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Zeller: Philosophie der Griechen.

lung der pythagoreischen Lehre gar nicht brauchen kann. Nach-
dem Aristoteles, zurückgehend, diese Ansicht gegen diejenige Piato’s
abgewogen, hält er sie, noch weiter zurückgreifend, auch mit den-
jenigen der Pythagoreer zusammen. Und dies sind die uns hier
interessirenden Stellen, in welchen es folgendermassen heisst §. 16:
„Die Lehrweise der Pythagoreer hat in der einen Hinsicht zwar
geringere Schwierigkeiten, als die obenangeführten Ansichten, in der
andern jedoch neue ihr eigenthümliche, §. 17. Dadurch, dass sie
die Zahl nicht getrennt setzen, fallen viele Anstösse weg (dadurch
nämlich, dass sie den Zahlen keine transcendente Bedeutung zu-
schreiben, wie Plato und die pythagoreisirenden Platoniker, welche
Aristoteles ebenfalls in der Metaphysik bekämpft); allein, dass die
Körper aus Zahlen bestehen, und dass diese Zahlen mathematisch
sind, ist unmöglich (d. h. von dem Aristotelischen Standpunkt aus.
In der Materialität des pythagoreischen Principes treten eben die
angedeuteten neuen Schwierigkeiten hinzu, welche Aristoteles nun
zu widerlegen sucht, indem er also fortfährt) §. 18. Untheilbare
Grössen giebt es überhaupt nicht (nach Aristoteles) und gesetzt auch, es
gäbe solche, so haben doch die Einheiten keine Grösse (nach A.,
während die Pythagoreer dies gerade annehmen). Wie ist es möglich,
dass eine Grösse aus Untheilbarem besteht? Und doch ist die arith-
metische Zahl einheitlich (fioroidtxdj, d. h. nach A.) §.19. Jene
aber (die Pythagoreer) nennen das Seiende Zahl, wenigstens suchen
sie ihre Spekulationen den Körpern anzupassen, als wären dieselben
aus Genannten, aus Zahlen.“ — Den Pythagoreern legt also Ari-
stoteles ganz offenbar den (pv6Lxog zu, obgleich er den¬
selben zu widerlegen sucht, und zwar ganz von demselben Stand-
punkte aus, welchen uns Schwegler oben angeführt hat, wo sich
Aristoteles gegen die aro^a ueytih] erklärt und ihre Einseitigkeiten
nachzuweisen bemüht ist.
Allem bisher Gesagten zufolge legt nicht, wie Schwegler meint,
Aristoteles den Pythagoreern ein materielles und mathematisches
Princip unter, sondern er bekämpft diese Ansicht, als die der Py-
thagoreer, von einem entgegengesetzten Standpunkte aus. Eine
schärfere Widerlegung lässt sich nicht leicht auffinden; und den-
noch wollen wir uns hierbei noch nicht zufrieden geben, sondern
auch die Gegengründe des gelehrten Ritter zu widerlegen suchen,
auf welchen sich Zeller als auf die Stütze seiner Ansichten beruft.
Erst wenn wir Ritter’s Ansichten^ d. h. seine idealistische Auffas-
sung der pythagoreischen Zahl widerlegt haben, glauben wir mit
Fug und Recht die Materialität der pythagoreischen Zahl behaup-
ten zu dürfen.

(Schluss folgt.)
 
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