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Jäger, Hermann
Gartenkunst und Gärten sonst und jetzt: Handbuch für Gärtner, Architekten und Liebhaber — Berlin, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.20105#0534

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Wissi.'iischaftlichen und anderen Zwccken dicnende Gärtein

schon gedacht, ebenso wurden cinige zn demselben Zweck bestimmte Gärten an dcr Riviera
genannt. Wir finden sie auch an den oberitalienischen Seen. Besonderen Lnxuö hat man
bei einigen großartigen Hotels in Nordamerika entfaltet, wo eö sörmliche Hotelparke gibt.

Auch die Gartenanlagen der bevorzugten Bäder mögen hier erwähnr werden, da sie
denselben Zweck haben nnd im Lnxns der Blnmenanlagen einander zu überbieten suchen.

III. Aie pcrrrkcrrrLigen ZZegrrcibnispl'cihe.

Bei allen Völkern mit einer vorgeschrittenen Kultur gehört die Sitte, die Gräber der
teuren Verstorbenen zu schmücken, besonders mit Blumen zu bepflanzen, zum allgemeincn
Gebrauch, und es kam nur darauf an, diese Ausschmückung einigermaßen zu regeln und zu
erleichtern dadurch, daß man Friedhofsgärtner anstellte und das Ganze beaufsichtigen und
unterhalten ließ. Dies sührte zur Anlage schmuckreicher gartenmäßiger Eingänge und zu
Gehölzpflanzungen, welche die wenig geschmückten Gräber und einfürmigen Flächen der
allgemeinen Abteilungen etwas verdecken und unterbrechen, zu schattigen Alleen der Haupt-
wege und einigen erweiterten Plätzen mit Ruhebänken. Neue Friedhöfe umgab man sofort
init baumschattigen Wegen, und wo bei der Anlage ein gut gebildeter Landschastsgärtner
beteiligt war oder ein maßgebender städtischer Beamter Sinn für Gartenverschönerungen
hatte, wurden anstatt Alleen als Umgebung der eigentlichen Gräberfelder schmale parkartige
Pflanzungen mit einem das Ganze umgebenden Hauptwege angelegt. Zuweilen wurde
auch eine Ecke, welche sich der bedingten Regelmäßigkeit nicht fügte, mit Bäumen be-
pflanzt und parkartig eingerichtet. Aber lange dachte niemand daran, diese parkartigen
Umgrenzungen und Anhänge als Begräbnisplätze zu benutzen und die vielbegehrten
Erbbegräbnisse dahin zu verlegen. Dazu waren die Parkstreifen meist viel zu schmal,
weil die Bodenfläche zu knapp bemessen war. Erst um die Mitte dieses Jahrhunderts sing
man in einigen großen Städten an, den neuen Friedhossanlagen mehr Ranm zuzumessen
und die landschastlichen Anlagen zu vergrößern. Und dabei ist es geblieben, wird es wohl
auch bleiben, denn Europa kann dem Beispiele Nordamerikaö aus Mangel an geeigneten
Bodenflächen nicht folgen. Wie sich dort die parkartigen Friedhöfe entwickelt haben, wie
es eigentliche Landschaftsgärten, welche hunderte von Acres umfassen, zilgleich öffentliche
Volksgärten geworden sind, haben wir bei der Betrachtung der Gärten Nordamerikas im
zwölften Abschnitte kennen gelernt.

IV. ArrsfteCirngen.

Die gärtnerische Kunst bei Ausstellungen kommt auf zweierlei Weise zur Geltung:
auf allgemeinen Ausstellungen als Dekoration und Ausfüllung, auf Gartenbau-Aus-
stellungen als Selbstzweck. Als die erste internationale Weltausstellung in London
stattfand, vereinigte der von Joseph Paxton erbaute Glasbau, Krystallpalast genannt,
alles, und die Ausgabe des Gärtners bestand bloß in der gartenmäßigen Verschönerung
der Umgebung des Ausstellungsgebäudes, wobei zugleich eine Ausstellung von Pflanzen im
Freien mitwirkte. Als man aber anfing, die Ausstellungsgegenstände in verschiedenen Ge-
bäuden unterznbringen nnd einen großen Platz im Freien zu benutzen, konnte man die
 
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