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Jäger, Hermann
Gartenkunst und Gärten sonst und jetzt: Handbuch für Gärtner, Architekten und Liebhaber — Berlin, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.20105#0051

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Die Gärten der Nömer.


Zweiter Abschnitt.

Die Gärten der Rvmer.

Erst bei den Römern stehen wir anf dem festen Boden der Geschichte. Es sind uns
durch zahlreiche Schriftsteller der Römer selbst nicht nur ziemlich genane Angaben über
das Vorhandensein, die Zeit des Entstehens und die Einrichtung römischer Gärten er-
halten wordcn, sondern auch zwei ganz genaue, bis in das Einzelne gehende Beschreibungen,
nämlich die des jüngeren Plinius don seinen beiden Villen Tuscnm und Laurentinnm.
Endlich haben die Ausgrabungen von Pompeji Gärten niit noch erhaltenen Wegen, Bassinch
Wasserleitungen, Blumengefäßen u. a. m. blosgelegst von welchen man zwar nicht auf
die Gärten im allgemeinen, namentlich nicht auf die großen, aber doch auf den Geschmack
der Zcit in der Einrichtung von geschmückten Hausgärten schließen kann. Daß die Römer
ihren Gartengeschmack von den Griechen, vielleicht auch itnmittelbar von den Orientalen
erhalten haben, wurde schon im vorigen Kapitel als Vermutung ausgesprochen. Was sic
aus dem eroberten Osten annahmen, trugen sie weiter nach Westen und Norden. Die un-
ermeßlichen Reichtümer, welche sich ansammelten, führten zu dem größten Luxns in allen
Dingen, besonders auch in den Gärten. Letztere wnrden durch die Neignng der Römer für
das Landleben und den Grvßgrundbesitz noch besonders begünstigt. War schon in Jtalicn
der Besitz fast aller Ländereien nur in wenigen Händen, so steigerte sich dies noch in den
eroberten Provinzen, wo den Besiegten mit wenigen Ausnahmen der Grnndbesitz entzogen
und den Heersührern und Verwaltungsbeamten übergebew oder auch von diesen sich ge-
waltsam zugeeignet wnrde. Durch den Besitz frnchtbarer Provinzen, welche alle Nahrungs-
mittel in Fülle lieferten, verfiel in dem im allgemeinen wenig fruchtbaren Mittel- und
Unteritalien der Ackerban und wurde häusig durch Lustanlagen beschränkt, hie und da sogar
verdrängt. Wohl niemals ist ein Land so reich an Schmuckgärten wie Jtalien zur Kaiser-
zeit gewesen. Die Umgebungen großer Städte bis in weite Entfernungen, schöne Gebirgs-
lagen und Küstengegenden, die Ufer der Seen — knrz, überall wo es irgend reizvoll und
fruchtbar war, bedeckte es sich mit Villen. Hierzn kamen besonders am Meere die Badeorte,
welche llnsere jetzigen Bäder wie Ostende, Brighton, Biaritz n. a. O. weit übertrafen.
Heutzutage leben die Fremden wenige Wochen im Hotel, in Alt-Rom hatte jede vornehme
Familie am Meere eine prächtige Villa oder wenigstens ein hübsches Haus, etwa wie jetzt die
fürsilichenFamilienbei GinundenamTraunsee. DieAehnlichkeitderdamaligenreichenBesitzungen
 
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