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Toms Partner.
Erinnerung aus den Rocky Mountains.
Von

Arthur v. Leonhard.
s (Alle Rechte Vorbehalten.)
1 üde und abgespannt erreichte ich das Ende des
von den Holzschlitten ausgefahrenen Weges
auf der Fahrstraße, ich hatte somit den Haupt-
teil meines Marsches zurückgelegt und nur
noch etwa drei Meilen zu gehen. Ich legte
den Quersack mit Provisionen auf den Schnee und setzte
mich auf einen Stamm, um etwas auszuruhen. Es war
gerade die unangenehmste Zeit zum Fußwandern im Gulch,
schon ward am Tage unter den Sonnenstrahlen die Ober-
fläche des Schnees weich und nur morgens und abends,
wenn es wieder fror, konnte man Schneeschuhe benützen.

Die übrigen drei Meilen mußten jetzt in Schnee ge-
watet werden, ein ausgetretener Pfad war nicht vorhanden,
alle anderen Miners waren den Winter über in die Stadt
Leadville gezogen und die wenigen Kabinen standen leer.
Ich freute mich, nach dreitägiger Abwesenheit wieder
nach Hause zu kommen, ich hatte mich an das Zusammen-
leben mit meinem Partner Charley so gewöhnt, daß ich
ihn vermißte, wenn ich auch nur einen Tag von ihm
fort war.
Es war keine schwärmerische Mädchenfreundschaft „fürs
Leben", mit langatmigen Reden und Beteuerungen, welche
uns verband; ich glaube nicht, daß wir je ein Wort ge-
wechselt, welches unsere Gefühle ausdrücken sollte, aber
jeder von uns wußte, daß er sich bis auf den letzten Bluts-
tropfen auf den andern verlassen konnte und wir hatten
das auch schon bei manchen Gelegenheiten, als wir im
vergangenen Sommer zusammen nach der Ute Reservation
auf die edlen Metalle „Prospekten" gezogen waren, erprobt.
Auch jetzt arbeiteten wir den Winter über für andere
nur als Mittel Zum Zweck, um, sowie die Sommersonne

den Schnee aufräumte — Frühjahr ist dort, über zehn
tausend Fuß hoch im Gebirge, nur im Kalender vorhanden
— mit dem verdienten Geld wieder weiter hinein in die
Berge Zu ziehen, dustu In muerte 0 In suerte, wie die
spanischen Miners sagen, „bis zum Tode oder bis zum
Glücke!"
Und war der Tod statt des Glückes unser Los, wie
bei so vielen anderen, ein schöneres Grabdenkmal als die
ewigen Berge und Felsgipfel konnte man sich nicht vor-
stellen. Ob begraben oder unbegraben, ob mit oder ohne
Skalp — man schlummerte dort wohl ebenso gut als
irgendwo anders, und der Pfade, welche ins weite Un-
bekannte, in die Ewigkeit oder ins Nichts — (Men 8ul)6? —
führen, gibt es ja so viele und verschiedenartige für einen
Prospektor in den Rocky Mountains.
Wir hatten beide schon manches im Leben durchgemacht
und die erste Jugendhitze so ziemlich abgestreift. Von dem
Dreiblatt Glaube, Liebe, Hoffnung hatten wir mit den
beiden ersten so gut wie abgeschlossen, erwarteten oder
fürchteten nichts mehr von ihnen, nur der Hoffnung waren

Nordwestdeutsche Gewerbe- und Industrie-Ausstellung in Bremen. Nach dem Gemälde von Weser-Krell. (S. 622.)


Jllustr. Welt. 1890. 26.

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