DOI Heft:
Nr. 3
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.44543#0041
Nr. 3. HEIDELBERGER 1862.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
P erthes, Clemens Theodor, politische Zustände und Personen in
Deutschland zur Zeit der französischen Herrschaft. Das süd-
liche und westliche Deutschland. I. Gotha 1862. V1H und
352 S. gr. 8.
Der Verfasser, Professor der Rechte in Bonn, bekannt bereits
durch das Leben seines Vaters, des Buchhändlers Friedrich Perthes,
hat, wie er im Vorwort schreibt, sich „seit 20 Jahren mit der Ge-
schichte der politischen Parteien, welche jetzt in Deutschland ein-
ander gegenüberstehen, beschäftigt“, Vieles natürlich aus gedruckten
und ungedruckten Schriften gesammelt und gehofft, „eine Entwicke-
lungsgeschichte der politischen Parteien in Deutschland aus solchen
Vorarbeiten hervorgehen zu lassen“. „Da ihm aber zur Ausführung
dieses Vorsatzes schwerlich Kraft und Zeit vergönnt sein werde, so
habe er einen einzelnen Theil bearbeitet“. Hier liegt uns nun die
Hälfte von dem ersten Buche vor: „Politische Zustände und Per-
sonen auf dem linken Rheinufer zur Zeit der Fremdherrschaft“. Wie-
wohl die zweite Hälfte, welche die südlichen und westlichen Rhein-
bundstaaten betrifft, „in wenigen Wochen“ (wie die Vorrede vom
Oktober sagt} beendet sein wird, glauben wir doch nicht, dass es
Jemand verfrüht ansehen wird, weil wir jetzt schon unser (Jrtheil
abgeben. Denu beide Theile hängen fast eben so wenig mit ein-
ander zusammen, wie damals in deutscher oder auch französischer
Zeit Köln z. B. mit Würtemberg; ja nicht einmal diesen ganzen
ersten Band wollen oder können wir einer eingehenden Betrachtung
unterbreiten; sondern indem wir, was über Aachen, Köln und Trier
gesagt ist, den Geschichtsforschern dortiger Gegend anheimstellen,
wollen wir nur, was über Mainz handelt, etwas genauer vornehmen:
auch glaubt Unterzeichneter sich hierzu vollkommen befugt, da er
im Laufe dieses Jahres „die Geschichte von Mainz während der
ersten französischen Occupation 1792—93“ „mit den Aktenstücken“
veröffentlicht hat. Mit Freuden griffen wir daher nach dem Buche,
indem wir hofften, was wir dort ausführlich schilderten, hier in nuce
zusammengedrängt zu finden. Allerdings gibt das Buch eine kleine
Schilderung, aber auch eine dürftige und einseitige, um nichts mehr
zu sagen.
Also „politische Zustände und Personen“ aus jener Zeit will
der Verfasser vorlegen; man darf daher keine Geschichte jener Zeit
erwarten; man darf daher eigentlich keine zusammenhängende Dar-
stellung der Fremdherrschaft suchen wollen; man kann sogar ein-
zelne abgerissene Abhandlungen und Darstellungen von Personen und
Zuständen dem Titel nach nicht für unangemessen erachten. Doch
LV. Jahrg. 1. Heft. 3
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
P erthes, Clemens Theodor, politische Zustände und Personen in
Deutschland zur Zeit der französischen Herrschaft. Das süd-
liche und westliche Deutschland. I. Gotha 1862. V1H und
352 S. gr. 8.
Der Verfasser, Professor der Rechte in Bonn, bekannt bereits
durch das Leben seines Vaters, des Buchhändlers Friedrich Perthes,
hat, wie er im Vorwort schreibt, sich „seit 20 Jahren mit der Ge-
schichte der politischen Parteien, welche jetzt in Deutschland ein-
ander gegenüberstehen, beschäftigt“, Vieles natürlich aus gedruckten
und ungedruckten Schriften gesammelt und gehofft, „eine Entwicke-
lungsgeschichte der politischen Parteien in Deutschland aus solchen
Vorarbeiten hervorgehen zu lassen“. „Da ihm aber zur Ausführung
dieses Vorsatzes schwerlich Kraft und Zeit vergönnt sein werde, so
habe er einen einzelnen Theil bearbeitet“. Hier liegt uns nun die
Hälfte von dem ersten Buche vor: „Politische Zustände und Per-
sonen auf dem linken Rheinufer zur Zeit der Fremdherrschaft“. Wie-
wohl die zweite Hälfte, welche die südlichen und westlichen Rhein-
bundstaaten betrifft, „in wenigen Wochen“ (wie die Vorrede vom
Oktober sagt} beendet sein wird, glauben wir doch nicht, dass es
Jemand verfrüht ansehen wird, weil wir jetzt schon unser (Jrtheil
abgeben. Denu beide Theile hängen fast eben so wenig mit ein-
ander zusammen, wie damals in deutscher oder auch französischer
Zeit Köln z. B. mit Würtemberg; ja nicht einmal diesen ganzen
ersten Band wollen oder können wir einer eingehenden Betrachtung
unterbreiten; sondern indem wir, was über Aachen, Köln und Trier
gesagt ist, den Geschichtsforschern dortiger Gegend anheimstellen,
wollen wir nur, was über Mainz handelt, etwas genauer vornehmen:
auch glaubt Unterzeichneter sich hierzu vollkommen befugt, da er
im Laufe dieses Jahres „die Geschichte von Mainz während der
ersten französischen Occupation 1792—93“ „mit den Aktenstücken“
veröffentlicht hat. Mit Freuden griffen wir daher nach dem Buche,
indem wir hofften, was wir dort ausführlich schilderten, hier in nuce
zusammengedrängt zu finden. Allerdings gibt das Buch eine kleine
Schilderung, aber auch eine dürftige und einseitige, um nichts mehr
zu sagen.
Also „politische Zustände und Personen“ aus jener Zeit will
der Verfasser vorlegen; man darf daher keine Geschichte jener Zeit
erwarten; man darf daher eigentlich keine zusammenhängende Dar-
stellung der Fremdherrschaft suchen wollen; man kann sogar ein-
zelne abgerissene Abhandlungen und Darstellungen von Personen und
Zuständen dem Titel nach nicht für unangemessen erachten. Doch
LV. Jahrg. 1. Heft. 3