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Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen Vereins.

6. Vor trag des Herrn Professor Erlenmeyer „Ueber
das Molecularge wicht des Quecksilberchlorürs“,
am 24. Juni 1864.
Das Moleculargewicht des Quecksilberchlorürs wird bekannter-
massen von den Chemikern gewöhnlich zu 471 angenommen und
durch die Formel Hg2Cl2(FIg = 200) ausgedrückt.
Die von Mitscherlich und von Deville und Troost
ausgeführten Dampfdichtebestimmungen ergaben aber ein Molecular-
gewicht von 235,5, ausdrückbar durch die Formel Hg CI.
Zu der Annahme Hg2 Cl2 wTurde man veranlasst:
1) weil man erkannt hatte, dass Quecksilber nicht als ein
einzelnes Aeq. in der Menge von 100 Gewichtstheilen (im Ver-
gleich mit 1 Gewichtstheil Wasserstoff als 1 Aeq.), sondern in
der Menge von 200 Gewichtstheilen als eine atome Vereinigung
von 2 z\eq , d. h. als ein zweiaffines Atom in chemische Verbin-
dung tritt und man annehmen zu müssen glaubte, dass die Elemente
in der Regel Verbindungen bilden, in welchen eine vollständige
Sättigung der darin enthaltenen Aequi valente stattfindet;
2) weil Quecksilberchlorür in der Menge von Hg2Cl2 in doppelte
Zersetzung trete; als Beispiel führt man die Kane’sche Reaction
zwischen Quecksilberchlorür und Ammoniak an:
Hg2Cl2 + NH3 = Hg2 C1NH2 + HCl.
Wenn man nun bedenkt, 1) dass es Körper giebt, die mit aller
nur möglichen Sicherheit als unvollständig gesättigte Verbindungen
erkannt worden sind und als solche anerkannt werden müssen, 2)
dass die Verbindung Hg2ClNH2 auch noch in anderer Weise be-
trachtet werden kann, nämlich:
viHg
N H2
i(HgCl)
gebildet nach der Gleichung:
2 HgCl NH3 = Hg2ClNH2 + HCl.
3) dass das Quecksilberatom selber, wenigstens im Gaszustand
des Quecksilbers unverbunden, die Anziehungsstärke zwischen Queck-
silber und Quecksilber also verbältnissmässig gering ist, endlich 4)
dass die Dampfdichtebestimmungen des Quecksilberchlorürs einen
halb so grossen Werth ergeben haben, als die Zusammensetzung
Hg2Cl2 verlangt, so muss man sich zu der Unterstellung veranlasst
fühlen, dass die Existenz der Verbindung HgCl zum Mindesten nicht
unmöglich sei. Ich muss hiuzufügen, dass mir die Existenz einer
Verbindung HgCl nach den Anschauungen, welche ich über die
Wirkungsweise der chemischen Verwandtschaft habe, eben so wahr-
scheinlich dünkt, als ich jetzt das Kohlenoxyd in der Grösse CO
und besonders das Stickoxyd *) NO für mit der Theorie vollkommen
in Einklang stehende Verbindungen erachte.

f) Es dünkt mir jetzt sehr wahrscheinlich, dass der Sauerstoff mit dem
 
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