Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
446

Kritiken.

führen konnte, kann man dem Buche nicht vorwerfen; es sind stets
die allgemeinen Gesichtspunkte, so weit möglich, hervorgehoben,
während andererseits weitschauenden Kombinationen — dem Stecken-
pferde der Wirtschaftshistoriker neuester Observanz — vorsichtig aus
dem Wege gegangen ist. Dagegen müssen wir allerdings eine ge-
wisse Trockenheit und Nüchternheit der Darstellung in den Kauf
nehmen, Eigenschaften, die im Verein mit einem zwar konsequenten,
abei’ doch auffallenden und störenden Mangel an Interpunktions-
zeichen das Buch zu einem nicht ganz leicht lesbaren machen. Auch
finden sich wiederholt wenig empfehlenswerte Ausdrücke, z. B. „ge-
wissermassen plötzlich“ (S. 5); der „ausgezeichnete Albrecht von As-
canien“ (S. 10); „sich anfreunden“ (S. 135).
Den wirklichen Wert des Buches sollen und können diese Aus-
stellungen nicht schmälern; ungern hat Ref. den Faden der Erzählung
da abreissen sehen, wo dem Verfasser es beliebte; denn die Gründe,
weshalb er das Jahr 1400 zum Abschluss gewählt, scheinen nicht
ganz stichhaltig. Das Hans. Urkundenbuch hat auch dem Verfasser
für das letzte Jahrzehnt nur noch für zwei Jahre zur Seite gestanden
und kommt übrigens für eine so allgemein gehaltene, fast auschliess-
lich politische Darstellung verhältnismässig wenig in Betracht. Dem
im Jahr 1399 erneuerten Bündnis der wendischen Städte kommt ja
gewiss eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu, die einen Ab-
schnitt in der Geschichte der Hanse wohl rechtfertigt. Aber die
Entwickelungsreihe wichtiger Ereignisse wird doch durch das Ende
des Buchs ziemlich gewaltsam unterbrochen; ungeklärt ist die Stellung
des preussischen Ordens zu Margarethe, ungelöst die Seeräuber-
frage u. a. m. Hoffen wir, dass Daenell uns nicht lange auf die
Weiterführung dieser Schilderungen über 1400 hinaus warten lässt.
Heben wir kurz die Hauptmomente der in dem Buche ge-
schilderten Ereignisse hervor. Trotz eines meist friedlichen Ver-
haltens nach aussen hin vermochte die Hanse doch grosse Erfolge
zu erringen. Im Westen, in Flandern, erreicht sie die Verlängerung
ihrer Privilegien; die Verlegung des Stapels von Flandern nach
Holland, von Brügge nach Dordrecht war nur eine vorübergehende
Pression auf ersteres.
Passiv sah die Hanse zu, wie unter den Händen einer klugen
Herrscherin sich der skandinavische Norden zu einer einzigen Monarchie
znsammenfügte; die Hanse hinderte dies nicht und liess Mecklenburg
und seine Herzöge sich in dem Kampfe gegen Margarethe verbluten.
Schliesslich aber ist der Friede unter hansischer Mitwirkung zustande
gekommen. Die schonischen Pfandschaften gab die Hanse wieder
hin, ebenso Stockholm; aber für letzteres tauschte sie im Jahre 1398
 
Annotationen