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Ganganelli: Kampf gegen den Jesuitismus.

jedoch vergessene Wahrheit erscheint fast auf jedem Blatt der Geschichte,
sobald sie den Conflict der weltlichen und geistlichen Macht offenbart.
Uebrigens bedarf es keiner besondern Anzeige, dass der Heraus-
geber den Text der Chroniken mit der gewissenhaftesten, philologisch-
kritischen Sorgfalt besorgt hat, wie sie schon seine frühem Arbeiten,
namentlich das Frankfurter Urkundenbuch, erwarten liessen.
Diese Behandlungsweise möge namentlich der Herr Professor Höfler
beherzigen, welcher jetzt die Schuld seiner kritischen Sünden einem Co-
pisten in Wien aufbürdet und mittelst dieses Trösters hartnäckig die
Aechth eit seiner falschen Lesearten behauptet. — (Augsb. A. Z. April 20
Im Februar. Kortiim.

G an g an elli, der Kampf gegen den Jesuitismus. Ein Charakter gemcilde
für unsere Zeit von K. Μ. E. Karlsruhe, bei Macklot. 1845. 8.
Wer sollte nicht beim Lesen des Titels dieser Schrift von ihr, wo
nicht neue geschichtliche Auskünfte über den ausgezeichneten Oberhirten,
dessen Namen sie trifft, doch eine aus geschichtlichen Quellen geschöpfte
treue Darstellung des Charakteristischen seiner kirchlich-religiösen Wirk-
samkeit erwarten? Der Inhalt entspricht aber dem Titel keineswegs.
Dichtung und Wahrheit sind hier so untereinander gemischt, dass es für
.Jeden, der mit der geschichtlichen Wahrheit in Beziehung auf jene merk-
würdige Persönlichkeit nicht genau bekannt ist, schwer seyn muss, das
Wahre von dem Erdichteten zu scheiden und sich vor Täuschung zu
bewahren. Für ein geschichtliches Charakterbild hat die Schrift zu wenig
objective Wahrheit, und für einen geschichtlichen Roman zu wenig dich-
terisches Verdienst. Bekanntlich ist Nichts auf Erden und im Himmel,
dessen unsere neue Romantik sich nicht bemächtigt hätte. Dagegen wäre
an sich eben so gar viel nicht einzuwenden, woferne die Romantik ihre
Erzeugungen nur für Dichtungen will angesehen wissen. Selbst die Ge-
schichte kann sich diess gefallen lassen, ohne über Ungebühr zu klagen,
woferne die Romantik gleich der Dramatik persönliche Charaktere und
wirklich Geschehenes dichterisch, doch mit den lebendigen Farben der
Wahrheit oder doch der Wahrscheinlichkeit ausmalt und uns in einem
zauberischen Spiegelbild vor die Seele führt.
(Schluss folgt.)
 
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