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Historische Vierteljahrsschrift — Leipzig, Dresden: von Baensch-Stiftung, Band 4.1901

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Kritiken
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https://doi.org/10.11588/diglit.60746#0096
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82

Kritiken.

Ernst Bernheim, Professor der Geschichte in Greifswald. Ge-
schichtsunterricht und Geschichtswissenschaft im Verhältnis zur
kultur- und sozialgeschichtlichen Bewegung unseres Jahrhunderts.
(Sonderabdruck aus der Pädagog. Monatsschrift „Neue Bahnen“
1899. Heft 5 u. 6.) Wiesbaden. E. Behrend 1899. 56 S.

Ein Referat über die historische Pädagogik Bernheims liesse sich
in dieser Zeitschrift sehr kurz fassen, wenn nicht der Historiograph
Bernheim dem Pädagogen auf „neuen Bahnen‘ vorangeschritten wäre.
Wer sich mit Geschichte nicht nur als praktischer Schulmann be-
fasst, sondern selbständig historisch arbeitet, wird die Ueberzeugung
des Greifswalder Kollegen teilen, „dass das fortschreitend chronolo-
gische Verfahren das Grundprinzip des Schulunterrichts sein und
bleiben muss“ unbeschadet der subsidiären Heranziehung andrer Me-
thoden, unter denen die biographische an erster Stelle zu nennen
wäre. Auch wird man gern den Satz unterschreiben und unter-
streichen, dass „ein guter Lehrer auch mit der ungeeignetsten Me-
thode Treffliches leisten, ein unbegabter Lehrer selbst mit der besten
Methode keine hervorragenden Erfolge erzielen wird“, weil das Ge-
heimnis der Pädagogik allemal der Pädagog ist. Am Ziele treffen
wir uns wieder, nachdem sich gleich auf den ersten Seiten unsere
Wege getrennt hatten. Ob die Schuld an Bernheim oder an mir
liegt, überlasse ich dem Urteil der Fachgenossen. Bernheim wieder-
holt Seite 12 ff. den Gedankengang seiner vor zwei Jahrzehnten ver-
öffentlichten Untersuchung über „Geschichtsforschung und Geschichts-
philosophie“. Er selbst verweist auf den abkürzenden geschichts-
philosophischen Paragraphen seines Lehrbuches, aber sei es nun die
noch straffere Concentrierung oder das deutliche Aussprechen bis da-
hin latenter oder neuer Gedanken, der Leser wird nicht umhin können,
zu konstatieren, dass „man es vor — Lamprecht anders las‘.

Oder soll man es anders verstehen, wenn „der Fall Lamprecht‘
auch ın einer Skizze der Historiographie des neunzehnten Jahrhun-
derts in den Vordergrund gerückt wird? Während Bernheim früher
ın der „ geschichtsphilosophischen Bewegung des Jahrhunderts zwei
 
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