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Historische Vierteljahrsschrift — Leipzig, Dresden: von Baensch-Stiftung, Band 4.1901

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Nachrichten und Notizen I
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https://doi.org/10.11588/diglit.60746#0566
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552

Nachrichten und Notizen I.

0. Wanka Edler v. Rodlow. Die Brennerstrasse im Altertum und
Mittelalter. (Prager Studien aus dem Gebiete der Geschichtswissenschaft,
hg. von A. Bachmann, Heft 7). Prag, Rohlicek und Sievers, 1900. 8°.
i73 SS. & 2,50.

Mit dem Brenner verknüpfen sich aufs engste Erinnerungen an die
Römerzüge der deutschen Kaiser. Der Verfasser vorliegender Spezialarbeit
über diese wichtigste der mittelalterlichen Alpenstrassen nimmt selbst an,
dass bei mehr als der Hälfte aller Heerfahrten nach dem Süden der Weg
über Innsbruck, Brixen eingeschlagen worden sei; aber er begnügt sich
mit einer recht summarischen Aufzählung der Züge, für welche die Quellen
mit mehr oder weniger Wahrscheinlichkeit die Benutzung des Brenner-
passes erschliessen lassen. Nur eine der in Betracht kommenden Fragen,
die betreffs der Oertlichkeit des Kampfes, den Friedrich I. bei seiner
Rückkehr aus Italien im Jahre 1155 an den Veroneser Klausen zu bestehen
hatte, ist ausführlicher behandelt; wie mir scheint mit wenig Glück. An
der vom Verfasser vertretenen Meinung, der Kaiser habe den südlichen
Eingang des Engpasses, bei Volargne, gesperrt gefunden, bleibt es un-
verständlich, weswegen die Umgehung der feindlichen Stellung so schwierig
war, und es wird übersehen, dass Helmold 1, 81 ausdrücklich von einer
allseitigen Einschliessung des Heeres zwischen Fluss und Gebirge spricht.
Die neuerdings vertretene Annahme, die Stellung des Alberich sei an der
nördlichen Thalenge, bei Ceraino, zu suchen, kann nicht als widerlegt
gelten.

Die Römerzüge bilden immerhin nur eine, schon anderweitig eingehender
behandelte Episode in der Geschichte des Verkehrs auf dem Brenner und
seinen Zufahrtsstrassen, welche der Verfasser von der prähistorischen Epoche,
durch die Römerzeit, das frühere und spätere Mittelalter bis zum Anfang
des 16. Jahrhunderts verfolgen will. Er zeigt, wie ein längst begangener
Saumpfad unter den Römern für Handelszwecke viel benutzt, aber erst
nach dem Markomannenkriege zu einer Heerstrasse ausgebaut wurde, deren
feste Fundamente die Stürme der Völkerwanderung überdauerten. Die
germanische Besiedelung ist spät ins Brennergebiet eingedrungen. Der
Strasse folgend, rückten die Bayern nach Süden vor, doch dauerte es lange,
bis die romanischen Breonen, denen der Pass seinen Namen verdankt,
von ihnen aufgesogen wurden. Am reichlichsten fliessen die Quellen be-
greiflicherweise für die jüngeren Zeiten. Zu Anfang des 14. Jahrhunderts
 
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