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Historische Vierteljahrsschrift — 4.1901

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Kritiken
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https://doi.org/10.11588/diglit.60746#0414
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Kritiken.

offiziellen Angaben, vor allem in den statistischen Tabellen, denen
ein grosser Wert beigemessen werden kann. Anders gestaltet sich
die Sache hinsichtlich der Abteilungen über Geschichte, Staatsrecht,
Kunst und Wissenschaft, weil dem Verfasser hier ein grösseres Feld
geboten wird, um seine individuelle Auffassung geltend zu machen.
Dieses allgemeine Urteil gilt in hohem Grade von dem hier zu
besprechenden Buch über Norwegen, welches in zwei Ausgaben, einer
französischen und einer englischen, erschienen ist. Das Buch wird von
den Kapiteln über „Geographica! Situation", „Topography", „Geology",
„Climate", „Plant-Life" und „Animal Life" eingeleitet. Tri dem darauf-
folgenden Kapitel über „Anthropology" lenkt der Verfasser, A.M.Hansen,
die Aufmerksamkeit auf das Vorhandensein zweier ungleicher Rassen
im norwegischen Volke: die eine dolichocephal, hochgewachsen und
von heller Gesichtsfarbe, die andere brachycephal, mittelhoch und mit
deutlichen Spuren einer früheren dunklen Gesichtsfarbe. Zwischen
diesen beiden giebt es Zwischenformen, durch Kreuzung der Rassen
hervorgebracht. Studien über diese Verhältnisse sind in letzter Zeit
vorzugsweise von Dr. C. 0. Arbo und anderen gemacht worden.
Hierauf folgt das Kapitel „Population" mit mehreren inter-
essanten Texttabellen, unter anderem eine kräftige Zunahme der Be-
völkerung ausweisend: von 727 600 Einwohnern im Jahre 1769 bis
auf 2 000 917 im Jahre 1891. Dieses Jahr beschäftigten sich 48,65%
der Bevölkerung mit Ackerbau und Forstwirtschaft; 8,58% mit Fisch-
fang; 23,04% mit Industrie und Grubenbetrieb; 9,75% mit Handel
und Kommunikationswesen; 5,92% mit Schiffahrt und 4,36% mit
intellektueller Arbeit. — Aus dem Kapitel „Prehistoric Periods" geht
hervor, dass Norwegen in den ältesten Zeiten weniger dicht bevölkert
gewesen sei als Schweden und Dänemark. Altertümer aus allen vor-
geschichtlichen Perioden sind vorgefunden worden: aus dem Stein-
zeitalter, dem Bronzezeitalter und dem Eisenzeitalter.
Dann folgt „History", „International Position" und „Political
Constitution and Administration". Hier ist die Darstellung von der
jetzigen politischen Situation in Norwegen und Schweden beeinflusst
worden. Wie allgemein bekannt, wurde Norwegen von dem König
von Dänemark durch den Frieden in Kiel am 14. Januar 1814 an
den König von Schweden abgetreten. Die Norweger wollten sich
hierin nicht fügen, sondern wählten einen eigenen König. Nach einem
kurzen Krieg musste dieser seine Krone niederlegen. Bei den ver-
wickelten politischen Zuständen in Europa sah die schwedische Re-
gierung ihren Vorteil darin, mit den Norwegern sobald wie möglich
fertig zu werden. Unterhandlungen wurden eingeleitet, und ein für
die Norweger sehr günstiger Vertrag kam zustande. Dabei unterliess
 
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