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Nr. 7.

HEIDELBERGER

1862.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

W. v. Humboldt’s ästhetische Versuche.

(Schluss.)
Von hier aus macht er den Uebergang zu Hermann und
Dorothea, bezeichnet als ersten Vorzug dieses Gedichtes seine
reine Objectivität, die Schilderung des Jünglings in der Entfaltung
seiner Gefühle, im Aufkeimen der edelsten und höchsten Entschlüsse,
des Mädchens in Bedrängniss hülfreich, voll Ehrgefühls, Liebe und
weiblichen Muthes „der Menschheit, wie sie in allen ihren Formen
reine und grosse Charaktere bewahrt, wie sie einzeln vertheilt, was
verbunden in geschlossenem Kreise innere Vollendung mit äusserer
Zufriedenheit paart, des Schicksals, wie es Individuen und Nationen
auseinander schleudert, aber nichts gegen die unermüdliche Kraft des
Menschen vermag, der, wo es ihn hinwirft, immer wieder von neuem
Fuss fasst, sich von neuem eine Hütte baut, neue Bande knüpft,
sich ein neues Glück und neue Freuden schafft“ (S. 31 u. 32).
Als zweite Stufe der Objektivität wird die Verwandtschaft des Ge-
dichtes mit dem Stil der bildenden Kunst bezeichnet. Die dritte
Stufe der Objectivität zeigt sich in der reinen Ruhe und Harmonie
zeugenden Form. Während zu den beiden ersten Stufen der Ob-
jectivität lebendige Stärke und vollkommene Freiheit gehören, ent-
spricht der dritten durchgängige Gesetzmässigkeit (S. 48). Daran
knüpft sich die Behandlung des beschreibenden Gedichtes, die Kenn-
zeichnung Homer’s und Ariost’s. Es folgt die Vergleichung Gö-
the’s mit Homer, die Schilderungen des ersten, die schlichte Ein-
falt und natürliche Wahrheit des vorliegenden Gedichtes, die Aehn-
lichkeit mit den Welken der Alten, der Unterschied von denselben,
Verbindung des wahrhaft modernen Gehaltes mit echt antiker Form,
der vaterländische Charakter des Dichters, Einfluss des Gedichtes in
seiner Totalwirkung, Resultate, Rechtfertigung des bei der Zeichnung
des Charakters gewählten Ganges, Art der Beurtheilung eines Kunst-
werkes, epische Dichtung, Dichtungsarten, Epopöe, der beschauende
Zustand, Eigenschaften desselben und der dichterischen Einbildungs-
kraft in Beziehung auf jenen, rein epische Stimmung, Definition der
Epopöe, Unterschied zwischen ihr und der Tragödie, der Idylle,
Gattungen der Epopöe und Anwendung derselben auf das vorliegende
Gedicht, dessen Hauptthema, Grösse des Gegenstandes und der darin
auftretenden Personen, Stoff des Gedichtes (S. 48—161). Als Ge-
setze der Epopöe werden das Gesetz der höchsten Sinnlichkeit,
durchgängiger Stetigkeit, der Einheit, des Gleichgewichts, der To-
lität und der pragmatischen Wahrheit bezeichnet (S. 163—172).
LV. Jahrg. 2. Heft. 7
 
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