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Kurze Anzeigen.

ungezwungen anknüpfen; bald führt uns der Verf. in das Gebiet der Wissen-
schaftlichkeit und der kritisch-ästhetischen Bestrebungen unserer Zeit, während
poetische Betrachtungen, welche die Gefühle und Empfindungen des Verf. aus-
sprechen, mehrfach in diess ansprechende Bunte einer Reiseschilderung einge-
woben sind. Diese Mannigfaltigkeit des Inhalts, wodurch jede Uniformität eines
trocknen Reiseberichtes vermieden bleibt, ist es, was das Ganze so anziehend
macht; nicht ein statistisch-ethnographisches Tableau mit allen möglichen und
genauesten Angaben über Ein- und Ausfuhr, Zollerträgnisse, Fabriken, Handel,
Bevölkerung, Beamtenstand, geistlichen und weltlichen, und was dergleichen
Dinge mehr sind, darf hier erwartet werden: wohl aber eine getreue, mit vie-
len andern Bemerkungen geistreich durchwebte' Schilderung eines Landes, das
bisher äusser dem Bereich der Touristen so ziemlich lag, das wenig gekannt
und besucht, doch der Naturschönheiten so viele besitzt, und an Denkmalen
alter Kunst nichts weniger als arm ist, das dabei von einem Menschenschlag
bewohnt ist, der kräftig und stark, von der Verweichlichung europäischen Le-
bens noch weniger berührt, auch von der kosmopolitischen, Alles nivellirenden
Civilisation unserer Zeit noch nicht bewältigt worden ist, dadurch aber an In-
teresse so sehr gewinnt.
Triest bildet den Ausgangspunkt, der durch die Bequemlichkeit einer
wohlgeordneten Dampfschiffahrt nicht wenig erleichterten und geförderten Reise;
dem edlen Zajotti vergisst der Verf. nicht, bei dieser Gelegenheit einige
Worte des Andenkens nachzurufen, die auch diesseits der Alpen Anklang finden
werden. Isola und Kapodistria, dann Pirano, Pisino, Pola mit sei-
nem römischem Amphitheater, Russin, Osero, Cherso, Veglia werden nach
einander besucht und in der freien und ungezwungenen Weise, die wir eben
hervorgehoben haben, geschildert; Fiume, die neu aufblühende, ungarische
Handelsstadt, bildet den Schluss der istrischen Reise, auf welche dann die Fahrt
nach Dalmatien folgt. Die Hauptpunkte, welche hier geschildert werden, sind
Zara mit seinen nächsten Umgebungen, daun Sebenico, Spalato mit dem
gewaltigen Pallaste des Diocletian, der bei aller der Zerstörung und Entstellung,
die ihn im Laufe der Zeiten getroffen, doch noch immer so majestätisch erscheint,
„dass wir gedrungen sind , dem byzantinischen gekrönten Schriftsteller beizu-
stimmen in seiner Behauptung, kein Plan und keine Beschreibung könne ihn
erreichen“ (S. 172). Aber über diesen und andern grossartigen Resten römi-
scher Herrschaft werden auch die Denkmale des Mittelalters nicht übersehen;
jene herrlichen Dome, in der Zeit venetianischer Herrschaft, an die so Vieles
hier erinnert, erbaut; jene Festen, durch welche die kluge Politik dieses gros-
sen Seestaates sich den Besitz dieser ihm so wichtigen Buchten, Hafen und
Küstenstrecken zu sichern und zu erhalten wähnte; jene Reste einer im Dienste
der Religion und der Kirche stehenden Malerei, von der auch Dalmatiens Kir-
chen Zeugniss geben können; das und so manches Andere wird eben so sehr
beachtet, als das Volk, das keine Ursache mehr hat, die Zeiten der Venetianer-
hcrrschaft, aber auch nicht die, wenn auch nur kurze Periode fränkischer Occu-
pation zurückzuverlangen; gern verweilen wir bei der Schilderung seiner Sit-
ten, seiner Eigentümlichkeiten und dergleichen, die für uns so viel Anziehen-
des hat. Äusser den genannten Punkten geben Lessina, Lissa, Cattaro
und die Bocche di Cattaro Veranlassung zu den anziehendsten Schilderun-
gen; Ragusa bildet den Schluss. Wir unterlassen es, Auszüge aus diesen in
frJscher Erinnerung aufgezeichneten Skizzen zu geben, oder Einzelnes weiter
hervorzuheben; wo sollten wir anfangen, wo enden? Möge Jeder lieber selbst
zu diesen Briefen und Erinnerungen greifen, er wird sie nicht unbefriedigt aus
der Hand legen, der Verf. selbst aber möge noch öfters uns mit solchen Ga-
ben erfreuen !
 
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