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Verhandlungen des naturhistorisch- medizinischen Vereines, 253
Knallsäure könne nach der von ihm vorgeschlagenen rationellen
I Formel so gedacht werden: dass zwei Moleküle Knallsäure sich
unter Aufnahme von Wasser und Austritt von Kohlensäure und
Ammoniak vereinigen; etwa:
2 C2 (NOJ CC2N) H2 4- H2 O2 = C2 (NO4) (C2N)2 H3 O2 + C2 O4 +
NII3. Die Bildung des Knallquecksilbers aus Alkohol dagegen er-
scheine in vieler Beziehung analog mit der des Chloroformes; eine
Ansicht, die durch das Entstehen von Chlorpikrin bei Einwirkung
von Salpetersäure und Kochsalz auf Alkohol noch an Wahrschein-
lichkeit gewinnen. —
13. Vortrag des Herrn Dr. Kussmaul „über den Cen-
tralheerd der fallsuchtartigen Anfälle, welche die
rasche Verblutung bei Säugethieren und Menschen
begleiten“, am 9. Jan. 1 857.
(Zweite Abtheilung.)
Zuerst wurden zur Bestätigung der früher aufgestellten Be-
hauptung, dass rasche Verblutung oder Unterbindung der grossen
Schlagadern des Kopfes bei den Säugethieren fallsuchtartige Zuckun-
gen veranlassen, mehrere seitdem in Erfahrung gebrachte fremde
Beobachtungen und Versuche an verschiedenen Säugethieren nach-
träglich erzählt und wahrscheinlich gemacht, dass dies Gesetz für
Warmblüter überhaupt, also auch für Vögel und nicht für Säuge-
thiere allein gültig sei.
Hierauf ging der Vortragende über zu der Mittheilung einer
andern Reihe von Versuchen an Kaninchen, welche er mit Herrn
Tenn er in der Absicht: die Bedeutung der einzelnen Gehirnbe-
zirke für das Zustandekommen jener fallsuchtartigen Zuckungen zu
ermitteln, angestellt hatte. Zu dem Ende wurden die Erfolge der
Compression der grossen Schlagadern des Halses vor und nach der
Ausschneidung einzelner Gehirntheile mit einander verglichen, nach-
dem durch Vorversuche der Einfluss der operativen Nebeneingriffe
auf die Stärke und den Eintritt der Zuckungen überhaupt bestimmt
worden war.
Es ergab sich, dass weder die Bloslegung des Gehirns noch
die Entleerung von Cerebrospinalflüssigkeit, noch solche Blutverluste,
wie sie bei Beobachtung gewisser Vorsichtsmassregeln mit der Aus-
schneidung von Gehirntheilen verbunden zu sein pflegen, noch endlich
eine beträchtliche Abkühlung des Gehirns im Stande sind, das Er-
scheinen allgemeiner Zuckungen in Folge der Compression der Arterien
zu verhindern oder in den meisten Fällen ihre Kraft zu schwächen.
Nehmen somit nach Abtragung eines Gehirnbezirkes die allgemeinen
Zuckungen, welche der Compression der Halsgefässe folgen, an
Stärke nicht ab, fallen sie nicht schwächer aus, als vor der Abtra-
gung, so enthält der ausgeschnittene Gehirntheil die motorische Kraft-
Verhandlungen des naturhistorisch- medizinischen Vereines, 253
Knallsäure könne nach der von ihm vorgeschlagenen rationellen
I Formel so gedacht werden: dass zwei Moleküle Knallsäure sich
unter Aufnahme von Wasser und Austritt von Kohlensäure und
Ammoniak vereinigen; etwa:
2 C2 (NOJ CC2N) H2 4- H2 O2 = C2 (NO4) (C2N)2 H3 O2 + C2 O4 +
NII3. Die Bildung des Knallquecksilbers aus Alkohol dagegen er-
scheine in vieler Beziehung analog mit der des Chloroformes; eine
Ansicht, die durch das Entstehen von Chlorpikrin bei Einwirkung
von Salpetersäure und Kochsalz auf Alkohol noch an Wahrschein-
lichkeit gewinnen. —
13. Vortrag des Herrn Dr. Kussmaul „über den Cen-
tralheerd der fallsuchtartigen Anfälle, welche die
rasche Verblutung bei Säugethieren und Menschen
begleiten“, am 9. Jan. 1 857.
(Zweite Abtheilung.)
Zuerst wurden zur Bestätigung der früher aufgestellten Be-
hauptung, dass rasche Verblutung oder Unterbindung der grossen
Schlagadern des Kopfes bei den Säugethieren fallsuchtartige Zuckun-
gen veranlassen, mehrere seitdem in Erfahrung gebrachte fremde
Beobachtungen und Versuche an verschiedenen Säugethieren nach-
träglich erzählt und wahrscheinlich gemacht, dass dies Gesetz für
Warmblüter überhaupt, also auch für Vögel und nicht für Säuge-
thiere allein gültig sei.
Hierauf ging der Vortragende über zu der Mittheilung einer
andern Reihe von Versuchen an Kaninchen, welche er mit Herrn
Tenn er in der Absicht: die Bedeutung der einzelnen Gehirnbe-
zirke für das Zustandekommen jener fallsuchtartigen Zuckungen zu
ermitteln, angestellt hatte. Zu dem Ende wurden die Erfolge der
Compression der grossen Schlagadern des Halses vor und nach der
Ausschneidung einzelner Gehirntheile mit einander verglichen, nach-
dem durch Vorversuche der Einfluss der operativen Nebeneingriffe
auf die Stärke und den Eintritt der Zuckungen überhaupt bestimmt
worden war.
Es ergab sich, dass weder die Bloslegung des Gehirns noch
die Entleerung von Cerebrospinalflüssigkeit, noch solche Blutverluste,
wie sie bei Beobachtung gewisser Vorsichtsmassregeln mit der Aus-
schneidung von Gehirntheilen verbunden zu sein pflegen, noch endlich
eine beträchtliche Abkühlung des Gehirns im Stande sind, das Er-
scheinen allgemeiner Zuckungen in Folge der Compression der Arterien
zu verhindern oder in den meisten Fällen ihre Kraft zu schwächen.
Nehmen somit nach Abtragung eines Gehirnbezirkes die allgemeinen
Zuckungen, welche der Compression der Halsgefässe folgen, an
Stärke nicht ab, fallen sie nicht schwächer aus, als vor der Abtra-
gung, so enthält der ausgeschnittene Gehirntheil die motorische Kraft-