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Jäger, Hermann
Gartenkunst und Gärten sonst und jetzt: Handbuch für Gärtner, Architekten und Liebhaber — Berlin, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.20105#0533

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Die botanischen und zoologischen Gärten.

511

Raum einnehmen. Da viele einzelne Gehege notwendig sind, so wcrden viele Buchten,
Landzungen nnd Jnseln nötig, so daß zwar vicle Abwechselnng, aber sür große Wasser-
flächen nur wenig Raum vorhanden ist. Da zur Verbindung und Uebersicht ungewvhnlich
viele Brücken nötig werden, so dienen solche sowohl zur Uebersicht, als znm Schmuck.

II. Schcru- irnö Wrrtelrhclltirrrgsgär:terr füv errr
gieotzes H^rrötrkrrrrr.

Hierzu gehören vor allem viele sogcnannte Stadtgärten, welche aber wohl von den
öfsentlichen Stadt-Gartenplätzen, die man Squares nennt, unterschieden werden müsseii,
ferner solche Gesellschaftsgärten, mit welchen zwar Restaurationen, Konzerte rc. verbunden
sind, wo aber der Garten und dessen Genuß die Hauptbestimmnng bleibt. Die Stadt-
gärten sind wirkliche Gärten mit meist glanzvollen Blumenanlagen, gewissermaßen Schmuck-
plätze der Stadt, mehr znm Ansehen als zum längeren Aufenthalt nnd selten mit Restan-
rationen und Konzertplätzen verbunden. Nur große nnd reiche Mittelstädte können sich
diesen Luxus gönnen. Die Gesellschafts- und Unterhaltungsgärten gehören meist Aktien-
gesellschaften und sind auf Spekulation gegründet, und das Publikum hat nur durch Er-
legung eines Eintrittsgeldes oder Uebernahme eines Abonnements Zutritt. Diese Gärten
werden am besten charakterisiert, wcnn ich als Beispiele den „Palmengarten" in Frank-
surt a. M. und die „Flora" in Charlottenbnrg und Köln nenne, von denen Fig. 207, 208,
230 nnd 243 einen Begriff geben. Diese Gärten beider Art sind glänzend ausgestattet und
erfordern eine besondere Anzuchts- oder Kultnrgärtnerei. Alles, was man sieht, sind
Schau- und Prunkstücke, wie sie in einem Privatgarten selten ausgeführt werden können.
Allerdings unterläuft ost etwas Spielerei dabei, nnd es werden einem staunenslustigen
Publiknm, welches geblendet sein will, gelegentlich Dinge vorgesührt, welche von der Knnst
als geschmacklos oder gegen alle Gesetze derselben zn verwersen sind. Dies bezieht sich jedoch
nur auf besondere unnatürliche gekünstelte Darstellungen von Formen, wozu Blumen und
Pflanzen nicht geeignet sind. Beispielsweise nenne ich- Pvrtraitköpfe berühmter Menschen,
wie man sie in dem Stadtgarten einer Stadt der nordamerikanischen Freistaaten in dcn
Köpsen zweier Präsidenten aus farbigen Pslanzen darzustellen versucht hat; oder auch Tier-
gestalten und künstliche Namenszüge, wie es schon die Römer thaten. Ein kindlicher Ge-
schmack findet zwar Freude an solchen Figuren, aber schön findet sie eigentlich niemand,
und die Gärtner thäten besser, Zeit und Mühe zn etwas Besserem anzuwenden. Diese
Art Prunkgärten sind so recht eigentlich eine Zeiterscheinung, und sie sinden so viel Beisall,
daß man sie überall nachzuahmen sucht und der Mangel an Geld das einzige Hindernis
ihrer allgemeinen Verbreitung ist. Hossen wir, daß diese Bestrebnngen nach schönen Stadt-
gärten nicht erkalten, daß neue Anlagen sich edler vornehmer Einfachheit befleißigen und
die angedeuteten Ausartungen und Geschmacklosigkeiten nicht weiter greisen. Jn dieser
Hoffnung begrüßen wir die Anlagen solcher Kunstgärten als einen Fortschritt der Kunst-
bildung des großen Publikums, müssen aber ernstlich abraten, daß Privatpersonen mit
bescheidenen Gärten und ungenügenden Mitteln und Einrichtungen, solche Dinge, selbst
die nicht zu sehr gekünstelten, nachahmen.

Jn diese Abteilung gehören auch die Hotelgärten, welche wir besonders in Ländern
und Gegenden mit großem Fremdenzuflnß sinden. Der Schweizer Pensionsgärten wurde
 
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