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Historische Vierteljahrsschrift — Leipzig, Dresden: von Baensch-Stiftung, Band 4.1901

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Preuss, Georg Friedrich: Oesterreich, Frankreich und Bayern in der spanischen Erbfolgefrage 1685-89
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https://doi.org/10.11588/diglit.60746#0495
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481

Oesterreich, Frankreich und Bayern in der spanischen
Erbfolgefrage 1685—89.

Von
Georg Friedrich Preuss.
(Schluss.)

1.

Musste in Folge der Kriegserklärung die französische Diplo-
matie von der bewegten Szene in Madrid abtreten, um dann dort
fast allen Einfluss zu verlieren, so brachte auf der anderen Seite
die gemeinsame Waffenbrüderschaft die Höfe von Wien und
Madrid naturgemäss einander näher. Nur dass neu eintretende
Verhältnisse der Hofburg zunächst noch keinerlei praktische Ver-
wertung dieser günstigeren Konjunkturen gestatteten. Der Tod
Marie Luisens beseitigte zwar eine gefährliche Gegnerin, eröffnete
aber König Karl auch neue Hoffnungen auf leibliche Nachfolge.
Noch im gleichen Jahre fand seine Vermählung mit der pfälzisch-
neuburgischen Prinzessin Maria Anna, der Schwägerin Kaiser
Leopolds, statt. In der Entwicklung der ganzen Frage ist hier-
mit ein bedeutsamer Abschnitt gegeben. Jedermann war der
Finger auf den Mund gelegt, den offiziellen diplomatischen
Kampfspielen in Madrid war auf Jahre hinaus das natürliche Ziel
gesetzt. Sollten sich zuletzt die mit jener Verbindung verknüpften
Erwartungen der spanischen Nation als unerfüllbar erweisen, ‚so
lagen die Aussichten des Kaisers keineswegs verzweifelt. Einmal
erhoffte man in Wien noch immer einen Umschwung der Stimmung
zu Gunsten des Erzherzogs. Geschah dies aber auch nicht — ein
Fall, der, wie wir sahen, in dem Heiratskontrakte bereits vor-
gesehen war —, so war noch immer nichts verloren, wenn
Max Emanuel an den Verträgen festhielt. Die Aussichten hier-
für waren im Jahre 1689 die besten!

Betrachten wir also die Entwicklung, welche die wechsel-
seitigen Beziehungen zwischen Oesterreich und Bayern :seit 1685
 
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