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Jäger, Hermann
Gartenkunst und Gärten sonst und jetzt: Handbuch für Gärtner, Architekten und Liebhaber — Berlin, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.20105#0123

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Villeiigärten in nnd bci Rom.

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voll, in der Umgebung reich mit Statuen geschmückt und überraschen oft durch die Lage
am Berge, wo man Wasser nicht sucht. Unsere Abbildung Fig. 26, stellt einen solchen
reich verzierten Brunnen dar. Die Alleen sind von großartiger Anlage und einer fast er-
schreckenden Länge für den Fnßgänger. Die kleinen Thaleinschnitte des maldigen Abhanges
mvgen den nach vollkommener Regelmäßigkeit strebenden Banmeistern Schwierigkeiten ge-
macht haben, vermehren aber die Abwechselnng und verleihen diesem Garten einen den
meisten Gärten dieses Stils ganz abgehenden Neiz. Auch ein waldiges Labyrinth fehlte
dem Boboligarten nicht. Zur Zeit der französischen Herrschaft in Toscana ließ man den
Boboligarten nicht nur verwildern, sondern wollte ihn auch in einen „englischen Garteiü^
verwandeln; aber der Großherzog Ferdinand III., obwohl ein Freund der natürlichen
Gärteu, ließ den Garten wieder in der ursprünglichen Form herstellen.

Ein anderer alter Garten in der Umgebung von Flvrenz ist Pratolino, ebenfalls nach dem
Plane von Buontalenti angelegt, dann verfallen, aber unter Cosmns II. wiederhergestellt,
später aber durch Zuthateu der Barockzeit verunstaltet. Mehr als zwei Jahrhunderte ver-
uachlässigt und vergessen, wurde cr zu Ende des vorigen oder Anfang des jetzigen Jahr-
hunderts durch den deutschen Gärtner Fritsch in einen Landschastsgarten nmgewandelt.
Ein noch vorhaudener Schmuck dieses Gartenö war die kolossale, allegorische Figur des
Apeuniu von Ammanati. Poggio Jmperiale, Villa del Giojello, Villa Mozzi u. a.
sind mehr dnrch historische Vorgänge berühmt geworden. Das entferntere Lustschloß Poggio
a Cuiuo am Flüßchen Ombrene, gehört zu den schöneren, noch bis zur Vertreibung deö
Landesfürsten gut erhaltenen Gärten.

WMengärkten in nnö bei Worn.

Wir nähern uns nun Rom, der Stätte, wo die ersten wirklichen Villen und Villen-
gärten, welche man Gärten der Renaissance uennt, entstanden. Die Oertlichkeiten, wo die
römischen Villen der Renaissancezeit sich auSbreiteten, waren ziemlich dieselben, wie bei den
alten Römern; Frascati am Albanergebirge, das alte Tusknlum bis Albano, während bei
den alten Römern Tibur (Tivoli) und die Umgegend beliebter war. Der erste Villengarten war
Villa Madama anf dem Monte Mario von Kardinal Juliuö von Medici zwischen 1492 und
1546 nach Entwürfen von Giulio Romano, dem Schüler Raphaels, angelegt. Sie ist seit
langer Zeit verfallen und kaum mehr dem Namen nach bekannt. Fast gleichzeitig ließ
Papst Paul III. die farnesischen Gärten auf der Stelle der Kaisergärten des Aventin
anlegen. Obschon fast in Rom liegend, hatte man doch natürlichen Wald IZosoo cki Uurun880
(Parnassuswäldchen), darin erhalten, welcher nachmals im 18. Jahrhundert zu dcn
arkadischen Spielereien der Dichterznnft, an dcnen die vertriebenc Königin Christine von
Schweden gern teiluahm, neu belebt wurde. Dieser nicht große, schöne Garten ist leider
verfallen und geteilt, auch seiner herrlichen Werke der Bildhanerknnst beraubt, welche zum
Teil in die Museen Roms und Neapels kamen. Was noch etwa übrig war, wurde durch
die Ausgrabungen im kunsthistorischen Jnteresse, durch die Franzosen während der Besitz-
zeit Napoleon III. vollends zerstört. Dann folgten bis in daö 17. Jahrhundert viele
andere bedenteude Villen. Es läßt sich aber ihre Entstehnng nicht in chrvnologischer Reihe
nachweiscn, was zu unsercm Zwecke auch nicht nötig ist, weil der Wcchsel dcs Stilö,
 
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