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Jäger, Hermann
Gartenkunst und Gärten sonst und jetzt: Handbuch für Gärtner, Architekten und Liebhaber — Berlin, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.20105#0367

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Llster Abschmtt.

Die drutschen Gärten der Neuzeit.

Wenn wir die Gärten zu Anfang des Jahrhunderts mit den jetzigen, ja schon mit
denen zu Ende der Zwanziger Jahre vergleichen, so sind dieselben so verschieden von
einander, daß sie eigentlich iu zwei getrennten Abteilungen behandelt werden müßten. Da
aber eine bestimmte Grenzlinie nicht gezogen werden kann, weil diese willkürlich wäre, so
soll in der Darstellung dieser Zeit keine Trennung eintreten. Nur die neueste Zeit wird
in einem ihr gewidmeten Abschnitte besonders behandelt werden, denn sie ist in vielen
Dingen abweichend. Die Geschichte dieser Zeit bis 1870 ist in Deutschland eng
verbunden mit dem Wirken dreier Männer: Sckell, Fürst Pückler-Muskau
und Lenns, aber neben ihnen gingen noch viele Andere ihren eigenen Weg, so
daß man kaum von einer ausgeprägten Richtung und Schule sprechen kann. Jn
Europa war vom Anfange des Jahrhunderts bis nach der Besiegung Napoleons und senier
gefürchteten Heerführer nnd Verwandten wenig Zeit und Sinn zu neuen bedeutenden
Gartenanlagen. Nur England hatte Ruhe und schritt stetig wenn auch wenig fort, ob-
schon auch hier die politische Erregung die zum Gartengenuß nötige Gemütlichkeit nicht
aufkommen ließ. Hierzu kam, daß bis zu Ende des Jahrhunderts bereits die meisten
Landsitze mit Gärten im ueuen Geschmack versehen waren. Wie es in Frankreich staud,
wissen wir aus dem vorigen Abschnitte. Deutschland kam bekanntlich seit Ende des acht-
zehnten Jahrhunderts gar nicht zur Ruhe, und selbst den von Napoleons Gnaden
geschassenen Rheinbundfürsten und deu zu Königen gewordeneu Herzögen u. a. wurde so
wenig Nuhe gelassen, daß sie nicht viel an schöne Kunst denkeu, geschweige viel darauf
verwenden konnten. Was in den Kriegsjahren in Bayern geschah, war schon vorher
angefangen. Ueberhaupt war der größere Teil der Landschaftsgärten auch in Deutschland
schon am Schlusse des Jahrhunderts fertig, und bis nach den deutschen Freiheitskriegeu wurden
nur wenige neue angelegt. Das ferner Liegende auf eine Schlußbetrachtung beschränkend,
soll uns jetzt nur Deutschland mit Einschluß von Oesterreich und der deutschen Schweiz
beschäftigen.

Zunächst muß ich eine unerfreuliche Thatsache berichten. Die Gärtner jener Zeit,
denen die Ausführung der neuen Landschaftsgärten übertrageu wurde, waren mit wenigen
Ausnahmen aus der alten Schule und hatten kein Verständnis für die neuen Gärten, die
 
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