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Nr. 25. HEIDELBERGER 1862.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR

Literaturberichte aus Italien.

Es ist stets erfreulich, wenn ein Beamter neben seinem Berufe auch als
Schriftsteller sucht sich nützlich zu machen. Dies ist der Fall bei dem Ritter
Caratti, welcher der erste Beamte des Ministers der auswärtigen Angelegen-
heiten des Königreichs Italien ist. Unter anderen verdient von ihm folgendes
Werk besondere Aufmerksamkeit:
Dei principii del governo libero e saggi politici di Domenico Caratli. Firenze 1861.
Tip. Le Monnier. 8vo. p. 464.
Der Verfasser behandelt hier im weitesten Umfange die persönlichen
und gesellschaftlichen Rechte des Menschen. Im ersten Buche erscheint die
Person in Beziehung auf die Gesellschaft und die Staatsverwaltung, und fol-
gert, dass der Despotismus die gänzliche Verneinung der Persönlichkeit ist
darauf beleuchtet er das natürliche Recht, das des Gewissens, des Gedankens
und der Presse, der Gleichheit vor dem Gesetze, die Freiheit des Eigentbums,
der Erziehung. Nachdem er die Freiheit untersucht, wie sie in der klassi-
schen Zeit im Alterthum verstanden worden, geht er zur Autorität über, und
so enthält das zweite Buch die nothwendigen Garantien durch die verschie-
denen Formen der Regierung und der Volksvertretung. Das dritte Buch
handelt von dem politischen Fortschritte, von Reformen, Revolutionen u. s. w.
Er kommt dadurch zu dem Resultate, dass die repräsentative Monarchie alle
erforderlichen Garantien enthält. Mit Recht bemerkt der Verfasser, dass selbst
viele gescheute und rechtliche Leute in der gegenwärtigen Zei-t von zwei
Krankheiten heimgesucht werden, von Furcht und Uebertreibung. Die erste
lässt Manchen an dem Bestände der wahren Freiheit verzweifeln, wenn mit-
unter Erscheinungen von Uebergriffen der Demokratie sichtbar werden. Da-
gegen vergisst mitunter der Freund des Fortschritts die Schwachheit der
menschlichen Natur und will sofort das Vollkommne. Beide werden von dem
bösen Willen derer ausgebeutet, welche gerne aus dem Bewusstsein der Gegen-
wart verbannen möchten: das Anerkenntniss der gemachten Fortschritte. Die
andere Hälfte dieses Werkes enthält diplomatische Abhandlungen über die
nächste Vergangenheit, z. B. über die Folgen der Restauration von 1814,
welche auch in Piemont sich geltend machte. Ferner über die im Jahre
1848 gegebenen italienischen Constitutionen, über den damaligen römischen
Minister Grafen Mamiani, über die Theilnahme der Piemontesen in der
Krimm u. s. w.
Corso di Topografia del H. Cnrioni. Torino 1861. Tip. Dalmazzo. 8vo. p. 372.
Dies Lehrbuch für Feldmesser und Ingenieure ist mit einem Atlas von
LV. Jahrg. 5. Heft. 25
 
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