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Jäger, Hermann
Gartenkunst und Gärten sonst und jetzt: Handbuch für Gärtner, Architekten und Liebhaber — Berlin, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.20105#0037

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Klcinasicn und Persien.

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zeigt; dort ist ein Weg mit liegenden mythischen Tieren von Stein eingefaßt. Ferner
war das Grabmal des Nngustns in Rom ein ähnlicher Bau mit Gartenterrasscn. Daß
solche Jdcen zn allen Zeiten in den Köpfen der Architekten wieder auftanchten, beweist der Plan
Schinkels zu einem nicht zur Ansführung gekommenen Terrassenschlosse für den Kronprinzen
von Prenßen. Dasselbe sollte sich anf einem künstlichen, mit Bäumen bepflanzten Terrassen-
berge erheben, was an der Spree ein ebenso großes Wunder gewesen wäre, wie in Babylon.
Endlich ist erst in neuester Zeit ein Prosekt zn dem neuen Museum in Berlin von ähnlicher
Konstrnktion bekannt geworden.

Außer Babylon werden der Semiramiö noch zwei andere Gärten zugeschrieben; der
eine lag (nach Diodor) bei Chenon am Fuße des Bergeö Bagistanos (griechisch) oder
Bisntnm (römisch), nahe bei dem hentigen Kiomantschah, an der Straße von Bagdad nach
Hamadan. Der andere Garten war (nach Moses von Ch orena) bei der Stadt Wail in

Armenien. Nach Anderen sind die Gärten von Bagistan und der bei Chenon in Mcdien

verschieden. Der Letztere wird größer angegeben. Bisutum hatte im Altertume einen so

großen Ruf, daß Alexander der Große auf seinem Zuge nach den nykäischen Pferdeweiden

einen Umweg dahin machte, um den Ort zu sehen. Annähernd wörtlich sagt Diodor
über Bagistanos: „Semiramis zog an der Spitze eines großen Heereö nach Medien. Alö
sie bei dem Berge Bagistan anlangte, ließ sie an der Höhe desselben ein Lager aufschlagen
nnd einen Park von 12 Stunden Umfang anlegen. Jm Umkreise dieses Gartens, der in-
mitten einer Ebene (auf einem Bergplateau) lag, befand sich eine wasserreiche Quelle,
welche zur Bewässernng benutzt wurde. Die senkrechten Felsen an der einen Seite des
Parkes erhoben sich zu einer Höhe von 6 Stadien. Jn der Folge meißelte man
auf der geglätteten Felswand die Gestalt der Königin aus, umgeben von ihrer Leibwache,
darnnter eine syrische Jnschrift, welche besagt, daß Semiramis die Geschirre der Maul-
tiere des Heeres an den Fuß des Berges zusammentragen ließ, welche ihr als Treppe
gedient, nm die Spitze des Berges zu ersteigen." Die noch erkennbaren Basreliefs sind
verwittert und verstümmelt, die Jnschriften nicht mehr zu sehen.

Jm ganzen Altertume waren die sabelhaften Gärten deö phrygischen Königs Midas
berühmt, welche wegen ihrer vielen Rosen auch die Rosengärten des Midas genannt
wurden. Jch erwähne sie nur, weil der Sage nach dieser König aus Thrakien nach
Phrygien in Kleinasien answanderte. Herodot mag aber wohl die Gärten in
Thrakien geschildert haben. Der Mythe nach beranschte sich Silen in diesem Garten an
einer mit Wein gemischten Quelle und wurde gebunden vor Midas gebracht, der ihn
wieder dem Bakchos (Bachus) zustellte und dafür das unglückliche Geschenk, daß sich alles
in Gold verwandelte, erhielt. Die späteren Hirtengedichte, besonders Virgils, schildern
diese Gärten überaus phautastisch, natürlich nach eigner Phantasie der Dichter, mit derselben
Wahrheit, wie die Eselsohren des Midas in der griechischen Komödie.

Bestimmter werden die Gärten der Perser beschrieben, welche die Griechen in den
schon vor der Zcit des Perikles mit Persien geführten Kriegen kennen lernten. Unter
Persien dürfen wir aber nicht an das hentige Persien, sondern müssen an das Ganze von
den damaligen Persern beherrschte westliche Asien denken. Der Wüstencharakter vieler
Gegenden forderte znr Anlage großer schattiger Gärten auf; kleiue Gärten genügten hier
nicht. Sie wurden im Altertnme Paradiese (oder Paradeise) genannt, und wahrscheinlich
bernht unser biblisches Paradies auf der Beschreibung solcher Gärten oder gartenmäßig
 
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