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Mittheilungen des historischen Vereins.

die Reichsvorsteherschaft konnte man auf die schlaue und den-
noch unkluge Taktik seines Nebenbuhlers Franz hinweisen (S. 8).
Derselbe fiel nämlich bei den Fürsten und Grossen vornämlich dess-
halb durch, weil er ihnen „Ruhe und Ordnung“ nach dem polizei-
lich-militärischen Grundton Frankreichs anbot, die Teutschen aber
darin eine Beeinträchtigung ihrer Rechte und Freiheiten erblickten.
So berichtet ein Venetianer bei Albdri. —
Im Uebrigen sind die einzelnen Gruppen uud Abschnitte, meistens
nach den Volksthümlichkeiten geordnet, mit Einsicht und Anschau-
lichkeit gemäss dem vorgesteckten Ziel behandelt worden, wie schon
ein Blick auf die Ueberschriften und einzelne Ausführungen lehren
kann. Ohne die gebührende Hervorhebung der damals tonangebenden
Teutschen müssen zuerst die Spanier auftreten 1519 bis 1555;
darnach mit ihnen im Kampf die Niederländer und Engländer; zu-
letzt erscheinen die Franzosen, vom spanischen Waffenstillstand mit
der holländischen Republik bis zum Anfänge der Selbstherrschaft
von Ludwig XIV. (1609—1661), nachdem ihre kirchlich-politischen
Zerwürfnisse eine frühere Episode geschildert hat. Die s. g. Ge-
genreformationen, der dreissigjährige Krieg, Schweden, Englische
Revolution und Hollands Blüthe fallen in diese Abschnitte. Damit
endigt der erste Band, welchem binnen Jahresfrist der zweite fol-
gen soll. Bis dahin muss man auch ein vollständiger gefasstes
Urtheil aufschieben und hier nur wünschen, es möge die Fortsetzung
des geschickt abgefassten Lehrbuchs nicht zu lange rückständig blei-
ben. Leider! begegnet das heut zu Tage häufig genug; man be-
ginnt und ermattet auf halbem Wege. Dem durch Studium, Leben
und Wissenschaft hinlänglich gerüsteten Verfasser wird dieses Miss-
geschick des halben Wurfes jedoch schwerlich begegnen.

Mittheilungen des historischen Vereins für Steiermark. Erstes —
sechstes Heft. 1850—1855. 8. Gr atz. Bei Äug. Hesse.
Diese gehaltreiche Zeitschrift ist sowohl wegen des mannich-
faltigen als gründlich verarbeiteten Stoffes einer weitern Bekannt-
schaft würdig. Schon die Eröffnungsrede des Vereinsdirectors, des
Abtes Ludwig zu Rein, ziehet wegen des Zeitpunktes und der Frei-
müthigkeit den Leser an; abgehalten am 21. Junius 1849 fällt sie
in jene Sturmtage, in welchen namentlich Oesterreich manche schwere
Prüfung zu bestehen hatte. „Die besten Gesetze, heisst es neben
änderns, sind ein todter Buchstabe, aber der freie Geist des Men-
schen wirkt durch sie Heil oder Verderben. Das kleine Rom hat,
als es noch die Götter fürchtete und in Sitteneinfachheit lebte, die
Herrschaft der Welt errungen, aber das weltbeherrschende Rom er-
lag den Streichen barbarischer Völker, nicht weil deren so viele
waren, ist es gefallen, sondern weil es an moralischer Fäulniss siechte,
ist das grosse Rom eine Beute dieser Völkerhaufen geworden 1“ —
 
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