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Historische Vierteljahrsschrift — 1.1898

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Nachrichten und Notizen
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https://doi.org/10.11588/diglit.58935#0574
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Nachrichten und Notizen.

die 11 Märkte und die 6 Kommunen und fand in diesen 31 Archiven 6334 Ur-
kunden vom 13. bis 19. Jahrhundert, 245 Handschriften, 37 Urbarien und
17 Pläne und Mappen — immerhin eine recht stattliche Ausbeute, zumal
an vielen Orten das Feuer grosse Teile der Bestände vernichtet hat. Die
Spezialangaben unterrichten summarisch über Ort und Art der Aufbewahrung
und geben eine genaue Uebersicht über die Zahl der vorhandenen Stücke,
verzichten aber auf die Regesten aller Urkunden, welche die Arbeit un-
gemein verzögert hätten und den Band auf das fünffache seines Umfanges
würden haben anschwellen lassen. Um so willkommener sind für den
Forscher wie die Eigentümer die verhältnismässig ausführlichen Inhalts-
angaben der Handschriften und die Verzeichnisse der Rechnungen. Für
weitere Kreise sind namentlich die auf Stadt- und Marktrecht bezüglichen
recht zahlreichen Urkunden und Privilegienbücher von Bedeutung. — Hoffent-
lich folgt recht bald die entsprechende Uebersicht für die noch fehlenden
24 Gemeindearchive und eine ähnliche Veröffentlichung für die zweifellos
z. T. auch sehr reichen Pfarrarchive, von den Klosterarchiven wie Schlegel,
Kremsmünster oder St. Florian gar nicht zu reden.
Namentlich für den Forscher auf dem Gebiete der Hansegeschichte ist
die Veröffentlichung des Revaler Stadtarchivinventars1 vonWichtigkeit.
Dieses ausserordentlich reichhaltige Archiv, welches seit 1883 unter fach-
männischer Leitung steht, gewinnt durch die Zugehörigkeit der Stadt zu
Dänemark, dem Ordensstaat, Schweden und Russland sowie durch ihre Be-
ziehung zur Hanse und namentlich Lübeck als Oberhof nach vielen Rich-
tungen hin Bedeutung, die Zahl der vorhandenen Urkunden und Akten
beläuft sich auf 300 000 Stück, Handschriften werden 1510 gezählt. Unter
letzteren sind neben zahlreichen Stadtbüchern 1312 ff. namentlich die
städtischen Rechnungsbücher 1363 ff. und die „Kaufmannsbücher“ hervor-
zuheben. Von diesen sind bis 1500 nicht weniger als 21 vorhanden, und bis
zum Ende des 17. Jahrhunderts ist das einschlägige Material so reichlich,
dass annähernd reichhaltige Quellen für die Geschichte der kaufmännischen
Buchführung von 1400—1700 wohl kaum irgendwo anders vorhanden sind.
Ein Teil der Urkunden in 40 Blechkasten ist bisher noch nicht im einzelnen
inventarisiert worden, der Herausgeber berichtet daher über sie nur summa-
risch; aber von 1245 Urkunden aus der Zeit von 1233—1772 sind die sorg-
fältig und ausführlich gestalteten Regesten auf 160 Seiten abgedruckt,
aufs 13. Jahrhundert entfallen davon 32 Stück Die Veröffentlichung dieses
Archivinventars ist auf jeden Fall dankbar zu begrüssen, wenn auch noch
nicht alle Bestände in gleicher Weise ausführlich registriert sind. Ein
zweiter Band mit Ergänzungen wird dem Forscher bei dem Reichtum an
Archivalien sehr willkommen sein. Eine recht praktische Einrichtung,
welche die Benutzung undatierter Akten erleichtern hilft, sind Indices
zu 10 alten Büchern: alphabetische Personen-, Orts- und Sachregister geben
die Möglichkeit an die Hand, verhältnismässig schnell aufstossende Namen
zeitlich zu bestimmen. Armin Tille.

1 Katalog des Revaler Stadtarchivs, herausgegeben vom Stadtarchivar
Gotthard v. Hansen. Reval 1896. 8°. VII und 398 SS.
 
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