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Hyrtl, Joseph
Onomatologia anatomica: Geschichte und Kritik der anatomischen Sprache der Gegenwart ; mit besonderer Berücksichtigung ihrer Barbarismen, Widersinnigkeiten, Tropen, und grammatikalischen Fehler — Wien, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.14858#0271
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172. Helicotrema. — 173. Hepar und Jecur. 249

machten ihren Hallux, welcher jetzt noch in der anatomischen
Sprache allein herrscht, dadurch, dass sie das x des Isido-
rischen Allex, dem s im Hallus des Festus substituirten.
Der barbarische Hallux, hat einen anatomischen Genitiv : Jiallucis
(wie im Flexor, Extensor, Abductor Jiallucis). Dieser ist eo ipso
auch barbarisch, da nur halUcis (von dem richtigen hallex)
gesagt werden darf.

172. Helicotrema.

Jedes Loch, jede Oeffnung, welche an der Schnecke des
Gehörlabyrinths vorkommt, ist ein Helicotrema, d. i. ein 'c-f^xx
x% ek'.7.oc, ein Loch der Schnecke. Will man nur Ein be-
stimmtes Loch in der Schnecke, mit diesem Namen auszeichnen,
so muss diesem Helicotrema, der Name des Anatomen bei-
gegeben werden, welcher das Wort zuerst für dieses besondere
Loch neu construirte. Dieser Anatom war Breschet, welcher
die Oeffnung in der Schneckenkuppel, durch welche die Scala
tympani mit der Scala vestibuli im freien Verkehr steht, helico-
treme nannte. Also nicht Helicotrema schlechtweg, sondern
Helicotrema Brescheti, wodurch die Anatomie zugleich ihren
Dank dem Manne ausdrückt, welcher sie mit einem neuen
Worte, wenn auch nicht mit einer neuen Sache, bereicherte.
Der Sinn des Helicotrema Brescheti, liegt eigentlich schon im
Scyphus Vieussenii. Sieh' dieses Wort.

173. Hepar und Jecur.

Da sich aus dem griechischen Wort Hepar, viel leichter
ein Adjectiv bilden lässt, als aus dem lateinischen Wort Jecur,
ja ein solches Adjectiv bereits im Griechischen als ^toctmios
vorliegt, wird Hepar (bei den Latino-Barbari Ejpar, wegen des
griechischen fjrcap), in der Anatomie ausschliesslich für Leber
gebraucht.
 
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