Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jäger, Hermann
Gartenkunst und Gärten sonst und jetzt: Handbuch für Gärtner, Architekten und Liebhaber — Berlin, 1888

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20105#0487

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
vierzehnter Abschnitt.

Dir drutschm Gärten der GegenivÄrt*).

Die hervorragenden deutschen Ziergärten und Parke der Gegenwart können aus zwei wich-
tigen Gründen nicht ausführlich besprochen werden. Erstcns, weil sie gegenwärtig und darnm
noch veränderlich sinch auch soll dieses Buch keiu Führer durch die jetzigeu Gärteu sein; zweiteus
wäre es unmöglich, alle beachtenswerteu schöuen Gärten aufzuzählen, gleichwohk aber Unrechtz
einige bekannte vorzuziehen und auszuzeichnen, dagegen andere gleichwertige, vielleicht
schönere wegen Unkenntnis derselben mit Stillschweigen zu übergehen. Es kann sich
daher hier nur um eineu allgemeiuen kurzen Ueberblick Haudeln.

An den Fürsteuhöfen und bei der höchsten Aristokratie ist seit Fürst Pücklers und
Lennes Zeit eine Art Stillstand in Neuschöpsungen eingetreten, wosür mehrere Ursachen
gefunden werden können. Erstens wareu bereits fast alle Schlösser und Landsitze mit
Gartenanlagen versehen, erst im sranzösischen, dann im englischeu Geschmack, so daß es uicht
viel zu thuu, höchstens zu äuderu gab, zweitens sind die Fürsten und großeu Landbesitzer
sparsamer geworden, müssen so vielen andern Ausprüchen genügen, daß für Gartenluxus
wenig übrig bleibt; endlich scheint gegenwärtig seit dem Tode des Erzherzogs Stephan
von Oesterreich, Besitzer der Schaumburg in Nassau, und des Prinzen Karl von Preußen,
kein hoher Herr eine besondere Gartenkunst-Leidenschaft zu haben, und eine solche gehört
dazu, wo etwas Bedeuteudes geschaffen werden soll. Daß diese Angaben auf Vermutungen
beruhen, muß ich aus dem Grunde zugeben, weil es jedenfalls mir unbekannt gebliebene
Ausnahmen gibt.

Was die Fürsten und Großen unterlassen, haben sich dagegen städtische Verwaltungen
angeeignet, denn noch immer sind Städteverschönerungen durch kommunale Garten- uud
Parkanlagen im Zunehmen. Fast jede mittelgroße Stadt hat jetzt einen Stadtgärtner zur
Anlage und Pflege der öffentlichen Gärten. Die nach dem Kriege von 1870 durch Nieder-
legen der Festuugswerke erweiterten Städte haben viel Raum gewonneu, wovon in den

*) Jch wiederhole, daß ich zu Deutschlaud uach wie vor das jetzt politisch davou getrennte deutsche
Oesterreich zähle.
 
Annotationen