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Historische Vierteljahrsschrift — 1.1898

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Haebler, Konrad: Die Stellung der Fugger zum Kirchenstreite des 16. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.58935#0489
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Die Stellung der Fugger zum Kirchenstreite des 16. Jahrhunderts. 475

nicht gebrochen worden, wenn man nicht gegenüber dem zwar
tief innerlich veranlagten, aber starrköpfig und bäuerlich be-
schränkten Mönche von Wittenberg eine verfehlte Politik ein-
geschlagen hätte. Dazu lag aber der Anlass keineswegs auf
dogmatischem Gebiete. Das Missvergnügen über den starken
Geldabfluss nach Rom, der durch das Ablasswesen veranlasst
wurde, war in Deutschland bis in die höchsten Kreise hinein
weit verbreitet. Indem nun Luther seine Opposition in einem
Punkte einsetzte, der hüben wie drüben so stark die Seite der
weltlichen Interessen berührte, verletzte er einen besonders
schwachen Punkt, und mehr um die weltlichen Vorteile als die
gefährdeten Lehren der Kirche zu schützen, beeilte sich Papst
Leo X., durch die Entsendung Cajetans eine Bewegung im Keime
zu ersticken, von der er fürchten musste, dass sie nur allzuleicht
an den darein verwickelten finanziellen Interessen der deutschen
Fürsten und Stände einen kräftigen Rückhalt gewinnen könnte.
Die Fugger standen schon in dieser ersten vorbereitenden
Phase unbedingt auf der Seite des Papstes. Diese Stellung war
ihnen durchaus von den Verhältnissen vorgezeichnet. Die Fugger
waren von Anfang an nicht nur eine religiöse, sondern auch eine
äusserlich kirchliche Familie gewesen. Wie es damals vielfach
der Brauch war, hatten auch sie stets dafür Sorge getragen,
wenigstens ein Glied der Familie dem Dienste der Kirche zu
weihen. Jakob Fugger selbst, der beim Ausbruch der Kirchen-
streitigkeiten das Haupt der Fuggerischen Familie war, hatte in
seinen jungen Jahren zu Herrieden eine Domherrnstelle inne
gehabt und war erst auf Bitten seiner Brüder aus dem geist-
lichen Stande wieder ausgetreten, als die Fuggerische Handlung
eine solche Ausdehnung gewann, dass seine Brüder daran ver-
zweifelten, die Fülle der Arbeit allein zu bewältigen. Im Jahre 1518
war allerdings zufällig die Beziehung zum geistlichen Stande nur
durch eine Fuggerin aufrecht erhalten: Felicitas, eine Tochter
Ulrich Fuggers, war in das Katharinenkloster zu Augsburg ein-
getreten und hatte sich eben damals bedeutende Verdienste um
den Neubau desselben erworben, indem sie 1000 fl. für den Chor
der Klosterkirche stiftete.1
In solchen Stiftungen vor allem hatte die Fuggerische Familie

1 Chroniken der deutschen Städte. Augsburg Bd. 5. S. 82/3.
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