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Nr. 27. HEIDELBERGER 1862.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Beck: Wessenberg’s Leben und Wirken.

(Schluss.)
Die Synode von Trient wird in ihren Maassnahmen entschieden
und mit vollem Rechte getadelt und gezeigt, dass hier erst die Miss-
bräuche ihre rechte Sanction erhielten, und „die verderbliche Centra-
lisation der gesammten Kirehengewalt“ als „gottgesetztes Recht“ und
„Canon alles kirchlichen Heils“ festgesetzt wurde. Die Kirchenver-
sammlung von Trient war nichts, als eine „Art päpstlicher Hofsynode“,
wie man dies „in neuesten Tagen zur Förderung hierarchischer In-
teressen in Scene zu setzen Willens ist“ (S. 467). In diesem Werke
über die Kirchenversammlungen wird, wie der Herr Verf.
sagt, „der ültramontanismus in allen seinen historischen Voraus-
setzungen zernichtet.“ Es dient „der christlichen Wahrheit“, nicht
dem „kirchlichen Parteiinteresse“, mit dem Geiste „jener schönen
Mässigung, dem ächten Zeichen humaner Bildung.“
Noch liegt eine grosse Anzahl ungedruckter nachgelassener
Werke des berühmten Reformators vor. Mit der Sichtung und Prü-
fung zur Herausgabe ist nach dem ausdrücklichen Willen Wessen-
berg’s sein vieljähriger Freund, der edle und unermüdete Kämpfer
für Recht und Licht, Geheimerath Mittermaier, betraut,
der seinen Collegen Rothe, den Domkapitular Haitz und den
geheimen Hofrath Beck, beharrliche und hoch geachtete Freunde
des religiösen Fortschrittes, zur Beschlussfassung mit beigezogen hat
Auch wird der Verfasser des hier angezeigten Werkes den „Geist
aus Wessenberg’s Schriften“ in einem besondern Werke veröffent-
lichen. Mögen diese beiden Werke recht bald erscheinen und mit
dazu beitragen, den ächt christlichen Geist der Liebe und des Fort-
schrittes, wie er sich durch alle Schriften Wessenberg’s hin-
durchzieht, in der katholischen Kirche zu verbreiten, dadurch die
Grundlage dessen festzuhalten, was in allen christlichen Bekennt-
nissen das Wesentliche und Bleibende ist, und überall das wahrhaft
Religiöse von dem Scholastischen und Hierarchischen im Kirchen-
wesen zu unterscheiden.
Seit seinem Rücktritte (1827) lebte Wessenberg in stiller
Zurückgezogenheit in Konstanz. Sein Stillleben, das in der schrift-
stellerischen Thätigkeit und einem bedeutenden Briefverkehr mit den
Besten der Zeit eine reiche Nahrung fand, wurde durch Liebhaberei
für die Kunst und alljährlich unternommene Reisen unterbrochen.
Die Reise nach Rom 1817 war für ihn in künstlerischer Hinsicht
LV· Jahrg, 6. Heft. 17
 
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