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Historische Vierteljahrsschrift — Leipzig, Dresden: von Baensch-Stiftung, Band 4.1901

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Nachrichten und Notizen II
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https://doi.org/10.11588/diglit.60746#0151
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Nachrichten und Notizen II.

G. Pfeilschrifter, die authentische Ausgabe der Kvangelienhomilien
Gregors des Grossen, ein erster Beitrag zur Geschichte ihrer Ueber-
lieferung, München 1900 (Veröffentlichungen aus dem kirchenhistorischen
Seminar München N. 4). 122 8.

Die fleissiıge und tüchtige Arbeit kann durch ihren Stoff nur das Inter-
esse eines kleinen Kreises haben. Es handelt sich um die Abfassungszeit
der 40 Evangelienhomilien des Papstes, von denen er 20 selbst vorgetragen
hat und 20 nach Diktat in der Kirche vorlesen liess. Das Resultat der
Untersuchung ist, dass die 40 Predigten wahrscheinlich einen Cyklus für ein
Kirchenjahr und zwar für das Jahr 390/91 gebildet haben. Sie sind ur-
sprünglich gegen den Willen des Papstes von seinen Verehrern 392 ver-
öffentlicht, später veranstaltete Gregor selbst eine authentische Ausgabe.
Zum Schluss stellt der Verfasser die Kriterien für die Durchforschung des
weitverzweigten Handschriftenmaterials auf, die sich aus seiner Arbeit er-
geben haben, um den Text der authentischen Ausgabe wiederherzustellen.

Heidelberg. Grützmacher.

F. Curschmann, Hungersnöte im Mittelalter, ein Beitrag zur deutschen
Wirtschaftsgeschichte des 8. bis 13. Jahrhunderts. „Leipziger Studien
aus dem Gebiet der Geschichte VI, 1. Teubner 1900. VI + 21758. 8°.
Die Arbeit zerfällt in zwei Abschnitte, deren zweiter S. 87—217 eine

„Chronik der elementaren Ereignisse‘© von 700—1317 bietet, eine recht

brauchbare Zusammenstellung von Quellenzitaten, die von der Belesenheit

des Verfassers Zeugnis giebt; der erste Teil enthält die Darstellung.

Verfasser bekennt, es mit einem spröden Stoffe zu thun zu haben; es
bleibt immerhin verdienstlich, dass er nicht versucht, ihn durch seine
Phantasie zu beleben, sondern sich darauf beschränkt, in nüchterner und
exakter Weise das zu entwickeln, was die Quellen bieten. Das Verhalten
der Hungernden, die in ihrer Verzweiflung sogar zur Menschenfresserei
ihre Zuflucht nahmen, und die Notstandspolitik besonders Karls des Grossen
und der Kirche sind gut geschildert. Bei dem „Versuch einer Statistik“
ergiebt sich ein Vorzug der westlichen Gebiete (Belgien und Mittelrhein),
die bei entwickelteren Wirtschafts- und Verkehrsverhältnissen schon im
13. Jahrhundert einer Hungersnot weniger ausgesetzt waren als der Osten
(S. 41).

Mit Recht verzichtet der Verfasser darauf, die zerstreuten Kinzel-
preise, die noch dazu meistens Teuerungspreise sind, in einer Tabelle zu-
sammenzufassen. Die Zwecklosigkeit solchen Unternehmens bekennen und,

Histor. Vierteljahrschrift. 1901. 1. 10
 
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