v. Hahn: Griechische und Albanesische Märchen.
21t
seine im J. 1856 gemachte Reise 1857 erschien und worin es nach
dem Auszuge in Le Tour du Monde, Paris 1861. vol. I. p. 194,
also heisst: „Ndengöe, la divinite superieure des Vitiens, avoit en-
voye Lando-Alewa, une deesse, et Lando-Tangam, un dieu, pour
sceller au sein des eaux le Ndaveta-Leva (eine der grössten der
Fidschi-Inseln), mais tous deux s’dtant laissd surprendre dans l’üxe-
cution de ce travail par les premiäres clartes de l’aurore, furent
metamorphosds en rochers qui forment le recit meme dont nous
venons de parier.“ (Es befindet sich in der Nähe der genannten
Insel.) Wenn übrigens meist der Sonnenaufgang die Versteinerung
zu Wege bringt, so erklärt sich dies leicht daher, dass Felsen, die
vermöge ihrer Formen des Nachts leicht für menschenähnliche Ge-
stalten gehalten werden können, sich beim Sonnenaufgang sogleich
als das zeigen, was sie wirklich sind. Vgl. Grimm, D. Mythol. 518.
Simrock, D. Mythol. 457; abweichende Erklärung bei Kuhn, Herab-
kunft des Feuers 93.
No. 29. „Die Goldschmiedin und der treue Fischersohn·“ —
Der erste Theil dieses Märchens, der die Entführung der Gold-
schmiedin enthält, gehört zu den Zwei Träumen, worüber s.
Liebrecht-Dunlop S. 197 ff.; vgl. auch die Erzählung von Erich
und Göther bei Saxo Grammaticus 1. V. p. 82ff. ed. Stefan.
No. 50. „Von dem weiberscheuen Prinzen.“ — Hahn in der
Anmerkung zu diesem Märchen (2, 250 ff.) äussert: „Dieser kleine,
aus Al'wali (Kydonia) in Klein-Asien stammende Roman muthet uns
an, als ob er einem gedruckten Buche nacherzählt sei, denn die
schwächliche Weichheit seiner Charaktere erinnert an die Romane
der spätem byzantinischen Zeit, welche mit den Produkten der
empfindsamen deutschen Literaturepoche grosse Aehnlichkeit haben.
Dennoch betrachten wir den Kern unserer Erzählung als mythisch.“
Wenigstens was die Anmuthung betrifft, hat Hahn vollkommen
Recht, denn der Stoff dieses Märchens ist der bekannten Erzählung
„Apollonius von Tyrus“ entnommen, die zwar nur lateinisch vor-
handen ist, jedoch wahrscheinlich einem mitteigriechischen Original
entstammt und wovon auch eine im J. 1500 verfasste und oft ge-
druckte neugriechische Uebersetzung vorhanden ist; s. hierüber
Liebrecht-Dunlop S. 35. 545.
No. 52. „Die drei Brüder, die ihre geraubte Schwester suchen.“
— Dieses Märchen gehört in den Kreis derer, die vom „Schatz-
haus“ handeln, worüber s. Liebrecht-Dunlop S. 263 ff. (zu Ser.
Giovanni IX, 1) und Reinhold Köhler in Benfey’s Orient u. Occid.
2, 303 ff. Die venetianische Geschichte bei Leo von Rozmital S. 125
(Bibliothek des Liter. Vereins in Stuttgart. Bd. VII) scheint nur
eine Version der Novelle Ser Giovanni’s zu sein. Der in dem neu-
griechischen Märchen vorkoramende Kessel erscheint auch in
einigen andern Wendungen.
No. 53. „Belohnte Treue.“ — Gehört zu dem Sagenkreise von
den „dankbaren Todten“, worüber s. Reinhold Köhler a. a. 0. 2,
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seine im J. 1856 gemachte Reise 1857 erschien und worin es nach
dem Auszuge in Le Tour du Monde, Paris 1861. vol. I. p. 194,
also heisst: „Ndengöe, la divinite superieure des Vitiens, avoit en-
voye Lando-Alewa, une deesse, et Lando-Tangam, un dieu, pour
sceller au sein des eaux le Ndaveta-Leva (eine der grössten der
Fidschi-Inseln), mais tous deux s’dtant laissd surprendre dans l’üxe-
cution de ce travail par les premiäres clartes de l’aurore, furent
metamorphosds en rochers qui forment le recit meme dont nous
venons de parier.“ (Es befindet sich in der Nähe der genannten
Insel.) Wenn übrigens meist der Sonnenaufgang die Versteinerung
zu Wege bringt, so erklärt sich dies leicht daher, dass Felsen, die
vermöge ihrer Formen des Nachts leicht für menschenähnliche Ge-
stalten gehalten werden können, sich beim Sonnenaufgang sogleich
als das zeigen, was sie wirklich sind. Vgl. Grimm, D. Mythol. 518.
Simrock, D. Mythol. 457; abweichende Erklärung bei Kuhn, Herab-
kunft des Feuers 93.
No. 29. „Die Goldschmiedin und der treue Fischersohn·“ —
Der erste Theil dieses Märchens, der die Entführung der Gold-
schmiedin enthält, gehört zu den Zwei Träumen, worüber s.
Liebrecht-Dunlop S. 197 ff.; vgl. auch die Erzählung von Erich
und Göther bei Saxo Grammaticus 1. V. p. 82ff. ed. Stefan.
No. 50. „Von dem weiberscheuen Prinzen.“ — Hahn in der
Anmerkung zu diesem Märchen (2, 250 ff.) äussert: „Dieser kleine,
aus Al'wali (Kydonia) in Klein-Asien stammende Roman muthet uns
an, als ob er einem gedruckten Buche nacherzählt sei, denn die
schwächliche Weichheit seiner Charaktere erinnert an die Romane
der spätem byzantinischen Zeit, welche mit den Produkten der
empfindsamen deutschen Literaturepoche grosse Aehnlichkeit haben.
Dennoch betrachten wir den Kern unserer Erzählung als mythisch.“
Wenigstens was die Anmuthung betrifft, hat Hahn vollkommen
Recht, denn der Stoff dieses Märchens ist der bekannten Erzählung
„Apollonius von Tyrus“ entnommen, die zwar nur lateinisch vor-
handen ist, jedoch wahrscheinlich einem mitteigriechischen Original
entstammt und wovon auch eine im J. 1500 verfasste und oft ge-
druckte neugriechische Uebersetzung vorhanden ist; s. hierüber
Liebrecht-Dunlop S. 35. 545.
No. 52. „Die drei Brüder, die ihre geraubte Schwester suchen.“
— Dieses Märchen gehört in den Kreis derer, die vom „Schatz-
haus“ handeln, worüber s. Liebrecht-Dunlop S. 263 ff. (zu Ser.
Giovanni IX, 1) und Reinhold Köhler in Benfey’s Orient u. Occid.
2, 303 ff. Die venetianische Geschichte bei Leo von Rozmital S. 125
(Bibliothek des Liter. Vereins in Stuttgart. Bd. VII) scheint nur
eine Version der Novelle Ser Giovanni’s zu sein. Der in dem neu-
griechischen Märchen vorkoramende Kessel erscheint auch in
einigen andern Wendungen.
No. 53. „Belohnte Treue.“ — Gehört zu dem Sagenkreise von
den „dankbaren Todten“, worüber s. Reinhold Köhler a. a. 0. 2,