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—M AchtunddrHigstex Jahrgang. M

19. Heft.

W Htnttgarh Leipsig, Rrrlin, Wien. W—

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Luise Wilhelmine Menken.

1845 folgte

Ferdinand von Bismarck.
väterlichen Güter vorzubereiten. Ostern
Hard und Otto die Verwaltung der pommerschen Güter, die sie bis 1841 gemeinsam
führten. Dann wurde der ältere Landrat des Kreises Naugard und übernahm das
Gut Külz, während der jüngere Kniephof und Jarchelin bekam, die er mit wenigen
Mitteln, aber gutem Erfolge bewirtschaftete. Von der Zeit an widmete er auch den öffent-
lichen Angelegenheiten mehr und mehr seine Aufmerksamkeit. Nachdem er als Land-
wehroffizier beim 4. pommerschen Ulanenregimente noch eine längere anstrengende

AWWeunzehn an Freud und Leid ereignisvolle Jahre sind über die Erde mit f
MM Schwingen dahingerauscht seit dem Tage, an dem der sehnlichste Wunsch
echten Deutschen in Erfüllung gegangen ist, seitdem das geliebte
deutsche Vaterland wieder geeint und stark vor den Augen der Welt da-
steht, wie zu jener großen und herrlichen Zeit der Machtfülle, zu der der M
heldenhafte Kaiser Friedrich Barbarossa sein Reich erhoben. Neunzehn
Jahre lang hat der genialste Staatsmann, den Deutschland seit Jahr-
hunderten gesehen, unter drei Kaisern mit hin-
gebendster Treue den hauptsächlich durch seine ge-
waltige Energie zustande gekommenen stolzen Bau
beschützt und befestigt und allen feindlichen An-
fechtungen in dem erhebenden Bewußtsein, das
Beste seines deutschen Vaterlandes zu wollen, kühn
stand gehalten. Für Deutschlands Macht be-
geistert, ist es Fürst Bismarck gelungen, um ein
Panier das ganze Volk zu scharen. Deshalb wird
auch der Geburtstag des eisernen Kanzlers, der
1. April, für die deutsche Nation für immer ein
Ehrentag bleiben, und von Millionen Herzen wird
der gütigen Vorsehung auch bei seiner diesmaligen
Wiederkehr gedankt werden, daß sie vor
nun fünfundsiebenzig Jahren den ge-
wattigen Mann das Licht der Welt
erblicken ließ, der das Rätsel
der neuesten deutschen Geschichte
so genial gelöst hat.
Es war eine ernste,
schwere Zeit, als der
märkische Landedelmann
Ferdinand von Bis-
marck am 2. April
1815 von Schloß
Schönhausen im
JerichowschenKreis
aus auf folgende
sonderbare Art die
Geburt seinesSoh-
nes Otto ver-
kündigte: „Die
gestern erfolgte
glückliche Entbin-
düng meiner Frau
von einem Sohne
verfehle ich nicht,
allen Verwandten
und Freunden un-
ter Verbittung
des Glückwunsches
bekannt zu machen."
Die Mutter des jungen
Weltbürgers war die
durch Schönheit und Her-
zensgüte ausgezeichnete Toch-
ter des königlich preußischen
Kabinetsrats Menken, die ihr
Gatte in der Hofgesellschaft in Pots-
dam kennen gelernt und zu Ostern 1806
heimgeführt hatte. Beider Bildnisse aus
späteren Jahren findet der Leser nebenstehend.
Sie sahen beide den Sohn noch groß werden: die Mutter starb 1839 und
der Vater ihr nach.
Die ersten Jugendjahre verlebte der kräftig gedeihende Knabe auf dem Gute Kniephof
bei Naugard in Pommern, wohin die Familie schon wenige Monate nach Ottos Geburt
übersiedelt war. Mit sieben Jahren wurde er in die damals berühmte Plamannsche
Erziehungsanstalt in Berlin gebracht. Bis zum 12. Lebensjahre verweilte er in diesem
Institut und kam dann zur Weiterbildung an das Friedrich-Wilhelmstädtische Gymnasium.

flüchtigen ! Nach seiner Konfirmation an seinem 16. Geburtstage durch den berühmten Schleier-
nsch jedes > macher trat er ins Gymnasium zum Grauen Kloster über, an dem er, ehe noch sein
17. Lebensjahr vollendet war, die Abiturientenprüfung mit gutem Erfolge
ablegte. Schon auf der Schule zeigte sich deutlich die ungewöhnliche
Befähigung des Knaben, der mit besonderer Vorliebe das Studium der
Geschichte, namentlich der vaterländischen, und der neueren Sprachen
H D f betrieb. Und nun ging's mit keckem, frohem Mut in das schöne, tolle
Studentenleben hinein mit seiner genialen, oft nur
zu übermütigen Ungebundenheit. Göttingen hat
gewiß nicht viele derartige ausgelassene Studenten
gesehen, wie es der an allen deutschen Universitäten
als vortrefflicher Fechter und Trinker berühmte
Corpsbursche, der Hannoveraner Otto von Bis-
marck war, der in drei Semestern siebenundzwanzig
Duelle mit solch glücklichem Erfolge ausgefochten
hat, daß er den Beinamen „Achilles, der Unver-
wundbare" bekam. Gearbeitet hat der flotte Corps-
student während dieser stürmischen Zeit allerdings
nicht viel, da aber doch einmal ans Examen ge-
dacht werden mußte, siedelte er an die Universität
Berlin über, wo er auch rechtzeitig (1835),
Ktzd--». trotzdem er auch dort nur zweimal im
Hörsaal erschienen war, das Exa-
men dank seiner großen Be-
gabung und seinem außer-
ordentlichen Privatfleiße
gut bestand. Seine erste
Beschäftigung fand der
junge Rechtsbeflissene
M als vereideter Aus-
kultator und Proto-
kollfübreramBer-
liner Landgericht.
K Schon 1836 trat
er von der Justiz
U zur Verwaltung
M über; als künf-
M tiger Diplomat
mußte er auch
darin gedient ha-
ben, und kam z u-
an die könig-
liche Negierung
zu Aachen und im
Herbst 1837 nach
Potsdam, wo er
im folgenden Jahr-
WM bei den Gardejä-
gern eintrat, um
seine Militärpflicht
abzuleisten. Nach kur-
zer Zeit ließ er sich jedoch
in das in Greifswald
stehende pommersche Jäger-
bataillcn Nr. 2 versetzen, da
er sich neben seinem Dienste an
der dortigen Akademie dem Stu-
dium der Landwirtschaft widmen wollte,
um sich zur demnächstigen Uebernahme der
1839 übernahmen die beiden Brüder Bern-

Jllustr. Welt. 1800. 19.

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