Eckardt: Weltbürger und Patriot. 61
Werke handelt, und was die deutsche Forschung daraus etwa ge-
winnen kann. Die äussere Ausstattung der deutschen Bearbeitung
ist vorzüglich und bleibt nicht hinter dem englischen Original
zurück. Chr. Bähr.
Weltbürger und Patriot. Trauerspiel in fünf Auf’zügen von Lud-
wig Eckardt, Weningen-Jena und Leipzig. C. Hochhausens
Verlag fW. Lutze), 1862, 180 S.
Der durch eine Reihe ästhetischer und politischer Schriften
rühmlichst bekannte Hr. Verf. hat sich auch im Gebiete der dra-
matischen Dichtkunst mit Glück versucht. Wir nennen seinen
Sokrates, Friedrich Schiller, Palm. Auch die vorliegende
Dichtung reiht sich in würdiger Weise an sie an. Es herrscht in
ihr eine edle und freie politische Gesinnung. Das Weltbürge r-
thum hat in Forster, der Patriotismus im Studenten Fels
seinen würdigen Vertreter. Der Kampf zwischen beiden ist ein
wirklich dramatischer Gedanke, die Sprache ist gewählt und die
Entwicklung des Ganzen bis zum Schlüsse spannend. Das dichte-
rische Talent des Verfassers bekundet sich auch hier und dennoch
zeigen sich auch hier diejenigen Mängel, welche wir^ wenn wir
Sokrates ausnehmen, auch mehr oder minder in seinen andern
dramatischen Werken finden. Es ist schon von vornehcrein misslich,
bedeutende Schriftsteller, welche noch unserer Zeit angehören, zu
Helden eines Drama’s zu machen, wenn gleich diese Sitte— ein Fehler
selbstständiger Schöpferkraft ·— in neuerer Zeit ordentlich zur Mode
geworden ist. Man hat Bürger, Gottsched, Gellert, Göthe,
Schiller u. s. w. auf die Bühne gebracht. Allein gerade das
Leben der Schriftsteller ist mehr einförmig und eignet sich für das
Dramatische viel weniger, als das Leben durch Thaten ausgezeich-
neter Männer. Wir verwechseln das Interresse, das wir an uns
lieb gewordenen Namen nehmen, mit den weniger anziehenden
Handlungen und gewinnen, dadurch bestochen, auch diesen Theil-
nahme ab. In dieser Hinsicht bilden die von unserm Verfasser ge-
wählten Männer, Palm und Forster, einen mehr dramatischen
Stoff, der erstere durch seinen Tod fürs \7aterland der fremden
Zwingherrshaft gegenüber, der zweite durch seine Stellung zum
freien Frankreich und zum geknechteten Deutschland als Mann der
That. Die Durchführung ist aber bei Personen unserer Zeit, von
denen Jeder mehr oder minder sich schon sein eigenes Bild ge-
staltet hat, viel schwieriger, als bei Erscheinungen einer längst ver-
gangenen Zeit. In dieser Hinsicht ist, w-enige Scenen abgerechnet,
Palm besser, als Forster, gelungen. Es war aber auch weit
schwieriger, den Kampf des Weltbürgerthums und der Vaterlands-
liebe, als die einfache, von Anfang bis zu Ende sich gleich bleibende,
ungetrübte Stimmung reiner Vaterlandsliebe, darzustellen. Es ist
zuerst ein Missgriff, in Forster den Uebergang von der Vater-
Werke handelt, und was die deutsche Forschung daraus etwa ge-
winnen kann. Die äussere Ausstattung der deutschen Bearbeitung
ist vorzüglich und bleibt nicht hinter dem englischen Original
zurück. Chr. Bähr.
Weltbürger und Patriot. Trauerspiel in fünf Auf’zügen von Lud-
wig Eckardt, Weningen-Jena und Leipzig. C. Hochhausens
Verlag fW. Lutze), 1862, 180 S.
Der durch eine Reihe ästhetischer und politischer Schriften
rühmlichst bekannte Hr. Verf. hat sich auch im Gebiete der dra-
matischen Dichtkunst mit Glück versucht. Wir nennen seinen
Sokrates, Friedrich Schiller, Palm. Auch die vorliegende
Dichtung reiht sich in würdiger Weise an sie an. Es herrscht in
ihr eine edle und freie politische Gesinnung. Das Weltbürge r-
thum hat in Forster, der Patriotismus im Studenten Fels
seinen würdigen Vertreter. Der Kampf zwischen beiden ist ein
wirklich dramatischer Gedanke, die Sprache ist gewählt und die
Entwicklung des Ganzen bis zum Schlüsse spannend. Das dichte-
rische Talent des Verfassers bekundet sich auch hier und dennoch
zeigen sich auch hier diejenigen Mängel, welche wir^ wenn wir
Sokrates ausnehmen, auch mehr oder minder in seinen andern
dramatischen Werken finden. Es ist schon von vornehcrein misslich,
bedeutende Schriftsteller, welche noch unserer Zeit angehören, zu
Helden eines Drama’s zu machen, wenn gleich diese Sitte— ein Fehler
selbstständiger Schöpferkraft ·— in neuerer Zeit ordentlich zur Mode
geworden ist. Man hat Bürger, Gottsched, Gellert, Göthe,
Schiller u. s. w. auf die Bühne gebracht. Allein gerade das
Leben der Schriftsteller ist mehr einförmig und eignet sich für das
Dramatische viel weniger, als das Leben durch Thaten ausgezeich-
neter Männer. Wir verwechseln das Interresse, das wir an uns
lieb gewordenen Namen nehmen, mit den weniger anziehenden
Handlungen und gewinnen, dadurch bestochen, auch diesen Theil-
nahme ab. In dieser Hinsicht bilden die von unserm Verfasser ge-
wählten Männer, Palm und Forster, einen mehr dramatischen
Stoff, der erstere durch seinen Tod fürs \7aterland der fremden
Zwingherrshaft gegenüber, der zweite durch seine Stellung zum
freien Frankreich und zum geknechteten Deutschland als Mann der
That. Die Durchführung ist aber bei Personen unserer Zeit, von
denen Jeder mehr oder minder sich schon sein eigenes Bild ge-
staltet hat, viel schwieriger, als bei Erscheinungen einer längst ver-
gangenen Zeit. In dieser Hinsicht ist, w-enige Scenen abgerechnet,
Palm besser, als Forster, gelungen. Es war aber auch weit
schwieriger, den Kampf des Weltbürgerthums und der Vaterlands-
liebe, als die einfache, von Anfang bis zu Ende sich gleich bleibende,
ungetrübte Stimmung reiner Vaterlandsliebe, darzustellen. Es ist
zuerst ein Missgriff, in Forster den Uebergang von der Vater-