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Historische Vierteljahrsschrift — Leipzig, Dresden: von Baensch-Stiftung, Band 4.1901

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Nachrichten und Notizen I
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https://doi.org/10.11588/diglit.60746#0141
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Nachrichten und Notizen I.

Die Arbeit von W. Claassen, Schweizer Bauernpolitik im Zeitalter
Ulrich Zwinglis (Sozialgesch. Forsch., herausg. von St. Bauer und L. Hart-
mann, IV. Heft, Berlin, Felber, 1899) beschränkt sich durchaus auf den
Kanton Zürich und behandelt das Zuständliche sehr viel ausführlicher als
die Entwicklung. Grundgedanke Zwinglis ist auf diesem Gebiet die Wert-
schätzung der menschlichen Arbeit überhaupt und speziell der produktiven
Handarbeit. Er erstrebt möglichste Konservierung des numerisch und wirt-
schaftlich im Staat überwiegenden Bauernstandes, kämpft daher gegen das
landverödende Reislaufen und sucht unter teilweiser Rechtfertigung des
Zinsnehmens doch die Verschuldung zu mildern. Eine tiefgreifende Reform
der bäuerlichen Zustände ist unter seinem Einfluss aber nicht durchgeführt
worden, obwohl die Züricher Agrarpolitik damals ganz von sozialen Motiven
geleitet wurde. Nur für ihre eigenen Leibeigenen hob die Stadt 1525 die
Hörigkeit auf; die Fronen blieben unberührt. Von den grundherrlichen Lasten
bestand der Zehnte im ganzen fort, nur die sogenannten erkauften Zinse
wurden für ablösbar erklärt, aber die Ablösung schon nach wenigen Jahren
wieder und zwar immer stärker erschwert. Die Agrarverfassung zeigt, wie
in ganz Südwestdeutschland, — welche Parallele Verfasser wohl viel
deutlicher hätte auseinandersetzen sollen — ein Zurücktreten der leib-
herrlichen vor den gerichts- und grundherrlichen Lasten, geringen Umfang
der herrschaftlichen Eigenbetriebe. In sehr subtiler Weise werden die all-
gemeine soziale Bedeutung des Bauernstandes, Produktivität und Technik
der damaligen Landwirtschaft, die Besitzverteilung und andere spezifisch
ökonomische Fragen statistisch aufzuhellen versucht. Der Gebrauch von
Abkürzungen im Text, sogar für Eigennamen, fällt formell unangenehm auf.

Strassburg, 6. Okt. 1900. Th. Ludwig.
Lea, Henry C. The Indian policy of Spain. [S. A. aus Yale Review,

August 1899.]

Der Verfasser hat sich durch eine Reihe von Studien über die spanische
Kirchengeschichte vorteilhaft bekannt gemacht, in denen er eine mehr als
gewöhnliche Vertrautheit mit dem Quellenmaterial an den Tag gelegt
hatte. Auch die vorliegende Abhandlung beruht auf quellenmässigem
Materiale, allein seinem Thema ist der Verfasser diesmal doch nicht ge-
wachsen. Seitdem die Glaubwürdigkeit des Las Casas von verschiedenen
Seiten auf Grund der Quellen sehr ernstlich angezweifelt worden ist, ist
es doch nicht mehr angängig, ihn als die wesentlichste Grundlage für eine
Darstellung der spanischen Indianer-Politik zu benutzen in der Periode, in
 
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