DOI Heft:
Nr. 21
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322 Tchihatcheif: Voyage dans l’AIta'i oriental.
der Reisende an, den Ueberdruss einer langen und ermüdenden, ver-
driesslichen Pilgrimschaft zu vergessen; der Gedanke: endlich die einför-
migen Bilder von Ebenen und von, fast nicht unterbrochenen, Plateaus
verschwinden zu sehn, belebt ihn. Allein weich’ bittere Täuschung: ge-
rade bei Perm nimmt die Gegend wieder die niederbeugende Einerlei-
heit eines endlosen Oceans an. Wenige Werst weiter wird indessen die
Boden-Gestaltung mannigfaltiger; auch ist der kleinen Stadt Koungour
-— 85 Werst von Perm — die angenehmste Lage in einem Tiefthale
eigen. Das Ural-Gebiet hat jedoch hier keineswegs einen entschiedenen
Charakter und erst "bei Bisserskaya — 192 Werst von Perm —
tritt man ins eigentliche Gebirgsland ein. Katharinenburg, die Stadt,
welche gleichsam als äusserste Grenzwache des Uralischen Gebirgs-Walles,
Europa und Asien scheidend, einnimmt, gewährt dem gegen Sibirien hin
ziehenden Wanderer einen naturgemässen Rastpunct; hier findet der Rei-
sende gewissermassen eine neue Aera, von wo aus er die zweile Phase
seiner langen Wallfahrt bezeichnen kann.
Die Jahreszeit gestattete dem Verf. keine geologischen Untersu-
chungen der, zwanzig Werst entlegenen, Gold-führenden und bis jetzt
so berühmt gewesenen, Lagerstätte von Berezowsk; indessen unter-
liess er nicht, sich an Ort und Stelle zu begeben, um die Gewinnungs-
weise kennen zu lernen, welche durch Tagebaue betrieben wird. Zwei
Tage reichten hin, um ins unermessliche Gebiet des Asiatischen Russlands
zu gelangen.
Tougoulinsk, das erste Dorf im Gouvernement To b ο 1 sk, bot
das sonderbare Bild einer Bevölkerung dar, die grossen Theiles zusam-
mengesetzt ist aus jener Klasse von Verbannten, die mit dem Ausdrucke
Poselentzi, „Pflanzer, Anbauer“, bezeichnet werden. Während seines Auf-
enthaltes in West-Sibirien hatte unser Bericht - Erstatter oft Gelegenheit,
jene Menschen genauer zu beobachten, und fast immer sah er sich über-
rascht von der Reinlichkeit, von einer Art Wohlstand, ja von Behagen,
welches deren Wohnungen darbieten. Die Leser unserer Jahrbücher,
für die es besonderes Interesse hat, zu hören, wie Menschen, von der
Gesellschaft ausgestossen, in den Wüsteneien Siberiens die ersten Basen
eines socialen Leben zu gründen beschäftigt sind, während die wilden
Fels-Parthieen an den Ufern der Bouhhtarma, längs der ganzen
Chinesischen Grenze, sich mit Dörfern und Wohnungen bedeckt sehen,
der Reisende an, den Ueberdruss einer langen und ermüdenden, ver-
driesslichen Pilgrimschaft zu vergessen; der Gedanke: endlich die einför-
migen Bilder von Ebenen und von, fast nicht unterbrochenen, Plateaus
verschwinden zu sehn, belebt ihn. Allein weich’ bittere Täuschung: ge-
rade bei Perm nimmt die Gegend wieder die niederbeugende Einerlei-
heit eines endlosen Oceans an. Wenige Werst weiter wird indessen die
Boden-Gestaltung mannigfaltiger; auch ist der kleinen Stadt Koungour
-— 85 Werst von Perm — die angenehmste Lage in einem Tiefthale
eigen. Das Ural-Gebiet hat jedoch hier keineswegs einen entschiedenen
Charakter und erst "bei Bisserskaya — 192 Werst von Perm —
tritt man ins eigentliche Gebirgsland ein. Katharinenburg, die Stadt,
welche gleichsam als äusserste Grenzwache des Uralischen Gebirgs-Walles,
Europa und Asien scheidend, einnimmt, gewährt dem gegen Sibirien hin
ziehenden Wanderer einen naturgemässen Rastpunct; hier findet der Rei-
sende gewissermassen eine neue Aera, von wo aus er die zweile Phase
seiner langen Wallfahrt bezeichnen kann.
Die Jahreszeit gestattete dem Verf. keine geologischen Untersu-
chungen der, zwanzig Werst entlegenen, Gold-führenden und bis jetzt
so berühmt gewesenen, Lagerstätte von Berezowsk; indessen unter-
liess er nicht, sich an Ort und Stelle zu begeben, um die Gewinnungs-
weise kennen zu lernen, welche durch Tagebaue betrieben wird. Zwei
Tage reichten hin, um ins unermessliche Gebiet des Asiatischen Russlands
zu gelangen.
Tougoulinsk, das erste Dorf im Gouvernement To b ο 1 sk, bot
das sonderbare Bild einer Bevölkerung dar, die grossen Theiles zusam-
mengesetzt ist aus jener Klasse von Verbannten, die mit dem Ausdrucke
Poselentzi, „Pflanzer, Anbauer“, bezeichnet werden. Während seines Auf-
enthaltes in West-Sibirien hatte unser Bericht - Erstatter oft Gelegenheit,
jene Menschen genauer zu beobachten, und fast immer sah er sich über-
rascht von der Reinlichkeit, von einer Art Wohlstand, ja von Behagen,
welches deren Wohnungen darbieten. Die Leser unserer Jahrbücher,
für die es besonderes Interesse hat, zu hören, wie Menschen, von der
Gesellschaft ausgestossen, in den Wüsteneien Siberiens die ersten Basen
eines socialen Leben zu gründen beschäftigt sind, während die wilden
Fels-Parthieen an den Ufern der Bouhhtarma, längs der ganzen
Chinesischen Grenze, sich mit Dörfern und Wohnungen bedeckt sehen,