Illusirirte Welt.
547
Glühmayer Machte nach.
„Heut abend komm in die Post 'nauS — aber Du bist ja
ohnedies alle Tage draußen — wollen dann 'mal sehen."
Im Abendläuten da saßen im Postgarten Glühmayer und
Gefreiter Kernstecher und hatten sich zur Begleitung ibre Liebsten
mitgebracht. Der Glaningerfranzl war auch da und die Gusti
von Braunau lief unermüdlich ab und zu mit Kaffee und Bier.
„He, Gusti!" rief plötzlich Glühmayer, „dem Glaningerfranzl
noch ein Glasel! Heut ist ein wichtiger Tag für ihn, müssen
ihn doch leben lassen!" Damit erhob er sich. „Meine Herren
und Damen! Dieser anwesende Franzl Glaninger will sich ver-
heiraten. Geld hat er von den Alten, ein braver Bursch ist er,
treu und gutherzig. Seine Braut wird glücklich sein!"
Der Glaningerfranzl war rot geworden bei dieser Rede, die
Gusti aus Braunau aber bleich. Jetzt ließ sie wirklich das
Plateau mit den Flaschen fallen.
„Herrgott, was ist denn los?" riefen alle.
„Was los ist?" rief die Gusti weinerlich. „Nichts ist los,
als daß der Glaninger ein Scheusal ist! Just jetzt, wo ich ihm
seinen Brief hätt' beantworten wollen und ihm sagen, daß —
daß ich nichts dagegen habe — Und nun brach die Gusti von
Braunau in Helles Schluchzen aus.
„Kind, Du bist doch eine dumme Gans! Die, welche der
Franzl heiraten will, bist ja doch Du!"
„Wie? Ich? Wirklich? Aber Herr Glaninger, so reden
Sie doch!" rief sie strahlend, wie Sonnenschein unterm Regen.
Und er entgegnete nicht weniger strahlend:
„Was, Sie sagen wirklich nicht Nein, Fräulein Gusti? Ist
das aber gescheit!"
„Na, ob's just gescheit ist, wenn man ,Jrü sagt," meinte die
Frau Glühmayerin, so von der Seite ihren Mann anblickend
„Oder wenn man überhaupt heiratet," bestätigte Glühmayer
blinzelnd.
„Ja, 's ist wohl zu überlegen!" meinte die Gefreiterin Kern-
stecher. „Ein Mann ist leicht genommen, schwer wieder los-
geknegt."
„Weil die Frauen so ,anhänglich' sind!" warf Gefreiter Kern-
stecher eifrig ein.
„Jetzt hört aber einmal auf!" schrie Glühmayer, „sonst ge-
trauen sich die zwei jungen Leuteln wirklich nicht, einander zu
heiraten!"
Die beiden aber schauten einander in die Augen und lachten
„I, da könnt ihr reden so lang ihr wollt!" rief der Franzl
lachend. „Gelt, Gusti? Am Petersfriedhof in Salzburg drin,
da liegt mein Bruder Mucki begraben, der ist schon als Kind
gestorben und ein Engerl worden. Und bei dem seinem Grab
hab' ich die Gusti Zum erstenmal kennen lernen, und da hab' ich
gleich gewußt — ,es soll so sein?' -- Weißt noch, Gusti? Ge-
regnet hat's just."
„Ja. sagt mir nur," lachte der Glühmayer, „wann man hier-
in Salzburg überhaupt jemand kennen lernen könnte, ohne daß
es regnet?!"
„Stimmt!" riefen alle, denn eS fing bereits abermals „zu
tröpfeln" an. E. M. Vacano.
Ein Ausstug aus den Mond.
Von
Asleriscus.
(Alle Rechte Vorbehalten.)
H^lie Gegenwart ist die Zeit des raschen und weiten Reisens.
In 65 bis 70 Tagen kann man bequem den Erdball
umfahren, ohne von dem gewohnten Comfort das Geringste
zu vermissen. Man vermag also heute in zehn Wochen die größt-
mögliche Tour auf der Erde auszuführen, zu der vor wenigen
Menschenaltern noch mehrere Jahre mit tausend Gefahren und
zahllosen Unbequemlichkeiten erforderlich waren. Aber alle Hilfs-
mittel, welche der menschliche Geist und die menschliche Thatkraft
geschaffen haben, können uns bei unseren Ausflügen nicht von
der Erde Hinwegschaffen; auf immer sind wir an unfern Planeten
gebunden, und nur der Blick vermag von hier hinauszuschweifen
in den Weltraum und ahnungsvoll aufzuschauen zu den ewigen
Lichtern, die dort glänzen. Diesen unsern Blick Zu schärfen, daran
hat die menschliche Intelligenz ununterbrochen gearbeitet, indem
sie Fernrohre schuf, welche die entlegensten Gestirne uns nahe
bringen. Besonders derjenige Weltkörper, welcher der Erde am
nächsten bleibt, nämlich der Mond, ist Gegenstand aufmerksamster
Durchforschung geworden, und wir kennen heute die Gestaltung
seiner Oberfläche so genau, daß man Karten desselben besitzt,
die unseren Generalkarten vergleichbar sind. An der Hand dieser
Karten ist eine Bereisung der Mondlandschaften eine ebenso inter-
essante als einfache Sache, und wir wollen uns deshalb einmal
auf den Mond begeben, um zuzusehen, wie es dort aussieht.
Wollten und könnten wir diese Reise körperlich ausführen, so würde
sie selbst mit der schnellsten irdischen Fahrgelegenheit doch recht
lange dauern. Denn auch der rascheste Eilzug würde zehn Monate
brauchen, um bei ununterbrochener Fahrt den Weg bis Zum
Mond zurückzulegen, der Lichtstrahl dagegen durchmißt denselben
Weg in weniger als anderthalb Sekunden. Die Länge dieses
Weges beträgt aber im Durchschnitt 384,500 Kilometer, bald
etwas mehr, bald etwas weniger, denn der Mond ist nicht immer
gleich weit von der Erde entfernt.
Würden wir aber, gleichviel durch welche Kraft, nach dem
Monde versetzt, so könnten wir diesen Wechsel des Aufenthalts-
ortes zunächst nur höchst unangenehm empfinden. Wir müßten
nämlich bald ersticken, denn der Mond hat keine solche Lufthülle,
welche uns das Atmen gestattet, ebensowenig besitzt er Wasser,
und seine Temperaturverhältnisse entsprechen auch durchaus nicht
unseren Anforderungen und Bedürfnissen. Sonach ist es, alles
in allem genommen, nur möglich, die Bereisung des Mondes
lediglich im Geiste auszuführen, an der Hand der Forschungen
der Astronomen und Mondbeobachter.
Diese Erfahrungen haben zunächst dazu geführt, die Mond-
oberfläche als ein durch und durch gebirgiges Terrain zu er-
kennen Es gibt zwar auch dort Ebenen, allein dieselben sind
keineswegs der Meeresfläche oder selbst nur den ausgedehnten
Ebenen Südamerikas oder Asiens zu vergleichen, sondern angefüllt
Ein unverfälschbarer Check.
mit Hügeln, kleinen Kratern, Gruben und Bodenschwellungen.
Außerhalb dieser mehr ebenen Flächen starrt alles auf dem
Monde von wilden, zackigen Felsmassen und Hochgipfeln, da-
neben zeigen sich kraterförmige Gebilde in allen Größen, bis zu
Dimensionen, die fast unglaublich sind. Auf dem Monde gibt
es zahlreiche kraterförmigc Gebirgswälle, die eine Fläche um-
schließen, groß genug, um manches deutsche Fürstentum aufzu-
nehmen. Die größten Gebilde dieser Art nennt man Wallebenen,
die mittelgroßen, von etwa 5 bis 10 Meilen Durchmesser, Ring-
gebirge und die kleinen Krater. Die Tiefe dieser Krater ist bis-
weilen enorm groß. Es gibt solche, deren Boden 20,000 Fuß
tiefer liegt als der Gipfel der Umwallung. Und solche Abstürze
nach innen zu sind ost sehr steil und mit zackigen Felsmassen
besetzt, nach außen dagegen fallen die Wälle meist sehr sanft ab.
Welch ein Anblick müßte es sein, von den Zinnen eines solchen
Bergwalles in eine Tiefe zu schauen, welche die Höhe unseres
Montblanc über dem Meere noch um die Hälfte übertrifft!
Diese ungeheuren Ringwälle sind oft noch mit kleinen Kratern
bedeckt, die indessen die Größe des Vesuvkraters sogar erheblich
übersteigen. In manchen Gegenden hängen diese Krater so eng
aneinander, daß der Boden wie ein Sieb durchlöchert erscheint.
Die ganze Mondoberfläche ist ein starres Felsgerippe, welches
auf die großartigsten Wirkungen vulkanischer Thätigkeit hindeutet,
ja heute ist letztere noch nicht völlig erloschen. Von Zeit zu Zeit
bildet sich wohl noch eine kraterförmige Vertiefung oder es werden
Massen aus dem Innern des Mondes emporgetrieben. Viele
Erscheinungen deuten darauf hin, daß die letzte Epoche der vul-
kanischen Thätigkeit auf dem Monde noch bis zur Gegenwart
reicht. Wie bemerkt, gibt es auf unserem Trabanten keine Meere,
überhaupt keine großen Wassermassen. In einer sehr entlegenen
Vergangenheit hat jedoch der Mond unzweifelhaft Ozeane besessen,
denn mehrere der großen grauen Flächen, die man im Voll-
monde schon mit bloßem Auge erkennen kann, zeigen alle Eigen-
tümlichkeiten uralter, heute trockenliegender Meeresbecken. Die
Gesamtgröße dieser grauen Flächen beträgt etwa 170,000 Quadrat-
meilen, und es ist bezeichnend, daß die ersten Mondbeobachter sie
für wirkliche, wassererfüllte Seebecken hielten und als „Meere"
bezeichneten. Wenn heute unsere irdischen Ozeane plötzlich ver-
schwänden, also austrockneten, so würde, der Meeresboden uns
als ungeheure Fläche erscheinen, die außerordentlich eben wäre
oder nur sanft ansteigende Bodenwellen zeigte. Auch die höchsten
Inseln würden an diesem allgemein flachen Charakter des Meeres-
bodens wenig oder gar nichts ändern. Die Ebenen des Mondes
sind bei weitem nicht so monoton und flach, gleichsam als wenn
die ursprüngliche Fläche durch vulkanische Kräfte vielfach um-
gestaltet worden wäre. Der beste Kenner des Mondes, Professor
Schmidt in Athen, welcher vor einigen Jahren verstorben ist, sagt
hierüber: „Aehnlich wie auf der Erde durch Verteilung von Land
und Meer der Charakter einer Landschaft oder eines ganzen
Weltteils bestimmt wird, so auf dem Monde durch die Gestalt
und Verbreitung der grauen Ebenen. Das Auge haftet gern
auf den dunklen, oft zackig begrenzten Flächen, auf den weiß
schimmernden Streifen, welche ihre Einförmigkeit unterbrechen,
und auf dem blendenden Kranze mächtiger Grenzgebirge, welche
sie umgeben."
Mehr als die Schilderung der landschaftlichen Besonderheiten
der Mondoberfläche interessirt uns aber die Frage: Gibt es dort
oben Bewohner, wie wir Menschen sind ? Diese Frage wird oft
genug an den Astronomen gestellt, und sie hat eine große und
unbestreitbare Berechtigung, denn niemand kann leugnen, daß
Gewißheit darüber, ob auch jenseits unserer Erde denkende Wesen
vorhanden sind, für den Menschen von höchstem Interesse sein
muß. Durch direkte Beobachtung ist nun diese Frage nicht zu
lösen. Unsere großen Fernrohre ziehen durch ihre Vergrößerung
den Mond gewissermaßen in unsere Nähe, allein selbst das
mächtigste Instrument, welches gegenwärtig vorhanden ist, näm-
lich das Riesenfernrohr der Licksternwarte in Kalifornien, vermag
doch unter den günstigsten Verhältnissen den Mond nur so dar-
zustellen, wie man ihn mit bloßem Auge in mehreren Meilen
Entfernung sehen würde. In einer solchen Entfernung vermag
aber niemand ein lebendes Wesen zu erkennen, selbst ein Gebäude
müßte schon recht stattlich sein, wenn es noch sicher unterschieden
werden sollte. Dagegen würde man allerdings das Vorhanden-
sein einer mäßig großen Stadt sehr gut erkennen können, auch
von ihren allgemeinen Einrichtungen, Straßenzügen und so weiter-
würde man sich wohl einen Begriff zu machen in der Lage sein.
Große Eisenbahndämme, wie wir sie auf der Erde haben, würde man
auch zweifellos zu erkennen vermögen, wenn sie auf dem Mond
vorhanden wären, allein nichts dergleichen hat sich bis jetzt gezeigt.
Alle gegenteiligen Behauptungen sind bestimmt irrig. Man kann
sagen, daß wenn lebende Wesen auf dem Monde existirten, dies
höchstens in einer sehr entlegenen Vergangenheit der Fall war,
in einer Epoche, als auf unserer Erde noch keines Menschen Fuß
sich bewegte. Damals hat der Mond möglicherweise organisches
Leben beherbergt, aber heut ist er eine tote, lautlose Einöde.
Der Untergang alles Lebens auf dem Monde hängt jedenfalls
aufs innigste zusammen mit dem Schwinden von Wasser und
Luft daselbst. Leben kann nur bestehen, wo flüssiges Wasser ist,
und dieses ist in seiner
dauernden Existenz an
das Vorhandensein ei-
ner Lufthülle gebunden.
Hätte unsere Erde keine
Luft, so würde sie auch
bald ihr tropsbar flüssi-
ges Wasser verlieren, sie
würde eine starre, tote
Einöde, wie es der
Mond heute ist. Also,
kein Auge sieht vom
Mond aus die Herrlich-
keiten der Schöpfung,
kein Ohr vernimmt
dort einen Laut, kein
Nerv gewinnt dort die
Empfindung von warm
oder kalt. Wir können
uns aber vorstellen, wie
sich einem Menschen auf
dem Mond Tag und
Nacht darstellen würden, vorausgesetzt, daß ein Mensch überhaupt
dort einige Zeit verweilen könnte. Würden wir also plötzlich mitten
auf die uns zugekehrte Mondseite versetzt, und zwar Zur Zeit
des Neumondes, so würden wir über unserem Haupte eine ge-
waltige Lichtscheibe erkennen, dreizehnmal größer, als uns die
Mondscheibe erscheint. Diese strahlende Lichtscheibe ist die Erde,
und man könnte vom Mond aus mit bloßem Auge die vierund-
zwanzigstündige Umdrehung des Erdballs erkennen. Wir würden
den Gegensatz der Festländer und der Ozeane wahrnehmen, auch
rings um den uns gerade Zugewandten Pol der Erde würde
sich das strahlende Weiß der Eismassen, das gletscherbedeckte
Innere von Grönland als weißer Fleck darstellen. Ununterbrochen
sähen wir die Erde sich drehen, während sie beinahe unbeweglich
über unserem Scheitelpunkte verharrte und alle Sterne des
Himmels langsam an ihr vorüberziehen. Inzwischen nimmt die
volle, strahlende Erdscheibe am Rande ab, gerade wie auf der
Erde der Mond nach dem Vollmonde. Und wenn die Erde sich
siebenmal um ihre Axe gedreht hat, ist ihre Scheibe nur noch
halb erleuchtet, es ist für den Mond das letzte Erdviertel ein-
getreten. Jetzt beginnt die Nacht sich ihrem Ende entgegenzu-
neigen, allein keine Dämmerung kündigt den baldigen Anbruch
des Tages an. Plötzlich blitzt im Westen ein Heller Lichtpunkt
auf, der sich rasch vergrößert, nach einiger Zeit sind rechts
und links davon noch andere goldig glänzende Flecke zu sehen,
und bald erkennen wir, daß es die höchsten Gipfel einer benach-
barten Gebirgskette sind, die bereits von den Strahlen der Sonne
getroffen werden, während die tiefere Fläche noch im vollen
Dunkel der Nacht ruht. Endlich steigt über den östlichen Hori-
zont ein leuchtender Strahlenkranz, nämlich die äußerste Um-
hüllung der Sonne, rasch nimmt er an Helligkeit zu und bald
darauf wird auch schon ein Punkt der eigentlichen Sonnenscheibe
sichtbar. Nach Verlauf von einer Stunde ist die Sonne voll-
ständig über den: Horizont, strahlend in einem Glanze, den unsere
Augen nicht zu ertragen vermögen, und die ganze Gegend ist
von blendendem Licht übergossen. Nur die tiefen Krater und
Gruben Zeigen im Innern noch pechschwarze, jedem Blick undurch-
dringliche Schatten. Die Erde ist zugleich mit der Sonne, und
zwar nunmehr als schmale Sichel, am Himmel zu sehen, und,
was auf den ersten Anblick überrascht, auch die Sterne stehen
am Himmel, trotz des Hellen Sonnenscheins. „In dieser Ent-
wicklung aus der langen Nacht zum Lichte, in dieser Morgen-
scene auf dem Mond trifft kein Laut unser Ohr. Zu dem
schwarzen Himmel empor fliegt kein Vögelnden öden Boden
schmückt keine Pflanze und belebt kein Tier. Stumm ist es an:
Boden wie am Himmel." Und wenn wir durch unsere Muskel-
kraft einen der benachbarten Felsblöcke bewegen und in den Ab-
grund schleudern, so bemerken wir sogleich, daß wir hier weit
größere Massen leichter bewegen können, als auf der Erde geringere,
allein der herabstürzende Fels stürzt nicht mit Donnergepolter,
sondern lautlos ins Dunkel des Abgrundes. Viele Stunden
verfließen, während deren die Sonne langsam zur mittägigen
Höhe emporsteigt und die Erde abnimmt, bis sie endlich nur noch
eine ganz fein leuchtende Sichel zeigt und zuletzt auch diese ver-
schwindet. »Endlich hat die Sonne ihre Mittagshöhe überschritten,
sie zieht langsam gegen Westen hin und von der Erdschei'be wird
wiederum eine feine Sichel erkennbar. Sieben Erdentage hin-
durch dauert der Nachmittag auf dem Monde und während die
Sonne zum Westhorizont herabsinkt, wird die Erdsichel immer-
breiter. Endlich entschwebt die Sonne dem Blick, tiefes Dunkel,
rabenschwarze Nacht umfängt uns, droben am Himmel aber
leuchtet die Erde hell in: ersten Viertel. Unzählige Sterne
umgeben ihre leuchtende Halbscheibe, aber diese Sterne funkeln
nicht, ihr Licht ist ruhig und still. Weiter schreitet dre Zeit,
immer größer wird der beleuchtete Teil der Erdscheibe, endlich
ist es „Vollerde" und Mitternacht auf dem Monde. Grausenvoll
niedrig aber ist die Temperatur, die um diese Stunde dort
herrscht, auf der Erde wäre selbst in der sibirischen Einöde ihres-
gleichen nicht zu finden, ebenso wie um Mittag auf dem Monde
eine Hitze herrscht, gegen welche die glühenden Wüsten Afrikas
nur als sehr mäßig warme Gegenden erscheinen können. Das ist
ein Tag und eine Nacht auf dem Monde; sie Zu überdauern ist
kein irdischer Organismus geschaffen.
Gin MverfLssrlikmer Clieck.
Untenstehende Illustration zeigt eine neue Form von Checks
oder Quittungen, welche in England unlängst patentirt worden.
In der Seitentabelle des Formulars wird der Betrag, auf den
das Papier lautet, Nummer um Nummer, durchlocht, welch
äußerst praktisches Verfahren jede Fälschung absolut unmöglich
macht.
Dies Verfahren läßt sich, im Prinzip, auf alle möglichen
Dokumente anwenden, wo immer nur es wünschbar erscheint gegen
unautorisirte Abänderungen ein sicheres Schutzmittel zu haben.
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Glühmayer Machte nach.
„Heut abend komm in die Post 'nauS — aber Du bist ja
ohnedies alle Tage draußen — wollen dann 'mal sehen."
Im Abendläuten da saßen im Postgarten Glühmayer und
Gefreiter Kernstecher und hatten sich zur Begleitung ibre Liebsten
mitgebracht. Der Glaningerfranzl war auch da und die Gusti
von Braunau lief unermüdlich ab und zu mit Kaffee und Bier.
„He, Gusti!" rief plötzlich Glühmayer, „dem Glaningerfranzl
noch ein Glasel! Heut ist ein wichtiger Tag für ihn, müssen
ihn doch leben lassen!" Damit erhob er sich. „Meine Herren
und Damen! Dieser anwesende Franzl Glaninger will sich ver-
heiraten. Geld hat er von den Alten, ein braver Bursch ist er,
treu und gutherzig. Seine Braut wird glücklich sein!"
Der Glaningerfranzl war rot geworden bei dieser Rede, die
Gusti aus Braunau aber bleich. Jetzt ließ sie wirklich das
Plateau mit den Flaschen fallen.
„Herrgott, was ist denn los?" riefen alle.
„Was los ist?" rief die Gusti weinerlich. „Nichts ist los,
als daß der Glaninger ein Scheusal ist! Just jetzt, wo ich ihm
seinen Brief hätt' beantworten wollen und ihm sagen, daß —
daß ich nichts dagegen habe — Und nun brach die Gusti von
Braunau in Helles Schluchzen aus.
„Kind, Du bist doch eine dumme Gans! Die, welche der
Franzl heiraten will, bist ja doch Du!"
„Wie? Ich? Wirklich? Aber Herr Glaninger, so reden
Sie doch!" rief sie strahlend, wie Sonnenschein unterm Regen.
Und er entgegnete nicht weniger strahlend:
„Was, Sie sagen wirklich nicht Nein, Fräulein Gusti? Ist
das aber gescheit!"
„Na, ob's just gescheit ist, wenn man ,Jrü sagt," meinte die
Frau Glühmayerin, so von der Seite ihren Mann anblickend
„Oder wenn man überhaupt heiratet," bestätigte Glühmayer
blinzelnd.
„Ja, 's ist wohl zu überlegen!" meinte die Gefreiterin Kern-
stecher. „Ein Mann ist leicht genommen, schwer wieder los-
geknegt."
„Weil die Frauen so ,anhänglich' sind!" warf Gefreiter Kern-
stecher eifrig ein.
„Jetzt hört aber einmal auf!" schrie Glühmayer, „sonst ge-
trauen sich die zwei jungen Leuteln wirklich nicht, einander zu
heiraten!"
Die beiden aber schauten einander in die Augen und lachten
„I, da könnt ihr reden so lang ihr wollt!" rief der Franzl
lachend. „Gelt, Gusti? Am Petersfriedhof in Salzburg drin,
da liegt mein Bruder Mucki begraben, der ist schon als Kind
gestorben und ein Engerl worden. Und bei dem seinem Grab
hab' ich die Gusti Zum erstenmal kennen lernen, und da hab' ich
gleich gewußt — ,es soll so sein?' -- Weißt noch, Gusti? Ge-
regnet hat's just."
„Ja. sagt mir nur," lachte der Glühmayer, „wann man hier-
in Salzburg überhaupt jemand kennen lernen könnte, ohne daß
es regnet?!"
„Stimmt!" riefen alle, denn eS fing bereits abermals „zu
tröpfeln" an. E. M. Vacano.
Ein Ausstug aus den Mond.
Von
Asleriscus.
(Alle Rechte Vorbehalten.)
H^lie Gegenwart ist die Zeit des raschen und weiten Reisens.
In 65 bis 70 Tagen kann man bequem den Erdball
umfahren, ohne von dem gewohnten Comfort das Geringste
zu vermissen. Man vermag also heute in zehn Wochen die größt-
mögliche Tour auf der Erde auszuführen, zu der vor wenigen
Menschenaltern noch mehrere Jahre mit tausend Gefahren und
zahllosen Unbequemlichkeiten erforderlich waren. Aber alle Hilfs-
mittel, welche der menschliche Geist und die menschliche Thatkraft
geschaffen haben, können uns bei unseren Ausflügen nicht von
der Erde Hinwegschaffen; auf immer sind wir an unfern Planeten
gebunden, und nur der Blick vermag von hier hinauszuschweifen
in den Weltraum und ahnungsvoll aufzuschauen zu den ewigen
Lichtern, die dort glänzen. Diesen unsern Blick Zu schärfen, daran
hat die menschliche Intelligenz ununterbrochen gearbeitet, indem
sie Fernrohre schuf, welche die entlegensten Gestirne uns nahe
bringen. Besonders derjenige Weltkörper, welcher der Erde am
nächsten bleibt, nämlich der Mond, ist Gegenstand aufmerksamster
Durchforschung geworden, und wir kennen heute die Gestaltung
seiner Oberfläche so genau, daß man Karten desselben besitzt,
die unseren Generalkarten vergleichbar sind. An der Hand dieser
Karten ist eine Bereisung der Mondlandschaften eine ebenso inter-
essante als einfache Sache, und wir wollen uns deshalb einmal
auf den Mond begeben, um zuzusehen, wie es dort aussieht.
Wollten und könnten wir diese Reise körperlich ausführen, so würde
sie selbst mit der schnellsten irdischen Fahrgelegenheit doch recht
lange dauern. Denn auch der rascheste Eilzug würde zehn Monate
brauchen, um bei ununterbrochener Fahrt den Weg bis Zum
Mond zurückzulegen, der Lichtstrahl dagegen durchmißt denselben
Weg in weniger als anderthalb Sekunden. Die Länge dieses
Weges beträgt aber im Durchschnitt 384,500 Kilometer, bald
etwas mehr, bald etwas weniger, denn der Mond ist nicht immer
gleich weit von der Erde entfernt.
Würden wir aber, gleichviel durch welche Kraft, nach dem
Monde versetzt, so könnten wir diesen Wechsel des Aufenthalts-
ortes zunächst nur höchst unangenehm empfinden. Wir müßten
nämlich bald ersticken, denn der Mond hat keine solche Lufthülle,
welche uns das Atmen gestattet, ebensowenig besitzt er Wasser,
und seine Temperaturverhältnisse entsprechen auch durchaus nicht
unseren Anforderungen und Bedürfnissen. Sonach ist es, alles
in allem genommen, nur möglich, die Bereisung des Mondes
lediglich im Geiste auszuführen, an der Hand der Forschungen
der Astronomen und Mondbeobachter.
Diese Erfahrungen haben zunächst dazu geführt, die Mond-
oberfläche als ein durch und durch gebirgiges Terrain zu er-
kennen Es gibt zwar auch dort Ebenen, allein dieselben sind
keineswegs der Meeresfläche oder selbst nur den ausgedehnten
Ebenen Südamerikas oder Asiens zu vergleichen, sondern angefüllt
Ein unverfälschbarer Check.
mit Hügeln, kleinen Kratern, Gruben und Bodenschwellungen.
Außerhalb dieser mehr ebenen Flächen starrt alles auf dem
Monde von wilden, zackigen Felsmassen und Hochgipfeln, da-
neben zeigen sich kraterförmige Gebilde in allen Größen, bis zu
Dimensionen, die fast unglaublich sind. Auf dem Monde gibt
es zahlreiche kraterförmigc Gebirgswälle, die eine Fläche um-
schließen, groß genug, um manches deutsche Fürstentum aufzu-
nehmen. Die größten Gebilde dieser Art nennt man Wallebenen,
die mittelgroßen, von etwa 5 bis 10 Meilen Durchmesser, Ring-
gebirge und die kleinen Krater. Die Tiefe dieser Krater ist bis-
weilen enorm groß. Es gibt solche, deren Boden 20,000 Fuß
tiefer liegt als der Gipfel der Umwallung. Und solche Abstürze
nach innen zu sind ost sehr steil und mit zackigen Felsmassen
besetzt, nach außen dagegen fallen die Wälle meist sehr sanft ab.
Welch ein Anblick müßte es sein, von den Zinnen eines solchen
Bergwalles in eine Tiefe zu schauen, welche die Höhe unseres
Montblanc über dem Meere noch um die Hälfte übertrifft!
Diese ungeheuren Ringwälle sind oft noch mit kleinen Kratern
bedeckt, die indessen die Größe des Vesuvkraters sogar erheblich
übersteigen. In manchen Gegenden hängen diese Krater so eng
aneinander, daß der Boden wie ein Sieb durchlöchert erscheint.
Die ganze Mondoberfläche ist ein starres Felsgerippe, welches
auf die großartigsten Wirkungen vulkanischer Thätigkeit hindeutet,
ja heute ist letztere noch nicht völlig erloschen. Von Zeit zu Zeit
bildet sich wohl noch eine kraterförmige Vertiefung oder es werden
Massen aus dem Innern des Mondes emporgetrieben. Viele
Erscheinungen deuten darauf hin, daß die letzte Epoche der vul-
kanischen Thätigkeit auf dem Monde noch bis zur Gegenwart
reicht. Wie bemerkt, gibt es auf unserem Trabanten keine Meere,
überhaupt keine großen Wassermassen. In einer sehr entlegenen
Vergangenheit hat jedoch der Mond unzweifelhaft Ozeane besessen,
denn mehrere der großen grauen Flächen, die man im Voll-
monde schon mit bloßem Auge erkennen kann, zeigen alle Eigen-
tümlichkeiten uralter, heute trockenliegender Meeresbecken. Die
Gesamtgröße dieser grauen Flächen beträgt etwa 170,000 Quadrat-
meilen, und es ist bezeichnend, daß die ersten Mondbeobachter sie
für wirkliche, wassererfüllte Seebecken hielten und als „Meere"
bezeichneten. Wenn heute unsere irdischen Ozeane plötzlich ver-
schwänden, also austrockneten, so würde, der Meeresboden uns
als ungeheure Fläche erscheinen, die außerordentlich eben wäre
oder nur sanft ansteigende Bodenwellen zeigte. Auch die höchsten
Inseln würden an diesem allgemein flachen Charakter des Meeres-
bodens wenig oder gar nichts ändern. Die Ebenen des Mondes
sind bei weitem nicht so monoton und flach, gleichsam als wenn
die ursprüngliche Fläche durch vulkanische Kräfte vielfach um-
gestaltet worden wäre. Der beste Kenner des Mondes, Professor
Schmidt in Athen, welcher vor einigen Jahren verstorben ist, sagt
hierüber: „Aehnlich wie auf der Erde durch Verteilung von Land
und Meer der Charakter einer Landschaft oder eines ganzen
Weltteils bestimmt wird, so auf dem Monde durch die Gestalt
und Verbreitung der grauen Ebenen. Das Auge haftet gern
auf den dunklen, oft zackig begrenzten Flächen, auf den weiß
schimmernden Streifen, welche ihre Einförmigkeit unterbrechen,
und auf dem blendenden Kranze mächtiger Grenzgebirge, welche
sie umgeben."
Mehr als die Schilderung der landschaftlichen Besonderheiten
der Mondoberfläche interessirt uns aber die Frage: Gibt es dort
oben Bewohner, wie wir Menschen sind ? Diese Frage wird oft
genug an den Astronomen gestellt, und sie hat eine große und
unbestreitbare Berechtigung, denn niemand kann leugnen, daß
Gewißheit darüber, ob auch jenseits unserer Erde denkende Wesen
vorhanden sind, für den Menschen von höchstem Interesse sein
muß. Durch direkte Beobachtung ist nun diese Frage nicht zu
lösen. Unsere großen Fernrohre ziehen durch ihre Vergrößerung
den Mond gewissermaßen in unsere Nähe, allein selbst das
mächtigste Instrument, welches gegenwärtig vorhanden ist, näm-
lich das Riesenfernrohr der Licksternwarte in Kalifornien, vermag
doch unter den günstigsten Verhältnissen den Mond nur so dar-
zustellen, wie man ihn mit bloßem Auge in mehreren Meilen
Entfernung sehen würde. In einer solchen Entfernung vermag
aber niemand ein lebendes Wesen zu erkennen, selbst ein Gebäude
müßte schon recht stattlich sein, wenn es noch sicher unterschieden
werden sollte. Dagegen würde man allerdings das Vorhanden-
sein einer mäßig großen Stadt sehr gut erkennen können, auch
von ihren allgemeinen Einrichtungen, Straßenzügen und so weiter-
würde man sich wohl einen Begriff zu machen in der Lage sein.
Große Eisenbahndämme, wie wir sie auf der Erde haben, würde man
auch zweifellos zu erkennen vermögen, wenn sie auf dem Mond
vorhanden wären, allein nichts dergleichen hat sich bis jetzt gezeigt.
Alle gegenteiligen Behauptungen sind bestimmt irrig. Man kann
sagen, daß wenn lebende Wesen auf dem Monde existirten, dies
höchstens in einer sehr entlegenen Vergangenheit der Fall war,
in einer Epoche, als auf unserer Erde noch keines Menschen Fuß
sich bewegte. Damals hat der Mond möglicherweise organisches
Leben beherbergt, aber heut ist er eine tote, lautlose Einöde.
Der Untergang alles Lebens auf dem Monde hängt jedenfalls
aufs innigste zusammen mit dem Schwinden von Wasser und
Luft daselbst. Leben kann nur bestehen, wo flüssiges Wasser ist,
und dieses ist in seiner
dauernden Existenz an
das Vorhandensein ei-
ner Lufthülle gebunden.
Hätte unsere Erde keine
Luft, so würde sie auch
bald ihr tropsbar flüssi-
ges Wasser verlieren, sie
würde eine starre, tote
Einöde, wie es der
Mond heute ist. Also,
kein Auge sieht vom
Mond aus die Herrlich-
keiten der Schöpfung,
kein Ohr vernimmt
dort einen Laut, kein
Nerv gewinnt dort die
Empfindung von warm
oder kalt. Wir können
uns aber vorstellen, wie
sich einem Menschen auf
dem Mond Tag und
Nacht darstellen würden, vorausgesetzt, daß ein Mensch überhaupt
dort einige Zeit verweilen könnte. Würden wir also plötzlich mitten
auf die uns zugekehrte Mondseite versetzt, und zwar Zur Zeit
des Neumondes, so würden wir über unserem Haupte eine ge-
waltige Lichtscheibe erkennen, dreizehnmal größer, als uns die
Mondscheibe erscheint. Diese strahlende Lichtscheibe ist die Erde,
und man könnte vom Mond aus mit bloßem Auge die vierund-
zwanzigstündige Umdrehung des Erdballs erkennen. Wir würden
den Gegensatz der Festländer und der Ozeane wahrnehmen, auch
rings um den uns gerade Zugewandten Pol der Erde würde
sich das strahlende Weiß der Eismassen, das gletscherbedeckte
Innere von Grönland als weißer Fleck darstellen. Ununterbrochen
sähen wir die Erde sich drehen, während sie beinahe unbeweglich
über unserem Scheitelpunkte verharrte und alle Sterne des
Himmels langsam an ihr vorüberziehen. Inzwischen nimmt die
volle, strahlende Erdscheibe am Rande ab, gerade wie auf der
Erde der Mond nach dem Vollmonde. Und wenn die Erde sich
siebenmal um ihre Axe gedreht hat, ist ihre Scheibe nur noch
halb erleuchtet, es ist für den Mond das letzte Erdviertel ein-
getreten. Jetzt beginnt die Nacht sich ihrem Ende entgegenzu-
neigen, allein keine Dämmerung kündigt den baldigen Anbruch
des Tages an. Plötzlich blitzt im Westen ein Heller Lichtpunkt
auf, der sich rasch vergrößert, nach einiger Zeit sind rechts
und links davon noch andere goldig glänzende Flecke zu sehen,
und bald erkennen wir, daß es die höchsten Gipfel einer benach-
barten Gebirgskette sind, die bereits von den Strahlen der Sonne
getroffen werden, während die tiefere Fläche noch im vollen
Dunkel der Nacht ruht. Endlich steigt über den östlichen Hori-
zont ein leuchtender Strahlenkranz, nämlich die äußerste Um-
hüllung der Sonne, rasch nimmt er an Helligkeit zu und bald
darauf wird auch schon ein Punkt der eigentlichen Sonnenscheibe
sichtbar. Nach Verlauf von einer Stunde ist die Sonne voll-
ständig über den: Horizont, strahlend in einem Glanze, den unsere
Augen nicht zu ertragen vermögen, und die ganze Gegend ist
von blendendem Licht übergossen. Nur die tiefen Krater und
Gruben Zeigen im Innern noch pechschwarze, jedem Blick undurch-
dringliche Schatten. Die Erde ist zugleich mit der Sonne, und
zwar nunmehr als schmale Sichel, am Himmel zu sehen, und,
was auf den ersten Anblick überrascht, auch die Sterne stehen
am Himmel, trotz des Hellen Sonnenscheins. „In dieser Ent-
wicklung aus der langen Nacht zum Lichte, in dieser Morgen-
scene auf dem Mond trifft kein Laut unser Ohr. Zu dem
schwarzen Himmel empor fliegt kein Vögelnden öden Boden
schmückt keine Pflanze und belebt kein Tier. Stumm ist es an:
Boden wie am Himmel." Und wenn wir durch unsere Muskel-
kraft einen der benachbarten Felsblöcke bewegen und in den Ab-
grund schleudern, so bemerken wir sogleich, daß wir hier weit
größere Massen leichter bewegen können, als auf der Erde geringere,
allein der herabstürzende Fels stürzt nicht mit Donnergepolter,
sondern lautlos ins Dunkel des Abgrundes. Viele Stunden
verfließen, während deren die Sonne langsam zur mittägigen
Höhe emporsteigt und die Erde abnimmt, bis sie endlich nur noch
eine ganz fein leuchtende Sichel zeigt und zuletzt auch diese ver-
schwindet. »Endlich hat die Sonne ihre Mittagshöhe überschritten,
sie zieht langsam gegen Westen hin und von der Erdschei'be wird
wiederum eine feine Sichel erkennbar. Sieben Erdentage hin-
durch dauert der Nachmittag auf dem Monde und während die
Sonne zum Westhorizont herabsinkt, wird die Erdsichel immer-
breiter. Endlich entschwebt die Sonne dem Blick, tiefes Dunkel,
rabenschwarze Nacht umfängt uns, droben am Himmel aber
leuchtet die Erde hell in: ersten Viertel. Unzählige Sterne
umgeben ihre leuchtende Halbscheibe, aber diese Sterne funkeln
nicht, ihr Licht ist ruhig und still. Weiter schreitet dre Zeit,
immer größer wird der beleuchtete Teil der Erdscheibe, endlich
ist es „Vollerde" und Mitternacht auf dem Monde. Grausenvoll
niedrig aber ist die Temperatur, die um diese Stunde dort
herrscht, auf der Erde wäre selbst in der sibirischen Einöde ihres-
gleichen nicht zu finden, ebenso wie um Mittag auf dem Monde
eine Hitze herrscht, gegen welche die glühenden Wüsten Afrikas
nur als sehr mäßig warme Gegenden erscheinen können. Das ist
ein Tag und eine Nacht auf dem Monde; sie Zu überdauern ist
kein irdischer Organismus geschaffen.
Gin MverfLssrlikmer Clieck.
Untenstehende Illustration zeigt eine neue Form von Checks
oder Quittungen, welche in England unlängst patentirt worden.
In der Seitentabelle des Formulars wird der Betrag, auf den
das Papier lautet, Nummer um Nummer, durchlocht, welch
äußerst praktisches Verfahren jede Fälschung absolut unmöglich
macht.
Dies Verfahren läßt sich, im Prinzip, auf alle möglichen
Dokumente anwenden, wo immer nur es wünschbar erscheint gegen
unautorisirte Abänderungen ein sicheres Schutzmittel zu haben.