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Historische Vierteljahrsschrift — 3.1900

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Heigel, Karl Theodor von: Die Beziehungen der Herzöge Karl August und Max Joseph von Zweibrücken zu Preussen
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https://doi.org/10.11588/diglit.60745#0044
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Karl Theodor Heigel.

vieltürmigen München das „feine“ Mannheim und den bayrischen
Bergen seinen Schwetzinger Park vor. Diese Kühle des zur Re-
gierung in Bayern berufenen Fürsten war in Wien wohl bekannt;
darauf stützte sich der Plan Kaiser Josephs II., durch Einverleibung
Bayerns um so leichter die Germanisierung der vielsprachigen
österreichischen Monarchie durchzusetzen und zugleich dem Erz-
hause für alle Zeiten die Uebermacht in Deutschland zu sichern.
Wie der unwürdige Länderschacher eingefädelt wurde, ist bekannt.
Welche Entrüstung er in Deutschland hervorrief, bezeugt das
zornige Wort Schlözers: Der Landgraf von Hessen habe nur ein
paar tausend Landeskinder verkauft, der Kurfürst von Bayern
aber wollte gleich sein ganzes Land losschlagen und preisgeben.
Allerdings, nach Amerika sollten die Bayern nicht, aber der Kur-
fürst wollte aus Bayern!
Es ist klar, dass sich Friedrich II. nicht aus Grossmut mit
der patriotisch-bayrischen Partei, deren Seele die Witwe des Her-
zogs Klemens, Maria Anna, war1, und mit dem mutmasslichen
Erben von Pfalz-Bayern, Herzog Karl August von Zweibrücken,
verbündete. Friedrich hatte die schwer errungene Stellung Preussens
in Deutschland und Europa zu verteidigen. Wenn er sich Bayerns
annahm, dachte er sicherlich nicht an Bayern, sondern an Preussen.
Doch die Beweggründe verbergen sich früher oder später, die
That und ihre Früchte bleiben. Thatsache ist, dass nur durch
Friedrichs Hilfe die Selbständigkeit Bayerns gerettet wurde.
Das wurde damals in Bayern auch willig anerkannt. Der
Kabinetssekretär Karl Theodors, Karl von Stengel, erzählt in seinen
Denkwürdigkeiten, nicht zur Freude der Pfälzer sei der Namens-
tag Friedrichs in München allenthalben mit Beleuchtungen, Gast-
mählern und Bällen gefeiert worden. Der Buchhändler Strobl
hatte im Ladenfenster das Bildnis des Königs zum Verkauf aus-
gestellt; als eines Morgens die Wache vorbeimarschierte, komman-
dierte der Feldwebel: Halt! Rechtsum! Front! und liess die Mann-
schaft vor dem Bilde das Gewehr präsentieren. In der Münchner
Zeitung widmete ein nicht berühmt gewordener bayrischer Poet
Franz Xaver Hu eher dem „Retter Bayerns“ Verse von schlichter
Herzlichkeit:

1 A. Erhard, Herzogin Maria Anna von Bayern und der Besehener
Friede, 7 ff.
 
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