Geleitwort
Im gleichen Zeitraum wie Albrecht Dürer be- dem voll Staunen Städte und Landschaften, Sitten
suchte der englische Kanzler und Schriftsteller und Gebräuche.
Thomas Morus Antwerpen. Der märchenhafte Merkwürdige Leute waren die alten Nieder-
Reichtum der Stadt, ihr pulsierendes Leben, das länder. Im Alltag sparsam, reinlich und häuslich,
bunte Treiben des Hafens regten ihn dort an, einen berechnende Kaufleute, kühl und zurückhaltend
Roman über ein Fabelland des vollkommenen im Umgang. Wenn sie aber einmal feierten, und das
Glücks zu schreiben, »Utopia«, das allen späteren taten sie oft und ausgiebig, verwandelten sie sich in
Utopien den Namen gab. Hundert Jahre später schwelgerische Prasser; Bier und Wein flössen ohne
schwang sich Amsterdam zum Mittelpunkt des Maß, ganze Tage hindurch wurde geschlemmt. Was
internationalen Handels auf; über den unerhörten in Reiseberichten, Tagebüchern und Erzählungen
Goldschatz, der die Keller der Börse bis zu den schriftlich notiert ist, das haben die großen nieder-
Gewölben gefüllt haben soll, liefen in ganz Europa ländischen Maler mit dem Pinsel festgehalten. Ihre
Gerüchte um. Bilder zeigen das weite Flachland, beschauliche
Schon seit dem ausgehenden Mittelalter bis hin Stuben oder dröhnende Gelage ebenso lebensnah,
zur Goethezeit strömten Neugierige aus allen Natio- wie sie in zeitgenössischen Berichten beschrieben
nen in die Niederlande, um das blühende Leben worden sind. Noch heute bestätigt sich an manchen
dort zu genießen und kennenzulernen; führende Orten der Eindruck Tischbeins, daß wir durch die
Staatsmänner zählen zu den Reisenden, Dichter, niederländische Malerei in der goldenen Zeit von
Philosophen und viele Künstler wie auch der Maler Bosch und Breughel bis zu Rubens und Rembrandt
Tischbein, dessen liebevolle Beobachtung unser Land und Leute so kennenlernen, wie sie wirklich
Bilderbuch einleitet. Viele von den Besuchern schil- waren.
Peter Paul Rubens (Siegen, Westf. 1577—1640 Antwerpen), Bauern beim Melken.
München, Alte Pinakothek.
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Im gleichen Zeitraum wie Albrecht Dürer be- dem voll Staunen Städte und Landschaften, Sitten
suchte der englische Kanzler und Schriftsteller und Gebräuche.
Thomas Morus Antwerpen. Der märchenhafte Merkwürdige Leute waren die alten Nieder-
Reichtum der Stadt, ihr pulsierendes Leben, das länder. Im Alltag sparsam, reinlich und häuslich,
bunte Treiben des Hafens regten ihn dort an, einen berechnende Kaufleute, kühl und zurückhaltend
Roman über ein Fabelland des vollkommenen im Umgang. Wenn sie aber einmal feierten, und das
Glücks zu schreiben, »Utopia«, das allen späteren taten sie oft und ausgiebig, verwandelten sie sich in
Utopien den Namen gab. Hundert Jahre später schwelgerische Prasser; Bier und Wein flössen ohne
schwang sich Amsterdam zum Mittelpunkt des Maß, ganze Tage hindurch wurde geschlemmt. Was
internationalen Handels auf; über den unerhörten in Reiseberichten, Tagebüchern und Erzählungen
Goldschatz, der die Keller der Börse bis zu den schriftlich notiert ist, das haben die großen nieder-
Gewölben gefüllt haben soll, liefen in ganz Europa ländischen Maler mit dem Pinsel festgehalten. Ihre
Gerüchte um. Bilder zeigen das weite Flachland, beschauliche
Schon seit dem ausgehenden Mittelalter bis hin Stuben oder dröhnende Gelage ebenso lebensnah,
zur Goethezeit strömten Neugierige aus allen Natio- wie sie in zeitgenössischen Berichten beschrieben
nen in die Niederlande, um das blühende Leben worden sind. Noch heute bestätigt sich an manchen
dort zu genießen und kennenzulernen; führende Orten der Eindruck Tischbeins, daß wir durch die
Staatsmänner zählen zu den Reisenden, Dichter, niederländische Malerei in der goldenen Zeit von
Philosophen und viele Künstler wie auch der Maler Bosch und Breughel bis zu Rubens und Rembrandt
Tischbein, dessen liebevolle Beobachtung unser Land und Leute so kennenlernen, wie sie wirklich
Bilderbuch einleitet. Viele von den Besuchern schil- waren.
Peter Paul Rubens (Siegen, Westf. 1577—1640 Antwerpen), Bauern beim Melken.
München, Alte Pinakothek.
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