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Nr. 19.

HEIDELBERGER

1862.

JAHRBÜCHER DBB HTlRlTOIl

Bachöfen: Das lykische Volk.
(Schluss.)
Der Verf., der seine Darstellung mit einer glänzenden Schil-
derung der grossartigen Natur des Landes beginnt, wendet sich als-
bald zu dem, was als die Hanpteigenthiimlichkeit des Landes jetzt
bei dessen Betrachtung unwillkührlich entgegentritt: es sind die Grab-
mäler der Hingeschiedenen, die Nekropolen, die an Umfang wie an
Pracht der Ausstattung Alles übertreffen, was uns der Art bis jetzt
bekannt ist, und dem Lande das eigenthümliche Gepräge verleihen,
während wir in dieser Sorge für Gräber eine Seite des inneren Volks-
lebens und Volksgeistes erkennen, die unsere doppelte Aufmerksam-
keit erregt; dieses Gefühl der Vergänglichkeit alles irdischen Lebens
und auf der andern Seite den Glauben an die Fortdauer des gei-
stigen Lebens, welcher das ganze Volksleben durchdringt, bat der Ver-
fasser auch aus einer Reihe von Sagen, die auf Lycic-n sich be-
ziehen, nachgewiesen. Als einen weiteren charakterischen Zug des
lycischen Volkes hebt der Verf. die Liebe zur Heimath und zur
Freiheit hervor, wie sie unter andern in der dreimaligen Hingebung
der Xanthier hervortritt und von dem Verf. mit dem Unsterblich-
keitsglauben der Lycier in Verbindung gebracht wird, während auf
der andern Seite das kriegerische Volk nie auf Eroberungszüge aus-
ging, desto mehr aber bedacht war, seinen heimathlichen Boden sich
zu sichern: mit dieser Heimaths- und Friedensliebe bringt der Verf.
dann auch weiter in Verbindung die grosse Kunstausbildung der
Nation (S. 28 ff.), wie sie insbesondere auch in der Befestigungs-
kunst, in den gewaltigen, cyklopischen Städfeumwallungen, die wir
noch beute zum Theil mit unseren Blicken verfolgen können, sich
kund gibt. „Die Grösse der technischen Mittel (sagt d. Verf. S. 29),
über welche das Volk gebot, erregt nicht weniger Staunen als die
ungemeine Präcision und Schärfe in der Ausarbeitung des architek-
tonischen Schmucks und der Fleiss, der sich bis in das kleinste
Detail verbreitet. Ohne gleiche Meisterschaft in der Metallbereitung
sind diese Steinwerke nicht möglich. Die Nachahmung der Bronce-
verzierung, die an einzelnen Gräberfagaden sich bemerken lässt, der
Ruhm lykischer Goldrüstungen, wahrscheinlich auch die λύκο εργ εις
φι,αλαι beweisen, was Lykien in diesen Zweigen menschlicher Kunst-
fertigkeit zu leisten vermochte. Eine solche Höhe der Ausbildung
ist ohne Anschluss an ältere Culturen nicht denkbar. Der Gebrauch
des phönizischen Kanon bei den kyklopischen Bauwerken zeigt deut-
lich genug, welche Einflüsse massgebend waren. Lykien ist frem-
den Kunsteinwirkungen zu keiner Zeit fremd geblieben; innerasiatische,
LV. Jahrg. 4. Heft. 19
 
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