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Literaturberichte aus Italien.

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fen, wurden beide aus der Stadt vertrieben, und neue Kämpfe bra-
chen wegen dieser Thäler aus, welche bis 1283 dauernten. Aufs
neue wurde der Besitz der Stadt Piacenza bei Gelegenheit eines
Kriegs zwischen Azzo von Este und Matteo Visconti von Mailand
gestört, und kaum war 1299 liier wieder Ruhe eingetreten, als im
Kampfe der Guelfen mit den Ghibellinen die letzteren, wozu auch
Piacenza gehörte, Borgotaro 1306 verloren, so dass Albert Scotti
dort Herr wurde. Diese Kämpfe dauerten fort, obwohl dieser Ge-
waltige 1311 Piacenza an Heinrich III. überlieferte, welcher den
Ubertino Landi mit Borgotaro, Bardi und Compiano belehnte, ob-
wohl Johann XXII. sich Piacenza’s bemächtigte und Ludwig der
Baier am 28. November 1327 den" Manfred Landi mit diesen Thä-
lern belehnt hatte. Als die Visconti von Mailand den Borromeo
1403 mit diesen Thälern belehnt hatten, leistete dieser dem Könige
von Frankreich als Rebell den Huldigungs-Eid, auch Johann XXIII.
belehnte die Fieschi von Genua mit demselben Besitze, und so ging
diese Markgrafschaft Borgotaro aus einer Hand in die andere, bis
1467 Galeazzo Maria Sforza hier Herr wurde. Doch auch Ferdi-
dinand von Sicilien mischte sich 1482 in die diessfalsigen Streitig-
keiten, so wie Genua und Mantua, so dass man mit Bedauern die
Ohnmacht der deutschen römischen Kaiser erkannte, obwohl Kaiser
Maximilian 1495 dem Markgrafen von Borgotaro das Recht gab,
Münzen zu schlagen, und Kaiser Rudolph 1577 dem Markgrafen
Landi (Claudio) die Erlaubniss gab, seine Unterthanen mit neuen
Auflagen zu bedrücken. Endlich mischte sich der König von
Spanien und der Papst in diesen Streit; so dass seit 1614 die
Farnese sich dieses Markgrafthums bemächtigen konnten, und dass
diese Thäler seitdem das Schicksal von Parma theilten. Eben so
genau geht der Verfasser in die Geschichte von den bald verein-
ten, bald getrennten Herrlichkeiten von Bardi und Compiano ein,
welche ebenfalls besondere Münzen schlagen liessen. Von diesen
geben 3 Kupfertafeln die erforderlichen Abbildungen, so wie auch
eine Karte dieser Thäler beigefügt ist. Diese Münzen von Borgo-
taro fangen mit einem Testone von Silber von Sinibaldo Fieschi an,
und enthält derselbe den alten Reichs-Adler mit einem Kopfe; eine
Goldmünze von Landi hat aber den doppelten Adler. Äusser mehre-
ren andern Münzen befinden sieh hier auch seltene Denkmünzen
abgebildet, z. B. zur Erinnerung an die Stiftung eines Nonnen-
Klosters zu Compiano, welches vorher zu Cantiga bei Bardi in ärm-
lichem Zustande gewesen war, aber von Friedrich Landi und der
Placidia Spinola 1599 neu erbaut wurde. Diese sehr kunstvoll ge-
arbeitete Denkmünze besitzt als Unicum der auch als Münzkenner
sehr geachtete Graf Carl Taverna in Mailand, welcher eine ausser-
ordentlich reiche Sammlung, besonders italienischer Münzen, ange-
legt hat. Derselbe ist zugleich einer der Männer, welcher sich
ganz dei· Wissenschaft und den öffentlichen Anstalten widmet,
er ist daher mit Recht zum Senator des Reiches ernannt worden.
 
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