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288

Zimmermann: Geschichte des Bauernkriegs.

an Einheit und Zusammenfassung als klarem, besonnenem Urtheil
über den Zweck, die Mittel und den Ausgang jener gewaltigen,
wirren und mannigfach abgestuften Bewegung gewonnen, welche
man nach dem handelnden Haupttheil den Bauernkrieg nennt. Was
demselben in der ersten, vor etwa fünfzehn Jahren erschienenen
Darstellung als zu weit rückwärts führendes Proöm beigegeben war,
ist jetzt weggefallen; statt des übersichtlichen und doch nur flüch-
tigen Blicks auf die vorangegangenen Freiheitskämpfe des Mittel-
alters wird die unmittelbare Zeitlage des sechszehnten Jahrhunderts
geschildert und dadurch der Hauptgegenstand zweckmässig vorbe-
reitet. Letzterer hat überdiess durch einzelne Zusätze, z. B. in Be-
treff des Weinsberger Ereignisses und des Miinzerschen Handels oder
Wirrwarrs, neue Beleuchtung erhalten; auch manche zu ideale An-
sicht der einen oder andern Persönlichkeit und Thatsache mag hier
und da auf ihr gehöriges Mass zurückgeführt worden sein. Selbst
die eigenen Beobachtungen und Erlebnisse auf dem Frankfurter
Reichsparlament, welche in dem Vorwort angedeutet werden (S. 13},
dürften für die alte Vergangenheit nicht ganz unfruchtbar bleiben;
„ich habe auch daraus, heisst es, Manches gelernt.“ — Der Unter-
zeichnete hat in der neuen Jenaischen Literaturzeitung (Jahr 1845.
Nr. 197 und 198) ein ziemlich eingehendes Gutachten über das
vorstehende Werk abgegeben und daher keinen Beruf gefunden, die
dortigen Mittheilungen hier theils zu wiederholen, theils zu ergän-
zen. Denn wem daran gelegen ist, der findet ja leicht den Weg
zum Nachschlagen. Es möge daher genügen zu bemerken, dass die
zweite Auflage den bezeichneten Blössen der ersten fern bleibt und
alle Vorzüge derselben nicht minder beibehält denn steigert. Jene
bestehen aber in der fleissigen, namentlich auch aus ungedruckten
Nachrichten schöpfenden Forschung, dem geschickten Anordnen und
Gruppiren des Stoffes, der gewandten Charakterzeichnung sowohl
einzelner Personen als Verhältnisse, der anschaulich und klar ge-
haltenen Sprache, welche besonders durch die Aufnahme urkundli-
cher Stellen den Leser fest hält und belehrt. Kurz, Herr Zimmer-
mann hat sich materiell und formell als tüchtigen Historiker ausge-
wiesen, welcher keinem Angehörigen der neuen, gleichsam Schwä-
bisch-Fränkischen Schule nachsteht; letztere aber macht bekanntlich
der Preussisch-Sächsichen gewissermassen rühmlichst Conkurrenz
und deutet, so jung auch beide Richtungen unter gefeierten Altmei-
stern und, so zu sagen, Gallerie-Inspectoren sind, auf eine schöne
Zukunft der Teutschen Geschichtswissenschaft hin. —
 
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