Literatur
Der Straßburger und der Schlettstadter Bestand scheint des öfteren gewechselt zu haben. Außer den
oben aufgezählten Wirkereien werden 1631 nach Schlettstadt überführt: ein Teppich mit der „historia
Abraham et Isaac" (der 1690 wieder nach Straßburg zurückkommt) und ein Antependium „gewürcht,
darauf der englisch gruoss, S. Joannes Baptista et Evangelista" (E. Ungerer, a. a. O.).
Merkwürdigerweise verzeichnen die Schloßinventare nur in selteneren Fällen Heidnischwirkereien, die
über den üblichen Bahmen hinausgehen. Die Aufstellung der Hohenkönigsburg (1530) kennt, abgesehen
von allgemein gehaltenen Angaben (ohne Nennung des Motivs) „ein gutschbeth mit einem heidisch
wercken gepilten von luthen und voglen umbhang", ferner einen langen „uffschlag heidisch werck mit
allerley thieren", ein ähnliches Stück „mit pildern", schließlich „fünft lanck tücher mit tieren und
föglen". (Alsatia. Bd. 7 11858—1861] S. 304.) Das Inventar des bischöflichen Vogtes zu Bufach, des
Junkers Ludwig Horneck von Hornberg (1537) erwähnt u. a. „ein heidischwerck duch mit wilden man-
nen" sowie Kissenblätter, „mit symler schilt, mit Massmunster wapen, mit eym einhorn", „mit eym
vech" (E. Ungerer, a. a. O.) usw. Bei dem Vogt von Sasbach, Ludwig Schenck von Ebenheim, finden sich
1561 Heidnischwerk-Kissen, „mit wilden mannen", mit dem Bilde der Madonna und dem bekannten
Symbol des Einhorns; die größeren Wirkereien werden leider kurz mit dem Vermerk „mit bilderen" er-
ledigt. (E. Ungerer, a. a. O.). Wesentlich reicher, zum mindesten ausführlicher wiedergegeben, ist der
Textilienschatz des bischöflichen Schlosses Hohbarr aus dem Jahre 1592. Die Fürstenkammer ist mit
„tapezereyen, dem elephanten" ausgestattet, in Graf Eberhards Gemach liegt ein „gewürckt kussin mit
bischoff Johann wappen", im Schrank auf dem Gang lagern „ein gewürckt schöne deppich von seiden
mit den h. 3 königen" und „ein anderer mit dem englischen gruess". Weitere Behänge werden nur der
Stückzahl nach geführt.
Das Inventar der Sakristei von St. Georg zu Hagenau erwähnt zahlreiche „für altar", „gezogene Wercke
küssen" usw., leider ohne die Motive zu nennen (V. Guerber, Inventar der Sakristei von St. Georg in
Hagenau: Bulletin de la societe pour la conservation des monuments historiques d'Alsace, II2 serie,
5e vol. 1868. Memoire, S. 148).
5) H. Schmitz, a. a. O. S. 73 ff.
B. Kurth, a. a. O. S. 122 ff.
«) H. Göbel, Wandteppiche, 1. Teil, 2. Bd., T. 59.
') Die Dame spricht:
„din stosen gefeit mir wol
lieber stos als es sin sol";
der Herr, augenscheinlich im Nachteil, antwortet:
„ich stes gern ser
so mag ich leider nit mer".
8) H. Göbel, Wandteppiche, 1. Teil, 1. Bd., S. 170.
') Das Spruchband der Königin Minne kündet:
„drost und freid
machent dise meid".
10) Der gefesselte Jüngling spricht durch seine Legende:
„von dine hande
lig ich in bände".
") H. Schmitz, Bildteppiche, a. a. O. S. 73/74.
„Zeichnung und Tracht versetzen diesen Teppich in den österreichisch-tiroler Kunstkreis vom Ende des
14. Jahrhunderts. Die Wandgemälde in Bunkelstein und Lichtenberg, im Adlerturm von Trient, der 1387
geschriebene Willehelm von Oranse aus der Ambraser-Sammlung in dem Wiener Hofmuseum und die
weiteren um 1390 für König Wenzel gemalten Handschriften, mit der Bibel der Wiener Hofbibliothek
als Glanzstück, bieten zahlreiche unmittelbare Berührungspunkte . . . Bei den Monatsbildern im Adler-
turm in Trient erstreckt sich die Verwandtschaft mit dem Teppich in Nürnberg bis zur Ubereinstimmung
ganzer Gruppen, so daß an gemeinsame Vorlagen, wo nicht gar an denselben Zeichner zu denken ist.
Der Minneteppich vertritt somit die frühe Stufe des malerischen Stiles der südostdeutschen Lande, die
durch eine starke Einwirkung der veronesischen-paduaner Malerei bezeichnet wird. Das verdient deshalb
Beachtung, weil die französisch-burgundische Bildwirkerei um 1400, wie hier voraus zu nehmen ist,
gleichfalls Elemente des höfischen Veroneser Stils in sich verarbeitet hat und auf diese Weise einige
auffallende mit den südostdeutschen Teppichen der Zeit verwandte Züge zu erklären sind. Es ist aller-
dings die Möglichkeit einer gewissen unmittelbaren Einwirkung der burgundisch-französischen Bild-
wirkerei auf die Anfänge der südostdeutschen nicht ganz von der Hand zu weisen; schon die frühe Aus-
bildung des Bilderkreises der Teppiche mit Helden- und Minnedarstellungen spricht dafür."
1S) H. Göbel, Wandteppiche, 1. Teil, 1. Bd., S. 235.
15) B. Kurth, a. a. O. S. 123/124.
14) Nahverwandte Trachten finden sich verschiedentlich auf Minnekästchen, die H. Kohlhausen, auf dem
Kurthschen Werk fußend, dem Elsaß zuschreibt, z. B. ein Kästchen im Berliner Schloßmuseum (Kohl-
hausen, a. a. O. Nr. 53, Tafel 39), das unter anderem auch ein Quintaine-Spiel bringt. Andere Stücke der
Gruppe (Nr. 54 bis Nr. 64) zeigen stärkeren oberrheinischen Charakter, die Bezeichnung wechselt zwischen
Oberrhein und Elsaß. Leider tragen die Kästchen keine Wappenzeichen.
16) F. Burger, Deutsche Malerei, Bd. II, Berlin 1917, Abb. 310.
18) Hans Bott, Oberrheinische Künstler der Spätgotik und Frührenaissance: Zeitschrift für die Geschichte
des Oberrheins, Neue Folge, Bd. 43, 1930, S. 47, 89.
17) Vgl. den Hirschreiter auf einem Elsässer Minnekästchen (Beginn des 15. Jahrhunderts) im Kölner Kunst-
gewerbemuseum (H. Kohlhausen, Minnekästchen im Mittelalter, Nr. 61, Tafel 46).
18) B. Kurth reiht den Behang der Schweizer Produktion ein.
,9) „Woluf • ale • mine ■ wilden ■ man ■
wir • wellent ■ festen • und ■ buirge • ha • "
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Der Straßburger und der Schlettstadter Bestand scheint des öfteren gewechselt zu haben. Außer den
oben aufgezählten Wirkereien werden 1631 nach Schlettstadt überführt: ein Teppich mit der „historia
Abraham et Isaac" (der 1690 wieder nach Straßburg zurückkommt) und ein Antependium „gewürcht,
darauf der englisch gruoss, S. Joannes Baptista et Evangelista" (E. Ungerer, a. a. O.).
Merkwürdigerweise verzeichnen die Schloßinventare nur in selteneren Fällen Heidnischwirkereien, die
über den üblichen Bahmen hinausgehen. Die Aufstellung der Hohenkönigsburg (1530) kennt, abgesehen
von allgemein gehaltenen Angaben (ohne Nennung des Motivs) „ein gutschbeth mit einem heidisch
wercken gepilten von luthen und voglen umbhang", ferner einen langen „uffschlag heidisch werck mit
allerley thieren", ein ähnliches Stück „mit pildern", schließlich „fünft lanck tücher mit tieren und
föglen". (Alsatia. Bd. 7 11858—1861] S. 304.) Das Inventar des bischöflichen Vogtes zu Bufach, des
Junkers Ludwig Horneck von Hornberg (1537) erwähnt u. a. „ein heidischwerck duch mit wilden man-
nen" sowie Kissenblätter, „mit symler schilt, mit Massmunster wapen, mit eym einhorn", „mit eym
vech" (E. Ungerer, a. a. O.) usw. Bei dem Vogt von Sasbach, Ludwig Schenck von Ebenheim, finden sich
1561 Heidnischwerk-Kissen, „mit wilden mannen", mit dem Bilde der Madonna und dem bekannten
Symbol des Einhorns; die größeren Wirkereien werden leider kurz mit dem Vermerk „mit bilderen" er-
ledigt. (E. Ungerer, a. a. O.). Wesentlich reicher, zum mindesten ausführlicher wiedergegeben, ist der
Textilienschatz des bischöflichen Schlosses Hohbarr aus dem Jahre 1592. Die Fürstenkammer ist mit
„tapezereyen, dem elephanten" ausgestattet, in Graf Eberhards Gemach liegt ein „gewürckt kussin mit
bischoff Johann wappen", im Schrank auf dem Gang lagern „ein gewürckt schöne deppich von seiden
mit den h. 3 königen" und „ein anderer mit dem englischen gruess". Weitere Behänge werden nur der
Stückzahl nach geführt.
Das Inventar der Sakristei von St. Georg zu Hagenau erwähnt zahlreiche „für altar", „gezogene Wercke
küssen" usw., leider ohne die Motive zu nennen (V. Guerber, Inventar der Sakristei von St. Georg in
Hagenau: Bulletin de la societe pour la conservation des monuments historiques d'Alsace, II2 serie,
5e vol. 1868. Memoire, S. 148).
5) H. Schmitz, a. a. O. S. 73 ff.
B. Kurth, a. a. O. S. 122 ff.
«) H. Göbel, Wandteppiche, 1. Teil, 2. Bd., T. 59.
') Die Dame spricht:
„din stosen gefeit mir wol
lieber stos als es sin sol";
der Herr, augenscheinlich im Nachteil, antwortet:
„ich stes gern ser
so mag ich leider nit mer".
8) H. Göbel, Wandteppiche, 1. Teil, 1. Bd., S. 170.
') Das Spruchband der Königin Minne kündet:
„drost und freid
machent dise meid".
10) Der gefesselte Jüngling spricht durch seine Legende:
„von dine hande
lig ich in bände".
") H. Schmitz, Bildteppiche, a. a. O. S. 73/74.
„Zeichnung und Tracht versetzen diesen Teppich in den österreichisch-tiroler Kunstkreis vom Ende des
14. Jahrhunderts. Die Wandgemälde in Bunkelstein und Lichtenberg, im Adlerturm von Trient, der 1387
geschriebene Willehelm von Oranse aus der Ambraser-Sammlung in dem Wiener Hofmuseum und die
weiteren um 1390 für König Wenzel gemalten Handschriften, mit der Bibel der Wiener Hofbibliothek
als Glanzstück, bieten zahlreiche unmittelbare Berührungspunkte . . . Bei den Monatsbildern im Adler-
turm in Trient erstreckt sich die Verwandtschaft mit dem Teppich in Nürnberg bis zur Ubereinstimmung
ganzer Gruppen, so daß an gemeinsame Vorlagen, wo nicht gar an denselben Zeichner zu denken ist.
Der Minneteppich vertritt somit die frühe Stufe des malerischen Stiles der südostdeutschen Lande, die
durch eine starke Einwirkung der veronesischen-paduaner Malerei bezeichnet wird. Das verdient deshalb
Beachtung, weil die französisch-burgundische Bildwirkerei um 1400, wie hier voraus zu nehmen ist,
gleichfalls Elemente des höfischen Veroneser Stils in sich verarbeitet hat und auf diese Weise einige
auffallende mit den südostdeutschen Teppichen der Zeit verwandte Züge zu erklären sind. Es ist aller-
dings die Möglichkeit einer gewissen unmittelbaren Einwirkung der burgundisch-französischen Bild-
wirkerei auf die Anfänge der südostdeutschen nicht ganz von der Hand zu weisen; schon die frühe Aus-
bildung des Bilderkreises der Teppiche mit Helden- und Minnedarstellungen spricht dafür."
1S) H. Göbel, Wandteppiche, 1. Teil, 1. Bd., S. 235.
15) B. Kurth, a. a. O. S. 123/124.
14) Nahverwandte Trachten finden sich verschiedentlich auf Minnekästchen, die H. Kohlhausen, auf dem
Kurthschen Werk fußend, dem Elsaß zuschreibt, z. B. ein Kästchen im Berliner Schloßmuseum (Kohl-
hausen, a. a. O. Nr. 53, Tafel 39), das unter anderem auch ein Quintaine-Spiel bringt. Andere Stücke der
Gruppe (Nr. 54 bis Nr. 64) zeigen stärkeren oberrheinischen Charakter, die Bezeichnung wechselt zwischen
Oberrhein und Elsaß. Leider tragen die Kästchen keine Wappenzeichen.
16) F. Burger, Deutsche Malerei, Bd. II, Berlin 1917, Abb. 310.
18) Hans Bott, Oberrheinische Künstler der Spätgotik und Frührenaissance: Zeitschrift für die Geschichte
des Oberrheins, Neue Folge, Bd. 43, 1930, S. 47, 89.
17) Vgl. den Hirschreiter auf einem Elsässer Minnekästchen (Beginn des 15. Jahrhunderts) im Kölner Kunst-
gewerbemuseum (H. Kohlhausen, Minnekästchen im Mittelalter, Nr. 61, Tafel 46).
18) B. Kurth reiht den Behang der Schweizer Produktion ein.
,9) „Woluf • ale • mine ■ wilden ■ man ■
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