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Beck: Wessenberg's Leben und Wirken,

entscheidend. Viele Künstler in Konstanz verdankten ihm Äneife-
rung, Unterstützung und künstlerische Ausbildung, so Marie
Ellenrieder, Fritz und Joseph Mosbrugger, der Thier-
maler R. Eberle, Friedrich Pecht u. s. w. Seine Reisen er-
streckten sich in früheren Jahren auf Italien, Belgien, Holland, das
südliche Frankreich und das nördliche Spanien. Die Schweiz und das
deutsche Vaterland wurden nach allen Richtungen durchstreift. Fünf-
mal bereiste er die italienische Halbinsel. Unter seinen freundschaft-
lichen Verhältnissen zu bedeutenden Personen verdient besonders
seine Beziehung zur Hortensia und zu Louis Napoleon Er-
wähnung. Manches Interessante über sie, ihre Familie und Freunde,
findet sich in den meist wörtlich mitgetheilten Wessenberg’schen
Tagebüchern (S. 491 ff.)
Allen wichtigen Ereignissen der Zeit folgte er bis zu seinen
letzten Tagen. Im hohen Greisenalter, im 86. Lebensjahre (11. Jan.
1860) schrieb er an den sich damals in Freiburg aufhaltenden, durch
Gesinnung und Wirksamkeit ausgezeichneten K. Hütlin, Bürger-
meister von Konstanz: „Unseres lieben Freundes, Mittermaier,
Kundmachungen in Betreff des Konkordats (die erfolgreiche Petition
gegen das Konkordat) und diejenigen seiner Geistesverwandten muss
Jeder, der das wahre Bedürfniss seiner Kirche kennt und befriedigt
zu sehen wünscht, mit vollkommener Beistimmung gut heissen und
gefördert zu sehen wünschen. Wir leben in einer Zeit schwerer
Prüfung. Desswegen waren jene Kundmachungen wahrhaft verdienst-
lich und nothwendig. Ihrem Zwecke war mein ganzes Leben und
Wirken gewidmet und wird es ferner bleiben.“ In demselben Jahre
(9. Aug. 1860) starb Wessenb er g, nachdem er drei Tage vor seinem
Tode, auf seinem Sterbebette, herbeigerufenen Freunden erklärt hatte,
dass er in seinen Gesinnungen und Anschauungen derselbe sei, und dass
sie bezeugen könnten, dass „er seinem Gotte und der erkannten Wahr-
heit treu gestorben sei.“ Die Rettungsanstalt für verwahrloste Kin-
der in Konstanz wurde von ihm zum Erben eingesetzt. Was er m
Leben erstrebte, hat sich die erleuchtete Regierung unseres Land es
zur Aufgabe gesetzt, erstreben so viele gut Denkende im deutschen
Vaterlande. Mögen die bittern Täuschungen seines Lebens diejeni-
gen vor Abwegen und Irrungen schützen, welche die Geschicke der
Völker lenken, möge das Ziel eines einigen deutschen Vol-
kes und einer deutschen Nationalkirche nicht in gar zu
ferner Zukunft liegen!

w. Reichlin-lTIeldegg.
 
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