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Jäger, Hermann
Gartenkunst und Gärten sonst und jetzt: Handbuch für Gärtner, Architekten und Liebhaber — Berlin, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.20105#0540

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518

Wissenschaftlichen nnd anderen Zwecken dienende Gärten.

Außerdem enthält der Garten Tropfsteinhöhlen, einen Wasserfall und Vorrichtnngen zu
verschiedener magischer Beleuchtung, z. B. Mondscheinlicht, Sonnenuntergang u. s. f.
Höchst malerisch, besonders durch die Baumfarn, ist der Wintergarten des Grafen Ker-
kooe, des Bürgermeisters von Gent, in Gent. Wintergärten sür die Benntzung des
Publikums, wie der Palmengarten in Frankfurt a. M., die Flora in Charlottenburg und
Köln und ähnliche Anstalten, haben neuerdings auch große Hotels, z. B. in Berlin,
erhalten, welche nicht nur zur Benntzung der Gäste, sondern auch des großen Pnbli-
kums, zu Ausstellungen, Konzerten und Versammlnngen dienen. Jn allen diesen Winter-
gärtcn hat man auf die Anlage von Gebirgsszenen, mit Felsen, Treppen und Wasserfällen
den größten Wert gelegt, und solche Partien bilden stets den Hintergrund der Hauptansicht
Znr Erhöhung des Malerischen und Fremden hat man möglichst große Palmen aufgestellt.

VI. Die LcrrröesVerrscHörre^irrrg örrrtch KcrrtterrcrrrLcrgerr.

Der Sinn für Naturschönheit, das Aufsuchen und wahre Genießen dersclben ist bei keiner
Nation so ausgebildet, wie bei der deutschen. Zwar ist das Jdeal mancher Naturschwärmer,
ganze Landschaften durch nach malerischen Regeln angebrachten Baumpflanznngen zu ver-
schönern, unaussührbar, erstens weil die Landschaft nicht hauptsächlich zum Ansehen und
Genießen da ist, sondern um als Eigentnm des Volkes demselben Nahrung und matcriellen
Gewinn zn verschaffen, zweiteirs weil Eigentnmsverhältnisse es unmöglich machen würden,
selbst wenn die Mittel dazu vorhanden wären, aber es ist immerhin viel in dieser Hinsicht
geschehen, teils durch Fürsten, den Staat und Gemeinden, teils durch große Grnndbesitzer
und Vieles ist noch im Werden. Hierbei kann die Gartenkunst nicht entbehrt werden. Da
es sich aber hier nicht um wirkliche Gärten nnd Parke handelt, sondern nnr nm eine Nach-
hilse der Natur, so sind bei der Landesverschönerung gewöhnliche Landschaftsgärtner, selbst
wenn sie gebildet sind, nur dann zu gebrauchen, wenn sie von den gewöhnlichen Regeln abzn-
gehen verstehen und sich dem ,,Genius des Ortes" nnterordnen können, mit anderen Worten,
so pflanzen, daß die landschastliche Schönheit nur gehoben und frei gelegt wird, wo Hinder-
nisse dieselbe beeinträchtigen. Es gehört dazu ein besonderes Talent, welches in bezug anf
malerische Betrachtung und Benrteilnng gebildete Dilettanten häufiger besitzen, als Gärtner
von Prosession, die sich nicht leicht von dcn Jdeen und Gewohnheiten eines wirklichen Gartens
losmachen können. Es ist nicht meine Aufgabe, das Wesen der Landesvcrschönernng mit
Hilfe der Gartenkunst weiter zn erklären, sondern nur zn berichten, was in diesem Sinne
geschehen ist. Es sei nur kurz erwähnt, daß es darauf ankommt, das vorhandene Natnr-
schöne in der günstigsten Weise zu zeigen, nnd wenn nötig und möglich, zu verbessern.
Dies geschieht hauptsächlich durch die Anlage von Wegen nnd Aussichtsplätzen, Wegnahme
von Hindernissen für Aussichten, welche meistens ans Bäumen und Gebüschen bestehen,
und wo es zur Erhöhung der Schönheit und des Genusses vorteilhast erscheint, nene An-
pflanznngen zu machen.

Die Plätze, wo man in diesem Sinne etwas gethan hat, sind in der Regel sogenannte
schöne Gegenden, welche weniger von Nahewohnenden, als von Fremden aufgesucht werden.
Für Letztere hat die Spekulation Wohnnngen nnd Verpflegnng zu einem längeren Aufent-
halt eingerichtet, Plätze, die man in den Alpengegenden Sommerfrischen, anderwärts Lnst-
 
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