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Jäger, Hermann
Gartenkunst und Gärten sonst und jetzt: Handbuch für Gärtner, Architekten und Liebhaber — Berlin, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.20105#0148

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132

Die Gärten der italienischen Renaissance.

Moos und Grün überzogen nnd so nnr gewonnen. Jhre Mosaik ist eine echte und schöner
als alle kunstvollen des Fußbodens."

Jch verzichte auf weitere Schilderungen der übrigen Villengärten, da sie sich doch alle mehr
oder weniger gleichen. Gute Namen haben in dieser Gegend noch folgende. Unterhalb
Frascati liegt die schöne Villa Mondragone, leider bei der Revolution arg mitgenommen
und wohl kaum gut erhalten. Villa Borghese, sonst Costaguta genannt, in der Nähe von
Porto d'Anzio nnd Nettuno, ein Lieblingsaufenthalt Pius IX., gehört einer jüngeren
Linie der Familie, imponiert durch das vierhundertfenstrige Schloß, hat aber als Garten
keinen besonderen Ruf, aber eine Herrliche Avenne von alten Stacheleichen mit einem
Portikus von Weinreben als Cingang. Da sie zur Frühlingszeit bewohnt ist, so sind die
Gärten gut unterhalten. Villa Falconeri, 1548 angelegt, macht sich schon von sern durch
die riesigen Platanen kenntlich. Das Kasino Rnffinella, von Vanvitelli angelegt, steht
auf dem Platze, wo das „Gymnasium" Ciceros lag. Ferner Villa Conti mit schönen
Kaskaden und Villa Cesarini bei Genzano. Endlich haben wir noch der Villa Papa in Kastell
Gandolfo zn gedenken, welche tieser im Gebirge über dem Albanersee liegü Sie wnrde
1623—1614 von Urban Vlll. (Masseo Barbarini) auf den Trümmern einer Villa des
Domitian angelegt. Demselben Papst verdankt die Gegend am Albanersee bis Genzano
und Arricia vicle Verschönerungen, darunter die wegen ihrer riesigen alten Bäume und dnrch
die Bilder von Calamc berühmten Alleen, welche man die oberen und nnteren Galerien
nennt. Gandolfo war ein Sommeraufenthalt der Päpste, wurde aber von Pius IX. seit
seiner weltlichen Entthronung nicht mchr besncht. Die Gärten haben herrliche, halb natür-
liche Grotten, sowie Brunnen, darunter den berühmten antiken Nymphenbrnnnen mit einer
sich waschenden Nymphe. Die sogenannten Grotten der Diana am Albanersee unterhalb
Gandolso gchören zu keiner Villa, sind Reste altrömischer Gartenanlagein Es sind
förmliche Wohnräume in den Felsen hineingewölbt und einst reich verziert. Eine wenig
gekannte, aber schöne stilvolle Villa ist die Fig. 42 abgebildete ehemals oder noch dem
Großherzog von Toskana gehörende am Monte Pincio, das Muster eines Stadtgartens.

Anöeve Werrclissclncegävterr rrr ILcltrerr.

Der Charakter dieser Gärten bleibt sich in Jtalien überall ziemlich gleich. Sie
nehmen in der Regel die schönsten Lagen aus Hügeln und an Bergabhängen ein und
imponieren dem Nordländer besonderS durch südliche Gewächse. Betrachten wir einige
naher. Besonderen Rnf hatten die der Hcrzöge von Ferrara schon vor der ersten Renaissance-
zeit. Jn Verona ist die Villa Giusti noch heute berühmt und wird von allen Fremden besucht,
leider ist sie seit 1881 dnrch Winterkälte ihres schönsten Schmuckes und der größten Berühmt-
heit, der alten Cypressen, beraubt, und außer der schönen Anssicht von der Höhe hat der Garten
nichts Anziehendes mehr. Er gehört in seiner jetzigen Gestalt eigentlich der Zeit des franzö-
sischen Stils an, aber es bestand ein Garten dort bereits im 14. Jahrhundcrt. Da dieser
Garten natürliche Felsen hat und dcr Ranm vor der hochliegenden Villa beschränkt ist, so
kommen mancherlei Abweichungen vom Stile vor. — Die Villen der lombardischen Ebene
unterscheiden sich von den oben genannten Gärten dnrch ihren Mangel an Terrassen. Einen
 
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