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Lenz Der verwundete Bräutigam.
Diese wenigen Worte werden als Notiz für verständige Leser hin-
reichend seyn, die Andern sind ganz unverbesserlich.
Wir fügen dieser Anzeige noch die eines kleinen Büchleins bei,
welches an sich ganz unbedeutend ist und auch nicht in unser Fach ge-
hört, als Reliquie des unglücklichen Lenz aber gleichwohl anziehend ist,
da er einer Periode angehört, in welcher er mit Göthe noch in keiner
Berührung gewesen war.
Der verwundete Bräutigam. Von Jacob Michael Reinhold Lenz.
Im Manuscripte auf gefunden und her ausgegeben von Kr. L.
Blum, Dr. Berlin, Verlag von Duncker und Humblot. 1845.
XXIV. und 72 S. kl. 8.
Da hier weder von einer ausführlichen Anzeige eines Schauspiels,
noch von einer ästhetischen Prüfung der Arbeiten des unglücklichen Lenz
überhaupt die Rede seyn kann, so hebt Ref. nur ein paar Worte des
Herausgebers aus der Vorrede aus, um zu zeigen, wie es sich mit die-
ser Reliquie verhalte, und zu beweisen, dass sie mit mehr Recht auf dem
Paradebett vors deutsche Publikum getragen werden darf, als die Kno-
chen der unbekannten Heiligen vor dem Publikum von Provins. Herr
Dr. B 1 u m schreibt:
Ein Mann von 83 Jahren schenkte mir ein Manuscript, welches 60
Jahre in seinem Pulte geruht. Dasselbe enthält auf 54 enggeschriebenen
Oktavseiten das Drama, dessen Titel diess Büchlein führt. Dieses Manu-
script ist von des Dichters eigner Hand geschrieben und trägt seinen
Namen an der Stirn. Es war dem letzten Besitzer aus den Händen na-
her Verwandten des Verf. zugekommen, der wahrscheinlich selbst nur die
eiuzige Reinschrift gemacht hatte. Wenigstens findet sich keine Spur,
als wäre irgendwo sonst eine gedruckte Notiz über das Drama oder seine
Veranlassung geblieben. Die Handschrift ist fliessend und bequem, das
Ganze auf geringes Conceptpapier geschrieben, dessen sich Lenz, wie
Göthe in Dichtung und Wahrheit erzählt, gewöhnlich bediente, ohne den
mindesten Rand weder unten noch oben, noch an den beiden Seiten zu lassen.
Der Herausgeber fügt im Folgenden Bemerkungen über Lenz und
über seine Beurtheiler bei, und sucht ihn in Schutz zu nehmen, hernach
gibt er die Veranlassung an, welche Lenz den Stoff, oder vielleicht
mehr den Anstoss zur Verfertigung des Stücks gegeben habe, und diese
Angabe schliesst er S. XX. mit den Worten:
Diess die Anekdote, die dem sechzehnjährigen Dichter Ver-
anlassung und Stoff zu seinem Festspiele gab. Ich denke sie ist einfach
genug und ebenso einfach auch die Ausführung. Aber wie keck ist das
Ganze entworfen und wie frisch durchgeführt! Man fühlt, es war ihm
wenige Zeit zur Ausarbeitung gestattet. Herrscht bisweilen das Weiche
und Schmelzende vor, so erinnert diess an jene Zeit der überströmenden
Gefühle, die freilich ihren schönsten Ausdruck in noch heutzutage be-
wunderten Tonstücken finden u. s. w.
Schlosser.
Lenz Der verwundete Bräutigam.
Diese wenigen Worte werden als Notiz für verständige Leser hin-
reichend seyn, die Andern sind ganz unverbesserlich.
Wir fügen dieser Anzeige noch die eines kleinen Büchleins bei,
welches an sich ganz unbedeutend ist und auch nicht in unser Fach ge-
hört, als Reliquie des unglücklichen Lenz aber gleichwohl anziehend ist,
da er einer Periode angehört, in welcher er mit Göthe noch in keiner
Berührung gewesen war.
Der verwundete Bräutigam. Von Jacob Michael Reinhold Lenz.
Im Manuscripte auf gefunden und her ausgegeben von Kr. L.
Blum, Dr. Berlin, Verlag von Duncker und Humblot. 1845.
XXIV. und 72 S. kl. 8.
Da hier weder von einer ausführlichen Anzeige eines Schauspiels,
noch von einer ästhetischen Prüfung der Arbeiten des unglücklichen Lenz
überhaupt die Rede seyn kann, so hebt Ref. nur ein paar Worte des
Herausgebers aus der Vorrede aus, um zu zeigen, wie es sich mit die-
ser Reliquie verhalte, und zu beweisen, dass sie mit mehr Recht auf dem
Paradebett vors deutsche Publikum getragen werden darf, als die Kno-
chen der unbekannten Heiligen vor dem Publikum von Provins. Herr
Dr. B 1 u m schreibt:
Ein Mann von 83 Jahren schenkte mir ein Manuscript, welches 60
Jahre in seinem Pulte geruht. Dasselbe enthält auf 54 enggeschriebenen
Oktavseiten das Drama, dessen Titel diess Büchlein führt. Dieses Manu-
script ist von des Dichters eigner Hand geschrieben und trägt seinen
Namen an der Stirn. Es war dem letzten Besitzer aus den Händen na-
her Verwandten des Verf. zugekommen, der wahrscheinlich selbst nur die
eiuzige Reinschrift gemacht hatte. Wenigstens findet sich keine Spur,
als wäre irgendwo sonst eine gedruckte Notiz über das Drama oder seine
Veranlassung geblieben. Die Handschrift ist fliessend und bequem, das
Ganze auf geringes Conceptpapier geschrieben, dessen sich Lenz, wie
Göthe in Dichtung und Wahrheit erzählt, gewöhnlich bediente, ohne den
mindesten Rand weder unten noch oben, noch an den beiden Seiten zu lassen.
Der Herausgeber fügt im Folgenden Bemerkungen über Lenz und
über seine Beurtheiler bei, und sucht ihn in Schutz zu nehmen, hernach
gibt er die Veranlassung an, welche Lenz den Stoff, oder vielleicht
mehr den Anstoss zur Verfertigung des Stücks gegeben habe, und diese
Angabe schliesst er S. XX. mit den Worten:
Diess die Anekdote, die dem sechzehnjährigen Dichter Ver-
anlassung und Stoff zu seinem Festspiele gab. Ich denke sie ist einfach
genug und ebenso einfach auch die Ausführung. Aber wie keck ist das
Ganze entworfen und wie frisch durchgeführt! Man fühlt, es war ihm
wenige Zeit zur Ausarbeitung gestattet. Herrscht bisweilen das Weiche
und Schmelzende vor, so erinnert diess an jene Zeit der überströmenden
Gefühle, die freilich ihren schönsten Ausdruck in noch heutzutage be-
wunderten Tonstücken finden u. s. w.
Schlosser.