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Günther, Hubertus
Niederländisches Bilderbuch — München, 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.11572#0020
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Die Niederlande waren ein dichtbevölkertes
Gebiet, zahlreiche große Städte und Indu-
strieorte lagen auf engem Raum nahe bei-
einander, jeder Flecken Land, berichten uns die
Augenzeugen, war ausgenutzt. Zwischen den Orten
wickelte sich ein reger Handel ab. Deshalb war das
Verkehrsnetz der Niederlande verzweigter als in
allen anderen Ländern, und die Straßen waren, wie
Besucher des Landes versichern, ungewöhnlich gut
ausgebaut: Eine Sandschicht ließ die Feuchtigkeit
durchsickern und glich Unebenheiten des Geländes
aus. Das gewährleistete die Passierbarkeit, aller-
dings noch lange nicht die Bequemlichkeit der ge-
pflasterten Straßen, die wir heute gewohnt sind.
Aber der Reiseverkehr zwischen den Städten glich
fast modernen Verhältnissen. Es gab feste Linien,
auf denen Postkutschen regelmäßig zwischen allen
großen Orten verkehrten. Zum Beispiel fuhr in
Amsterdam der Wagen nach Den Haag zweimal am
Tag vom Korsjespoort morgens um Punkt 7 Uhr

und mittags um 13 Uhr ab; entsprechend geordnet
ging es auch auf den zahlreichen anderen Routen
des Landes zu.

Wir sind solche Verhältnisse gewohnt, aber auf
die ausländischen Besucher wirkten sie damals
völlig überraschend: »Man darf nicht etwan fragen«,
verwundert sich noch im 18. Jahrhundert ein Rei-
sender, »an welchem Wochentage geht die Post?
sondern zu welcher Stunde Vormittags, oder, will
ich es lieber, Nachmittags geht die Treckschute.«
Andere Reisende bestaunten auch, mit welcher
Regelmäßigkeit und Pünktlichkeit die Abfahrts-
zeiten eingehalten wurden.

Die öffentlichen Verkehrsmittel waren billig,
und jedermann benutzte sie, die Regenten ebenso
wie das gemeine Volk; es ging dort ausgesprochen
demokratisch zu: »Wer zuerst kommt, nimmt nach
seinem Gefallen die beste Stelle ein, ohne Ansehen
der Würde dessen, der später kömmt«, berichtet
Henrich Bentheim 1698.

Jan van der Heyden (Gorkum 1637—1712 Amsterdam), Der Landsitz von Nyenrode.

Amsterdam, Rijksmuseum.

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