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Günther, Hubertus
Niederländisches Bilderbuch — München, 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.11572#0014
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cWo lieget^
die cNiederlaqde?

Das Nibelungenlied nennt den jungen Sieg-
fried, der von der väterlichen Burg zu Xan-
ten auszieht, den »helt von Niderlant«. Der
Begriff der »Niederlande« bezeichnete im Mittelalter
den gesamten Raum nördlich von Ardennen und
Eifel, der sich zwischen der Küste und dem Rhein-
land erstreckt. Bis heute haben sich noch Gemein-
samkeiten in Gebräuchen und Sprache erhalten,

Es gab also viele Namen für ein und dasselbe
Gebiet. Im 17. Jahrhundert, als das Land politisch
in zwei Teile zerfiel, entstand eine babylonische
Sprachverwirrung. Die nördlichen Provinzen nann-
ten sich die »Vereinigten Staaten der Niederlande«,
nachdem sie sich von der Herrschaft der Habs-
burger befreit hatten. Um sie von den südlichen
Provinzen, die beim Hause Habsburg verblieben

Willem van de Velde ]M BjMA / \ Rechte Seite:

der Jüngere \ IL^i»yjBpfe.U ^yM^f,ä 'Jan Vermeer

(Leiden 1633—1707 Jkk (Delft 1632—1675),

London), jESHu Der Offizier und das

Ruhiges Meer. Mädchen

München, |jj§ New York,
Alte ■HBH^^^^^^^^^HiHlEHHII^^^^HBHIHHHHni Frick Collection.

die die Gebiete zwischen diesen Grenzen mitein- waren, zu unterscheiden, bezeichnete man sie auch
ander verbinden. Freilich lösten sich die »heiligen nach ihrer reichsten Landschaft Holland. Im gesam-
Lande« des Deutschen Reiches, das Erzbistum Köln ten Gebiet der alten Niederlande blühten während
und die Krönungsstadt Aachen, schon im hohen des 16. und 17. Jahrhunderts bedeutende Handels-
Mittelalter aus diesem Verband. Es wurde allmäh- metropolen, aber der große Reichtum des Landes
lieh auch üblich, den gesamten Bereich der heutigen konzentrierte sich auf den Küstenstreifen, der sich
Beneluxländer nach der Provinz Flandern zu nen- zwischen Antwerpen und Amsterdam erstreckt, von
nen, da sich in ihren reichen Städten Gent, Brügge der Wirkungsstätte Rubens' bis zur Stadt Rem-
und Antwerpen die Wege des internationalen Han- brandts. Und unter den drei Provinzen dieser Tief-
dels kreuzten. Die Humanisten bevorzugten statt ebene, Nordflandern, Seeland und Holland, ragte
dessen den Namen »Belgium«, weil das Land zwi- die letztere weit heraus. Hier lagen, nur kurze Weg-
sehen Seine und Rhein zur römischen Provinz »Bei- strecken voneinander entfernt, zahlreiche Städte:
gica secunda« gehört hatte; andere gebrauchten Haarlem, wo Frans Hals arbeitete, Delft, der Wohn-
die Bezeichnung »Batavia«, die Caesar und Tacitus sitz Jan Vermeers, die Universitätsstadt Leiden, aus
auf das Rheindelta und die nördliche Küstenebene der Jan Steen und Gerrit Dou stammten, und
anwenden. Amsterdam, die »Hauptstadt der Welt«.

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