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https://doi.org/10.11588/diglit.20105#0332
Zehnter Abschnitt.
Die Nusbreitung des landschastlicheu Gartenstils
austerhalb Englauds.
Die neuen englischen Gärten waren ein Ereignis, welches das gesammte Eurvpa
bewegte, und mit Begierde trachtete man nach Nachahmnngen. Cche noch die englischen
Gärten im neuen Stil sertig waren, als man noch in der Zeit der Versuche war, ahmte
man sie schon nach. Die Kunst, solche Gärten anzulegen, schien so leicht, daß jeder Dilettant,
der ewas darüber gelesen hatte, einen Versnch wagte. Wenn der Gutsbesitzer ein Stnck
Wald in der Nähe des sogenannten Schlosses besaß, daran eine Wiese, durch welche viel-
leicht ein Bach sich schlängelte, oder gar einen Teich, eine hügelige Schaftrift, so war das
Material zum Park vorhanden. Wo der Wald fehlte oder nicht groß genng war, wurden
an Anhöhen Fichten, Kiefern, Lärchen und Birken gepflanzt, in der Tiefe rasch wachscnde
Pappeln, Espen, Eschen nnd Weiden. Gebüsche erhielt man am schnellsten dnrch Busch-
weiden nnd den bereits vorhandenen rotästigen Hartriegel (0omiu8 nlsta). Dann wurde
vom Herrenhause oder vom alten Garten aus ein schlangenförmig gewundener Weg
über die Wiese nach dem Walde, oder durch den Wald über die Wiese angelegt, im
günstigen Falle biö auf eine Anhöhe mit einem Aussichtspnnkt, denn ein solcher war
das höchste Ziel des Strebens. Ein zweiter Weg dnrch die ganz gleiche Szenerie diente
znm Rückwege, felbstverständlich ganz zwecklos gekrümmt nnd verlängert; beide Wege so
gesührt, daß möglichst viele Brückchen über Gräben nötig wnrden, diese ausfallend hoch
gewölbt, damit sie weit gesehen wurden, nnd das Vergnügen des Steigens auf ebenem
Boden nicht verloren ging; so ungefähr verfuhr man, und der englische Garten war
fertig. Glücklich, wer ein rauschendes Mühlwehr in den Park ziehen konnte oder einen
schönen Teich, in welchem sofort eine Jnsel angelegt wurde, mit Häuschen für Schwäne
und Enten, vielleicht gar einem Pavillon. Wurde die Jnsel dnrch Ausgraben des so ver-
größerten Teiches gebildet, so lag sie nahe genug am Ufer, um mit einer Brücke verbnnden
zn werden. Das Höchste aber, was der romantische Sinn erreichen konnte, waren Felsen,
denn sie sind nicht nnr- nicht überall zn haben, sondern eignen sich auch zn besonderen
malerisch-poetischen kleinen Bauwerken, Grotten, Wasserfällen u. s. w. chinesischer Art.
Gartensitze sind eigentlich etwas sehr unwesentliches, aber in den neuen englischen Gärten
bekamen sie eine unberechtigte Wichtigkeit in Verbindung mit deu Aussichten in die Land-
Die Nusbreitung des landschastlicheu Gartenstils
austerhalb Englauds.
Die neuen englischen Gärten waren ein Ereignis, welches das gesammte Eurvpa
bewegte, und mit Begierde trachtete man nach Nachahmnngen. Cche noch die englischen
Gärten im neuen Stil sertig waren, als man noch in der Zeit der Versuche war, ahmte
man sie schon nach. Die Kunst, solche Gärten anzulegen, schien so leicht, daß jeder Dilettant,
der ewas darüber gelesen hatte, einen Versnch wagte. Wenn der Gutsbesitzer ein Stnck
Wald in der Nähe des sogenannten Schlosses besaß, daran eine Wiese, durch welche viel-
leicht ein Bach sich schlängelte, oder gar einen Teich, eine hügelige Schaftrift, so war das
Material zum Park vorhanden. Wo der Wald fehlte oder nicht groß genng war, wurden
an Anhöhen Fichten, Kiefern, Lärchen und Birken gepflanzt, in der Tiefe rasch wachscnde
Pappeln, Espen, Eschen nnd Weiden. Gebüsche erhielt man am schnellsten dnrch Busch-
weiden nnd den bereits vorhandenen rotästigen Hartriegel (0omiu8 nlsta). Dann wurde
vom Herrenhause oder vom alten Garten aus ein schlangenförmig gewundener Weg
über die Wiese nach dem Walde, oder durch den Wald über die Wiese angelegt, im
günstigen Falle biö auf eine Anhöhe mit einem Aussichtspnnkt, denn ein solcher war
das höchste Ziel des Strebens. Ein zweiter Weg dnrch die ganz gleiche Szenerie diente
znm Rückwege, felbstverständlich ganz zwecklos gekrümmt nnd verlängert; beide Wege so
gesührt, daß möglichst viele Brückchen über Gräben nötig wnrden, diese ausfallend hoch
gewölbt, damit sie weit gesehen wurden, nnd das Vergnügen des Steigens auf ebenem
Boden nicht verloren ging; so ungefähr verfuhr man, und der englische Garten war
fertig. Glücklich, wer ein rauschendes Mühlwehr in den Park ziehen konnte oder einen
schönen Teich, in welchem sofort eine Jnsel angelegt wurde, mit Häuschen für Schwäne
und Enten, vielleicht gar einem Pavillon. Wurde die Jnsel dnrch Ausgraben des so ver-
größerten Teiches gebildet, so lag sie nahe genug am Ufer, um mit einer Brücke verbnnden
zn werden. Das Höchste aber, was der romantische Sinn erreichen konnte, waren Felsen,
denn sie sind nicht nnr- nicht überall zn haben, sondern eignen sich auch zn besonderen
malerisch-poetischen kleinen Bauwerken, Grotten, Wasserfällen u. s. w. chinesischer Art.
Gartensitze sind eigentlich etwas sehr unwesentliches, aber in den neuen englischen Gärten
bekamen sie eine unberechtigte Wichtigkeit in Verbindung mit deu Aussichten in die Land-