistisch aufgefaßt — die Ohren fliegen dem Köter geradezu um den Kopf —, das Ein-
horn so drastisch wiedergegeben, daß weit eher an eine mittelrheinische Arbeit als ein Er-
zeugnis der Eichstätter Werkstatt zu denken ist.
In der Farbengebung und dem horror vacui stimmt mit der Eichstätter Gruppe ein um
1550 entstandener Behang im Kestner Museum zu Hannover überein — Anbetung, Abbil-
dung 226, H. 1,28 m, L. 1,44 m —, der trotz der fast gleichartig gelösten Flora, und den
glotzenden Gesichtern, unbedingt einen niederdeutschen Einschlag — siehe die Figur
Josephs mit dem Stab — aufweist, der entschieden eher in der Gegend von Hamburg oder
Lüneburg als in Franken entstanden ist.
Als letzte Beiträge erwähnt B. Kurth62) zwei Fragmente im Bayerischen Nationalmuseum
zu München. Das eine (H. 0,78 m, L. 0,70 m) zeigt ein Granatapfelmuster — Gelb auf rotem
Grund —, dem zweimal das Wappen des englischen Königshauses — die drei schreitenden
gelben Löwen auf Rot — in kleinem Maßstabe etwas unvermittelt aufgelegt sind. Technik
und Farbengebung sprechen unzweifelhaft für die Eichstätter Werkstatt. Daß der sonst
übliche weiße Leinenfaden keine Verwendung fand, ist bei der Wahl der Farben — Rot und
Gelb —, die sich in Wolle unschwer einfärben ließen, nicht weiter verwunderlich. Nicht
gleichermaßen gesichert erscheint das zweite Fragment (II. 0,46 m, L. 0,38 m): Das Ein-
horn, vom Hunde gehetzt, flüchtet in den Schoß einer sitzenden, gekrönten Jungfrau im
rosa Brokatgewand. Die Episode steht gegen einen grünen Hintergrund mit gelb aufgeleg-
ter Granatapfelzeichnung, die im Muster dem vorbesprochenen Fragment stark ähnelt. Die
Tatsache allein kann m. E. kaum ausschlaggebend sein, eher schon das Gesicht der Jung-
frau mit dem leeren Ausdruck und den für die Eichstätter Wirkereien typischen Glotz-
augen. Im übrigen ist aber die Zeichnung des im Jagdeifer vorwärts stürzenden Hundes so
naturalistisch aufgefaßt — die Ohren fliegen dem Köter geradezu um den Kopf —, das Ein-
horn so drastisch wiedergegeben, daß weit eher an eine mittelrheinische Arbeit als ein Er-
zeugnis der Eichstätter Werkstatt zu denken ist.
In der Farbengebung und dem horror vacui stimmt mit der Eichstätter Gruppe ein um
1550 entstandener Behang im Kestner Museum zu Hannover überein — Anbetung, Abbil-
dung 226, H. 1,28 m, L. 1,44 m —, der trotz der fast gleichartig gelösten Flora, und den
glotzenden Gesichtern, unbedingt einen niederdeutschen Einschlag — siehe die Figur
Josephs mit dem Stab — aufweist, der entschieden eher in der Gegend von Hamburg oder
Lüneburg als in Franken entstanden ist.