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Historische Vierteljahrsschrift — Leipzig, Dresden: von Baensch-Stiftung, Band 4.1901

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Nachrichten und Notizen I
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https://doi.org/10.11588/diglit.60746#0567
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Nachrichten und Notizen I. 553

erfuhr die Strasse eine erhebliche Verbesserung durch Anlage des „Kunter-
wegs‘‘ zwischen Klausen und Bozen, der, dem Lauf des Eisacks entlang
führend, eine Uebersteigung des Rittenplateaus ersparte. Den Höhepunkt
erreichte der Verkehr auf dem Brenner im 15. Jahrhundert, als der Handel
zwischen Venedig und Süddeutschland am lebhaftesten war. Vom Leben
und Treiben an der stark frequentierten Strasse sucht der Verfasser ein
anschauliches Bild zu entwerfen durch Zusammenstellung der interessanten
Einzelheiten, die sich aus Reiseberichten und Rechnungen, Urkunden und
Zollrodeln ergeben. Die territorialen Besitzverhältnisse, Zoll- und Geleits-
rechte sind berücksichtigt, ebenso wie Gasthauswesen, Postbeförderung
und anderes.

Im ganzen lässt sich wohl sagen, dass der Verfasser die Aufgabe
gelöst hat, die er sich stellte. Indem er, seiner Absicht gemäss, den
Gegenstand nur in allgemeinen Umrissen darstellt, wird freilich die Be-
handlung mancher Einzelfragen kurz und nicht völlig überzeugend; aber
das weit zerstreute Material ist fleissig gesammelt und nicht ohne Geschick
verarbeitet.

Zürich. G. Caro.

Richard Stieve, Kaiserlicher Landgerichtsrat a. D., Rechtsanwalt zu
Zabern, Ehrenpräsident des Vogesenklub, Zabern im Elsass oder Elsass-
Zabern. Geschichte der Stadt seit Julius Cäsar bis zu Bismarcks Tod.
Zabern i. E., A. Fuchs. 1900. VIII und 259 Seiten.

Eine Geschichte der Stadt Zabern zu schreiben ist eine lohnende Auf-
gabe. Als römische Gründung, als Schlüssel des wichtigsten Vogesenpasses,
als Residenz der Strassburger Bischöfe hat es eine reiche, bedeutungsvolle
Vergangenheit. Leider ist die vorliegende Schrift keine glückliche Lösung
der Aufgabe; sie ist das Erzeugnis eines unzweifelhaft vielseitig angeregten
und gebildeten, jedoch durchaus ungeordneten Geistes. Der Verfasser steht
auf dem phantastischen Standpunkt der Romantiker, die, begeistert für die
Herrlichkeit der mittelalterlichen Kirche und für das, was sie für urdeutsch
halten, alles, was seit den Ottonen geschehen, als Verirrung und Niedergang
ansehen. „Die Kirche ist die Mutter des Deutschen Reiches. Nur diejenigen
Kaiser, welche diese beste aller Mütter ehrten, haben etwas Erspriessliches
geleistet,‘ heisst es S. 481, und S. 1681: „Der moderne Staat kann nicht ge-
recht sein, weil er nicht von Gott ist.‘‘ Schreckgespenster sind für ihn
Richelien und — Bismarck; diesem gegenüber wohnen zwei Seelen, ach! in
seiner Brust; die eine verehrt in ihm den Schöpfer neuer Kaiserherrlichkeit,
die andere verdammt seine „Planlosigkeit‘‘ und sein Schwanken. Aber des
Verfassers allgemeine Anschauungen, wenn sie sich bisweilen auch sehr
aufdringlich geltend machen, könnte man schliesslich ertragen, wenn nur
die Geschichtsdarstellung selbst den bescheidensten Anforderungen, die man
sowohl an ein wissenschaftliches wie an ein volkstümliches Werk stellen
muss, entspräche. Aber die Anordnung ist mangelhaft — man vergleiche
z. B. nur S$ 1 und 2, 5 4 nnd 9 in ihrem Verhältnis zu einander — und
bisweilen durch ganz ungehörige Abschweifungen unterbrochen, wie z. B.
durch die Erzählung von dem preussischen Vetter des Panduren-Trenck in
 
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